Kulturphilter

Geschichte für alle: Zwei Studenten und ihr Podcast

Tausende Ohrenpaare lauschen regelmäßig His2Go, dem Geschichtspodcast von David und Victor. Seine beiden Macher studieren in Freiburg, David Geschichte und Englisch, Victor Geschichte und Französisch. Philtrat hat mit den beiden über ihre Motivation, den Podcast und die Produktion der einzelnen Folgen gesprochen.

Hier wird „Geschichte gesprochen“: David (links) und Victor bei der Aufnahme. Foto: Jürgen Gocke

Das Gespräch führte Michael Kister

Wie sieht euer Podcast aus und um was geht es darin?

Victor: Wir erzählen uns gegenseitig Anekdoten oder skurrile Geschichten, die aus der Weltgeschichte stammen. Die können ihren Ursprung in jeder Epoche und auf jedem Kontinent haben. Der Clou ist, dass der, der zuhört, im Voraus das Thema nicht kennt. Am Anfang jeder Folge bekommt er dann noch ein paar Fragen gestellt, die sein Wissen auf die Probe stellen. Da können alle Zuhörenden mitraten. 

David: Wir versuchen, Entertainment und Wissensvermittlung zu kombinieren. Unsere Folgen beruhen immer auf der fachwissenschaftlichen Literatur und auf einer gründlichen Recherche. Gleichzeitig wollen wir das aber so vermitteln, dass alle Menschen aus allen Altersgruppen mit unseren Folgen etwas anfangen können. Einmal machen wir das, indem wir jedes Mal den Kontext zu unseren Themen erklären. Außerdem achten wir darauf, dass jede Folge einen Spannungsbogen hat, sie soll etwas Interessantes bieten.

Studium und Podcasten — bekommt ihr das unter einen Hut?

Victor: Unsere Folgen kommen immer am 10., am 20. und am 30. jedes Monats raus. Grund dafür ist, dass wir uns gesagt haben: „Okay, wöchentlich und gleichzeitig Vollzeit-Studium, das ist hart.“ Alle zwei Wochen war uns aber auch zu wenig. Es ist schon manchmal anstrengend, das muss man ganz ehrlich sagen. Wir haben es bisher zwar geschafft, jede Folge rechtzeitig online zu stellen, aber es kann auch mal sein, dass sie am Erscheinungstag aufgenommen, geschnitten und um 23:30 Uhr hochgeladen wird. Wenn wir tatsächlich mal eine Klausur genau an dem Tag hätten, an dem eine Folge rausgehen soll, dann würden wir sie einfach früher aufnehmen. 

Wie findet ihr das Thema, über das ihr reden möchtet?

David: Wir sind zu Beginn unseres Podcasts mit einer eigenen Liste gestartet, die jeder von uns recht schnell zusammen hatte. Das waren einfach Themen, die wir interessant fanden. Sie sollten nicht zu allgemein sein, aber auch nicht so eng gefasst, wie eine Hausarbeit, sonst geht es zu sehr ins Detail und ist nicht mehr so spannend für die Zuhörenden. Ansonsten kommen wir im Alltag schnell auf Themen, wenn wir zum Beispiel Bücher lesen oder Filme gucken. Je bekannter wir geworden sind, desto mehr haben uns auch Leute geschrieben und Ideen vorgeschlagen. Mittlerweile haben wir echt schon eine sehr, sehr lange Liste, denn es kommen viel mehr Ideen rein, als wir alle zehn Tage aufnehmen können.

Wie geht es weiter, wenn der, der dran ist, sich ein Thema für die nächste Folge ausgesucht hat?

Victor: Wir legen einen Tag fest, an dem wir die Aufnahme machen, weil wir ja beide Zeit haben müssen. Dann hat man oft schon ein bisschen was angelesen und drei, vier Tage vorher fängt man richtig an. Je näher die Deadline rückt, desto intensiver wird die Vorbereitung. Wir schreiben uns ein Skript, damit wir nicht ganz frei sprechen. Das haben wir im Laufe der Episoden gelernt, weil es schwierig ist, zuzuhören, wenn zu viele Ähms in der Aufnahme sind und einfach nur Gedanken aneinandergereiht werden.

Habt ihr euch zum Aufnehmen euer eigenes kleines Studio eingerichtet?

David: Naja, unser Studio ist aktuell einfach unser jeweiliges privates Zimmer. Wir legen Decken aus, damit es nicht so sehr hallt. Das bringt hoffentlich was. Jeder hat ein ganz gutes Mikrofon, das er mitbringt. Aber mehr ist es nicht. Die Aufnahme dauert immer ungefähr eine Stunde. Davon bleiben am Ende meistens so 45 Minuten übrig, weil man sich ein paar Mal verspricht oder weil die Mitbewohnerin die Spülmaschine ausräumt.

