Kulturphilter

„Du bist genau so schön, wie du bist!“

Dieser Satz dürfte sich an dem Abend der Multimedia-Live-Show „Ladylike – die Podcast-Show“ von Yvonne Fricke und Nicole von Wagner in die Köpfe der meisten Zuschauer*innen geprägt haben. In entspannter Atmosphäre im Münchner „Arri“ wurden humorvoll Themen wie Sexualität, Selbstliebe und gesellschaftliche Normen in Interaktion mit dem Publikum vorgetragen.

Nicole und Yvonne betreiben den Podcast „Ladylike“. Jetzt haben sie ein Buch geschrieben. Foto: Yvonne Fricke

Von Marie C. Kappis

Einige Momente während dieses Abends ließen die Zuschauer*innen aufhorchen. Yvonne und Nicole, die Moderatorinnen des Podcasts „Ladylike“, zogen die Aufmerksamkeit der Zuschauer*innen mit folgenden Fragen auf sich: Bin ich schön? Wer oder was gibt uns vor, wann wir schön sind oder aber auch, was wir zu tun haben? Sehr häufig lautet die Antwort: Kultur. Denn Kultur definiert. Vieles. Uns, unser Leben, unser Verhalten, unsere Einstellungen. Oft gibt uns die Gesellschaft allerdings konsequent vor, wie wir zu sein haben, welche Leidenschaften wir haben sollen, welche Sexualität wir ausleben dürfen. Sie hat bestimmte Erwartungen an uns, die wir zu erfüllen haben. In erster Linie geht es darum, dass wir uns anpassen. Hinnehmen muss man diese Vorgaben im Jahr 2022 aber längst nicht mehr.

Toleranz vermitteln – aber wie?

Das zeigen die Podcasterinnen Nicole und Yvonne. Seit einiger Zeit betreiben die Freundinnen den Podcast „Ladylike“ und haben vor kurzem ihr erstes gemeinsames Buch mit dem Titel „Da kann ja jede kommen“ veröffentlicht. Anlässlich ihrer Buchveröffentlichung waren die beiden auf Live-Tour, etwas, was sie anfangs nicht erwartet hätten. Beide Frauen haben geisteswissenschaftliche Fächer studiert und sind im alltäglichen Leben Radiomoderatorinnen aus Berlin. Sie seien aber vor allem gern auf Live-Tour, „weil es so schön ist, die Menschen, die uns hören, auch mal Live zu erleben und zu sehen, wie die Fans auf einen reagieren“, erzählt Nicole, denn wie Yvonne ergänzt, sei die Arbeit im Studio von Zeit zu Zeit „doch recht einsam“. Neben dem Spaß-Faktor ihrer Live-Tour geht es beiden aber auch darum, Toleranz zu vermitteln: „Wir haben uns gedacht, man muss es doch irgendwie schaffen, mehr Toleranz zu fordern. In unserem Podcast ging es uns vor allem erst mal um Frauen und sie in allen ihren Facetten darzustellen“, erklärt Nicole. Buch und Live-Show seien aus dem Wunsch entstanden, so viele Menschen wie möglich zu erreichen, denn die Freundinnen wissen: Im Bereich Toleranz muss noch einiges passieren. Bei jedem Thema, das man bespricht, konfrontiere und reflektiere man sich am Ende selbst, wie sie festgestellt haben: „Wir überlegen dann auch immer, ob wir selbst offen und tolerant genug sind“, gibt Yvonne zu. Weiter sagt sie: „Es geht uns vor allem darum, eine Welt ein bisschen zu verändern, in der sich jeder aufgehoben fühlt und liebt, so wie er ist“. 

Normen, Gesellschaft und Sexualität Ein Kritikpunkt?

Nicole betont, dass durch die Steigerung des gesellschaftlichen Drucks bestimmte Normen erwartet werden. Dadurch müssten gerade Frauen sich „einfach mal gut mit sich fühlen, dabei ist es dann völlig unbedeutend, ob man groß, klein, dick oder dünn ist“. Sie äußert den Wunsch: „Seid mal gut zu euch!“. Obwohl die Podcasterinnen sich entschieden haben, offen und viel über Sexualität zu sprechen, soll es in erster Linie darum gehen, sich nicht dafür zu schämen. Generell gehe es ihnen dabei, da sind sie sich einig, um die Gesellschaft. Die Freundinnen wissen, dass die Hörer*innen ihres Podcasts „Ladylike“ die unterschiedlichsten Altersgruppen haben und sich in verschiedensten Lebensphasen befinden. Trotzdem denken sie, jede*r könne sich erstens in ihrem Buch wiederfinden und zweitens dadurch anfangen, Selbstliebe und Liebe zu der eigenen Sexualität zu empfinden. Jede für sich nehmen sie besonders eine „tolle gemeinsame Zeit“ miteinander und mit ihrer Fangemeinschaft mit. Denn das Feedback in Form von Fanpost, das zugleich das „Herzstück“, wie Nicole die Briefe tauft, ihres Buches ist, enthält immer wieder Wunschthemen, die in dem Podcast thematisiert werden sollen.

Hätten beide die Chance, sich in jüngeren Jahren selbst etwas mit auf den Weg zu geben, würde sich Nicole raten: „weniger Schiss zu haben vor allen möglichen Dingen, viel selbstbewusster sein und sich selber viel mehr zutrauen. Ich hatte im Studium oft Angst zu versagen oder etwas nicht zu schaffen“. Yvonne hingegen würde alles noch einmal genauso machen, außer: „Ich würde mir vielleicht selbst sagen, den Fokus ein bisschen weniger auf das Studium zu konzentrieren“. Außerdem bereue sie es sehr, nicht mindestens ein Jahr ins Ausland gegangen zu sein.

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