Der erste abendfüllende Spielfilm Pedro Almodóvars in englischer Sprache ist ein Plädoyer für Sterbehilfe und Selbstbestimmung, exquisit besetzt mit Tilda Swinton und Julianne Moore in den Hauptrollen – ein Werk der edlen Einfalt und stillen Größe sowie Gewinner des Goldenen Löwen in Venedig.
„Challengers” – Kein weiterer Sportfilm!
Filme über Sport sind bekanntlich eher langweilig. Luca Guadagninos neuster Film „Challengers” widerlegt diese These. Für einen Sportfilm in Reinkultur ist er sich nämlich Gott sei Dank zu schade. Denn Tennis ist bei ihm zugleich lustvolles Machtspiel und Choreographie des Begehrens von Körpern in Aktion.
„Civil War” – Journalisten im Krieg
Im Film „Civil War” von Alex Garland geht es um eine Gruppe Journalist*innen, die sich auf einen Roadtrip durch die vom Bürgerkrieg geschüttelten USA machen. Die Kernfrage: Kann ein Film vom Krieg erzählen, ohne den Kontext zu erklären?
„Ich Capitano” – Wachstum durch Leid
Einmal quer durch die Sahara und über das Mittelmeer fliehen, um am Ende in Europa zu Musikstars zu avancieren. Die Handlung lädt geradezu ein, in diverse inszenatorische Fettnäpfchen zu treten. Stattdessen entfaltet sich in Matteo Garrones „Ich Capitano” eine Geschichte der persönlichen Entwicklung trotz unmenschlicher Strapazen – oder vielleicht gerade wegen ihnen.
„One Life“ – Wahre Begebenheit, langweiliger Film
Im Historienfilm „One Life“ von James Hawes geht es um die wahre Geschichte eines Briten, der 1939 über 650 Flüchtlingskinder aus Prag gerettet hat. Statt einer spannenden Geschichte über eine Rettungsaktion sieht man ein langweiliges Biopic.
„Perfect Days“ – Eine Ode an die kleinen Dinge
In der Ruhe liegt die Kraft. Dieses Sprichwort muss Wim Wenders beim Dreh des Films stets vor Augen gehabt haben, denn fast jede Sekunde davon verströmt eine seltene Bedächtigkeit und Sorgfalt – und zeichnet uns so ein feines Charakterportrait.
„The Zone of Interest“ – Das Grauen des Offscreen
Mit kühler Präzision zeigt „The Zone of Interest“ das idyllische Leben der Familie Höß unweit der Mauer zum Vernichtungslager Auschwitz. Jonathan Glazer versetzt die Zuschauer*innen in ein Ambivalenz-Verhältnis zum Dargestellten: Die Täterperspektive wurde in einem Film über den Holocaust noch nie auf eine vergleichbar zersetzende und befremdliche Weise bedient.
„Deutsches Haus“ – Gegen das Vergessen-Wollen
Worte finden für etwas, das unaussprechlich ist: Dies gelingt der Serie „Deutsches Haus“ auf erschütternde Art & Weise. Eine Rezension über eine Veröffentlichung, die das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte in Worte fasst und gleichzeitig ein Schweigen hinterlässt, das ohrenbetäubend ist.
,,Ziemlich beste Freunde“– Zum Lachen und zum Weinen
An oldie but a goldie: Französische Eleganz trifft Schicksalsdramatik. Ein Film über culture clash, die Liebe am Leben und darüber, wie schön Loyalität über Alter, Herkunft und körperliche Eigenschaften hinaus sein kann.
„Godzilla Minus One“ – Traumatherapie auf Japanisch
In „Godzilla Minus One“ von Takashi Yamazaki ist das namensgebende Monster eine Metapher für das Kriegstrauma. Der Protagonist muss gegen beides kämpfen, um seine Liebsten zu retten.
„Priscilla“ – Verloren in Graceland
Sofia Coppola erzählt aus der Sicht von Priscilla Presley, der Frau an der Seite von Elvis, basierend auf ihren eigenen Memoiren. Eine Dekonstruktion von Elvis als Starpersona, aber vor allem ein finsteres Porträt von toxischen Abhängigkeiten in klaustrophobischem Design.
„Killers of the Flower Moon“ – Eine Frage der Moral
Im neuen Kriminaldrama „Killers of the Flower Moon“ von Martin Scorsese könnte es um die Morde an den reich gewordenen Osage-Indigenen gehen. Stattdessen wird die Geschichte aus Sicht der weißen Täter erzählt. Doch ist das ein Problem?