Unileben

Warum München? Nachgefragt bei Auslandsstudierenden

München zählt nicht nur innerhalb Deutschlands zu den beliebtesten Unistädten, sondern ist auch international als Studienort gefragt. So kommen etwa an der TU München 38 Prozent der dort eingeschriebenen Studierenden aus dem Ausland. Was macht die Stadt für das Studium so attraktiv? Bei vier Studierenden aus verschiedenen Ländern haben wir nachgehakt: Warum gerade München? 

Mahdi (l.) und Louay kennen sich schon aus Tunesien und studieren nun beide an der TUM. Foto: Privat.

Von Ania Hoffmann Salán

Louay und Mahdi stammen aus Tunesien und studieren beide im vierten Semester an der Technischen Universität München. Louay traf die Entscheidung, seinen Informatik-Bachelor in München zu machen, zwei Jahre bevor er nach Deutschland kam. Die Idee aber schwirrte ihm schon viel länger im Kopf herum – allerdings nicht wegen der Stadt München, sondern wegen der Universität. Der 22-Jährige spricht über die vielfältigen Möglichkeiten, die sich Studierenden hier bieten: Menschen verschiedener Nationalitäten kennenzulernen, ein Netzwerk aufzubauen, Expert*innen verschiedener Fächer zu treffen und Programme wie UnternehmerTUM zu nutzen. 

Münchner Unis genießen einen ausgezeichneten Ruf

Fragt man Mahdi, warum er Maschinenbau in München studiert, nennt er als Grund zunächst, dass die TUM zu den besten deutschen Unis und auch zu den besten in Europa gehöre. Im Gegensatz zu Baden-Württemberg beispielsweise zahle man hier außerdem als internationaler Studierender keine höheren Studiengebühren. Speziell auf sein Heimatland Tunesien bezogen erklärt er zudem: Es gebe jede Woche Flüge nach Tunis, außerdem leben und studieren viele Tunesier*innen in München. Einige von ihnen, wie etwa Louay, kennt er sogar noch aus der Schule. Schon damals habe man darüber gesprochen, dass man vielleicht gleichzeitig in München studieren werde: „Als ich in Tunesien war, haben alle von der TU München oder der TU Berlin gesprochen. Viele haben ihre Meinung geändert und studieren woanders.“ Anfangs recherchierte Mahdi insbesondere über die TUM, später dann immer mehr auch über München selbst, etwa über die Geschichte der Stadt oder über das Oktoberfest. Wer den beiden zuhört, merkt, dass sie sich sehr gut informiert haben. 

Als Stadt zum Leben und Studieren würden Louay und Mahdi München weiterempfehlen. „Es gibt alle Studiengänge entweder an der LMU oder an der TUM, beide haben gute Orte zum Lernen, dir wird alles zur Verfügung gestellt, also wenn du etwas lernen willst, kannst du das wirklich tun“, sagt Louay. Er plant, sich für den Master ebenfalls an der TUM zu bewerben. Auch Mahdi kann sich vorstellen, zu bleiben. Er rät angehenden Münchner Studierenden aber: „Sie sollen sich überlegen, ob sie bereit sind, so lange nach einer Unterkunft zu suchen, und ob sie die Nerven dafür haben.“ Zurzeit müsse man mitunter bis zu sieben Semester auf einen Platz im Wohnheim warten. „Das ist viel zu lang, wenn man nach sechs Semestern mit dem Studium fertig ist.“ 

Die Stadt punktet mit einer Mischung aus Kultur und Gemütlichkeit 

Alejandra ist in Madrid aufgewachsen und für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Foto: Privat.

Alejandra und Giuliano sind zwar ebenfalls im Ausland aufgewachsen – Alejandra in Madrid und Giuliano in Beausoleil, einer kleinen Stadt in Südfrankreich –, beide haben aber einen deutschen Elternteil. Giulianos Mutter kommt sogar aus der Nähe von München. Der 23-Jährige hatte zunächst überlegt, für sein Filmkompositionsstudium nach Paris oder London zu gehen. Als er mit 18 Jahren am Tag der offenen Tür die Hochschule für Musik und Theater in München besuchte, war er aber so fasziniert von den Studios und den Dozierenden, dass er jetzt sagt: „München war eigentlich mein Plan A und mein Plan Z.“ Alejandra wollte nach ihrem Bachelor in Biologie an der Universität Heidelberg einen Master mit Anwendungsbezug machen und studiert nun seit 2020 Industrielle Biotechnologie an der TUM. „Diesen Master gibt es nur in München oder in Ulm, und ich will nicht nach Ulm“, erklärt sie. 

Alejandra und Giuliano hatten München zwar schon vor ihrem Umzug besucht. Über ihre Ankunft in München sagt Alejandra trotzdem: „Es war ein Kulturschock: Dass die Menschen so viel Bier trinken!“  Und die Münchner*innen seien viel freundlicher, als sie erwartet habe. Giuliano erzählt, er habe München eher mit der Zeit entdeckt. An der Stadt schätzt er, auch nach viereinhalb Jahren noch, die besondere gemütliche Stimmung, die er als „Dorfstimmung in einer mittelgroßen Stadt“ bezeichnet. Für ihn hat München eine gute Balance aus Bars, Kultur, Studentenstadt, aber auch Ruhe und Natur. Alejandra gefällt außerdem, dass die Studiengebühren hier so niedrig sind und dass man schon während des Studiums unkompliziert arbeiten könne. In Spanien werde darauf nicht so viel Rücksicht genommen, das Konzept des Werkstudenten gebe es dort gar nicht.

Bald schließen beide ihr Studium ab. Können sie sich vorstellen, weiterhin in München zu leben? Giuliano ist zurzeit verantwortlich für die Co-Komposition bei einem Projekt seines Professors, wird also auch nach dem Abschluss erst einmal in München bleiben. Und Alejandra sagt: „Ja, aber nicht für immer.“ Auf lange Sicht möchte sie zurück nach Spanien. 

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