Kulturphilter

Eine Welt voller Kunst, Tanz und Farben

Die Serie „Vida de Colores“, die gerade auf dem Münchner Seriencamp Filmfestival gezeigt wird, nimmt den Zuschauer mit nach Kolumbien in den Alltag eines jungen, queeren Tänzers. 

Beim Tanzen fühlt Yerit (Camilo Ochoa) sich frei und kann loslassen. Foto: GarabatoCine

Von Miriam Roßmäßler

„Das Leben ist nicht Schwarz oder Weiß. Es ist farbenfroh.“ Das stellt der Protagonist Yerit gleich zu Beginn klar. Dass er damit jedoch nicht meint, dass im Leben immer alles einfach und locker ist, merkt man schon nach wenigen Minuten. 

Der junge kolumbianische Tanz- und Kunststudent hat nämlich keinen leichten Alltag: Neben seiner Ausbildung arbeitet Yerit in einer Bäckerei und in einer Bar. Gleichzeitig hat er mit seiner eigenen Identität zu kämpfen: Er ist genderqueer (das bedeutet, dass er sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnet) und eckt damit in dem eher konservativen Teil Kolumbiens, in dem er lebt, an. Unterstützung erhält er von Freund*innen und seiner Vermieterin Alma, bei der er bereits seit fünf Jahren lebt. Sie ist eine Transfrau, hat eine herzliche, fürsorgliche Art und nimmt auch immer wieder andere Mieter*innen auf, die oft aus schwierigen Situationen kommen und Probleme mitbringen. 

Für Yerit ist sie wie eine Mutter oder große Schwester. Zusammen bilden sie ein starkes Team, bis Alma Opfer einer schlimmen transphoben Attacke wird (das passiert gleich zu Beginn, also kein Spoiler) und Yerit auf sich allein gestellt ist. Nun muss er für sich und seine Wahlfamilie einstehen, mutig sein und ganz passend zum Titel: Farbe bekennen. 

Ein Leben voller Farben 

Auch die Serie selbst steckt voller Farben. Viele ungewöhnliche künstlerische Elemente werden verwendet, was natürlich gut zum Protagonisten passt. An einigen Stellen ist die Atmosphäre eher düster, aber immer wieder wird sie von zwischenmenschlicher Liebe und Yerits Lachen aufgehellt. 

Dabei fühlt sich alles ziemlich echt an; fast hat man das Gefühl, man sei live dabei oder schaue eine Dokumentation an, die Yerit auf seinem Weg begleitet. Dazu trägt vielleicht auch bei, dass viele Szenen kaum mit Musik unterlegt sind. Dadurch kommen die Emotionen der Charaktere ganz ungefiltert, natürlich und klar beim Publikum an. Ansonsten werden oft Trommeln eingesetzt, auf deren Rhythmus man Yerit am Anfang der ersten Folge Tanzen sieht. 

Fazit

Die Serie hat die perfekte Mischung aus „Feelgood-Momenten“, Drama und etwas Spannung, man schließt Yerit und Alma sofort ins Herz. Dabei bespricht sie zugleich ein ernstes Thema: Auch im Jahr 2021 ist Diskriminierung gegen Mitglieder der LGBTQ+ Community immer noch ein Problem. 

Mit „Vida de Colores“ gibt Regisseur David David die Gelegenheit, einmal in einen Lebensalltag einzutauchen, der eventuell ganz anders ist als der eigene. Die Serie ermutigt dazu, Farbe zu bekennen und für seine Liebsten und sich selbst einzustehen. Sie zeigt, wie wichtig Freundschaften sind und dass zur eigenen Familie nicht nur die biologischen Verwandten gehören müssen. 

 

Wer sich für die Serie interessiert, kann die ersten Folgen auf der diesjährigen 7. Ausgabe des Seriencamps sehen. Ein Festival und eine Plattform für Filmschaffende mit dem Fokus auf seriellem Erzählen, das dieses Jahr als Hybrid-Veranstaltung sowohl Vorführungen vor Ort als auch eine kostenlose Online-Mediathek anbietet. Der Online Watchroom ist vom 11. bis zum 28.  November verfügbar.

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