Wie seid ihr überhaupt dazu gekommen, einen Podcast zusammen zu machen? 

David: Eigentlich war es eine Aneinanderreihung von Zufällen. Kennengelernt haben wir uns im Studium in einem Lateinkurs. Dann habe ich so seit 2019 angefangen, Geschichtspodcasts zu hören und Victor irgendwie auch dafür begeistert. Er hat uns darauf gebracht, die Podcast-Idee doch selber zu verfolgen, weil wir dachten: „Es gibt nicht so viele, das macht Spaß und wir können vielleicht etwas Besonderes bieten, was die anderen Podcasts nicht liefern.“ Also haben wir es Anfang 2020 versucht und sind dran geblieben. 

Und warum seid ihr dran geblieben?

Victor: Wichtig für unsere Entscheidung, dabei zu bleiben, war, dass wir am Anfang das Feedback bekommen haben, dass unsere Stimmen ganz angenehm seien. Wegen bestimmten Folgen waren wir auch einmal in den Top Ten auf Apple Podcasts und dann ging es sehr schnell. Zu Beginn haben wir gesagt, wenn wir 100 Zuhörende erreichen, machen wir weiter. Kaum hatten wir uns versehen, waren wir aber bei über 1000. Momentan sind es pro Folge plattformübergreifend zwischen 8.000 und 12.000 Leute. Das motiviert uns enorm.

Habt ihr persönliche Lieblings-Themenbereiche aus der Geschichte?

David: Wir haben zu Anfang mal überlegt, ob wir Lieblings-Epochen hatten, aber mittlerweile haben wir festgestellt, dass es die eigentlich nicht so richtig gibt. Man findet überall wahnsinnig interessante, erschreckende oder skurrile Geschichten. Mich interessiert die südamerikanische, vor allem die präkolumbianische Geschichte momentan besonders, weil ich darüber selber nicht wirklich viel weiß. Ich habe bisher drei Folgen dazu gemacht und es werden sicherlich noch ein paar kommen. 

Victor: Ich mache gerne was zur Antike, aber ich habe die Musik- und die Kunstgeschichte mit dem Podcast für mich entdeckt. Da gibt es zwei Folgen von mir, in denen zum Beispiel Komponisten und Musiker im Zweiten Weltkrieg eine Rolle spielen. Daneben finde ich historische Raubüberfälle spannend, in dieser Nische der Kunstgeschichte habe ich mich auch schon etwas bewegt. 

Was hören die Leute am liebsten? Sind Geschichten aus bestimmten Zeitperioden oder Gegenden besonders populär?

David: Wir versuchen natürlich, vorherzusehen, welche Folgen am meisten Zuhörende generieren. Aber wir liegen eigentlich genauso oft falsch, wie wir richtig liegen. Es ist total breit gestreut. Vielleicht ist der Bezug zur Popkultur eine ganz gute Idee, also etwas, wovon die Leute gehört haben. In diese Kategorie fallen unsere Folgen zu den Sieben Weltwundern, zur Ermordung Caesars oder zu den Assassinen.

Victor: Es kann auch total historisch sein, so wie die Perser, die kommen ganz gut an. Ebenso gut kann es auch etwas sein, das ein bisschen freier erzählt ist, ein Thema, das kein besonderes Geschichtswissen braucht.

Was gefällt euch am Format Podcast? 

Victor: Weil man kein Videomaterial braucht, ist zunächst die Hemmschwelle geringer, mit dem Podcast anzufangen. Es ist sicherlich auch ein Vorteil von Podcasts, dass jeder, der die Sprache spricht, zuhören kann.

David: Darüber hinaus haben wir uns den Titel His2Go ausgesucht, weil es unser Ziel war, dass jede und jeder es hören kann, wann immer sie wollen. Man kann es mitnehmen, man kann es zu Hause hören, vorm Fernseher, vorm Kamin oder beim Spazieren gehen, genauso morgens beim Autofahren. Und dafür eignet sich das Podcast-Format eben so gut. Es lässt sich auf dem PC abspielen und auf dem Handy überall hin mitnehmen.

Victor: Wir erfahren über die Nachrichten, die wir erhalten, dass die Leute uns wirklich überall zuhören. Ob es bei der Reha oder im Krankenhaus ist, beim Fitness, beim Kochen oder beim Hecke Schneiden in der Provence. Das finden wir natürlich toll.

Link zum Podcast: https://www.his2go.de/

 

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