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Geschichten aus London, Bologna und Schweden – Auslandssemester während der Pandemie

Unsere Autor*innen berichten davon, wie sich ein Auslandssemester in Corona-Zeiten gestalten kann. 

Die menschenleere Universitätsstraße in Bologna, Anfang Dezember. Foto: Nicolas Friese

Wechselhaft in Bologna

 von Nicolas Friese

Ende September schien in Bologna die Welt noch in Ordnung zu sein. Das Wetter war schön, die Bars hatten offen und geplant waren Präsenz-Seminare. Man konnte sich mit anderen Erasmus-Studierenden im Park treffen, sich untereinander austauschen und generell ein bisschen die Zeit genießen. Alles in allem waren viele einfach nur erleichtert und froh, dass sie nach Italien reisen konnten.

Ende Oktober sieht die Welt dann anders aus. Bei der Rückreise von einer Tagestour nach Venedig kommt auf einmal die Nachricht, dass es angesichts der steigenden Infektionszahlen in Italien wieder einen Lockdown geben wird. Ab dann besteht der Alltag aus Online-Uni von dem WG-Zimmer aus. Glücklicherweise waren meine Mitbewohner*innen in der gleichen Situation, sodass wir die Zeit gemeinsam überbrücken konnten. Gemeinsames Kochen, Netflix-Schauen und der tägliche Spaziergang haben den Lockdown doch sehr viel besser gemacht, und als Anfang Dezember dann die Klausuren anstanden blieb sowieso nicht viel Zeit für andere Aktivitäten.

Rückblickend bin ich sehr froh den Anfang des Auslandssemesters gut genutzt zu haben, um neue Leute und die Stadt kennenzulernen. Als zum Ende des Semesters der Lockdown härter wurde, war ich froh, in einer sehr netten WG zu wohnen. Mit Leuten zusammen zu leben, die in einer ähnlichen Situation waren und mir das Leben und Studieren in Bologna während einer Pandemie um einiges einfacher gemacht haben.

London! Eine Weltstadt, voller Leben, voller Menschen. 

von Anna Schütze

Anna Schütze hat ihr Erasmus-Semester während des Lockdowns in London verbracht. Foto: Privat

So stellt sich jeder London vor und genauso kannte ich es bisher auch selbst. Da war es dann doch etwas seltsam als ich im November, während des zweiten harten Lockdowns, abends an der Oxford Street stand und sie – wortwörtlich – für mich alleine hatte. Ich habe mir mein Jahr in London natürlich ganz anders vorgestellt und auch anders gewünscht. Ein Auslandsjahr soll laut sein, bunt und ein bisschen hektisch, auf dem Weg von einer Party zur nächsten. Stattdessen habe ich hier das Spazierengehen für mich entdeckt. Mittlerweile kenne ich jeden noch so kleinen Winkel von Covent Garden, Hyde Park und Trafalgar Square wie meine Westentasche. Und all diese Orte darf ich erleben, wie niemand je zuvor – still und fast schon besinnlich. Vor Weihnachten war eine wirklich unbeschreibliche Stimmung, ein Besuch in London lohnt sich zu dieser Zeit allein schon wegen der ganzen Weihnachtsdeko. 

Aber ganz so einsam ist es dann doch nicht. In einem Wohnheim mit Kantine sieht man zumindest zum Frühstück und Abendessen noch andere Studierende. Außerdem sind die Parks, jetzt wo der Frühling kommt, so voll, dass es sich doch schon fast wieder normal anfühlt, wenn man bei Sonnenschein (ja den gibt es hier) mit Kaffee in der einen Hand und Kamera in der Anderen durch die schönste Stadt der Welt schlendert.

So unpassend das Timing auch sein mag, ich bin vor Allem eines: Dankbar! Dankbar, dass ich trotz Brexit und einer weltweiten Pandemie das Privileg haben darf in einer zwar leeren, aber nach wie vor atemberaubenden Stadt wie London studieren zu dürfen.

Lagerfeuer, Polarlichter und Elche – Ein Semester in Schweden

von Korbinian Hartmann

Die Universität Umeå. Foto: Privat

Vor Antritt meiner Reise nach Umeå machte ich mir durchaus Sorgen, ob ich sicher sein würde in einem Land, das die Pandemie scheinbar auf die leichte Schulter nimmt. Vor Ort erlebte ich das Krisenmanagement dann etwas anders. Ja, die Einschränkungen waren lange nicht so streng wie in Deutschland. Aber abgesehen von Empfehlungen gab es vonseiten der Uni und des International Office einige Verhaltensvorschriften. Und die meisten gingen mit ihrem Spielraum auch verantwortlich um. 

Deshalb hatte ich keine Bedenken, mich entsprechend der Vorgaben weiterhin mit bis zu acht Personen zu treffen. Weil ich einen guten Freundeskreis mit sieben Personen gefunden hatte, die sich außerhalb dieser Gruppe auch mit niemanden verabredeten und Hygienemaßnahmen beachteten. Und weil wir uns in aller Regel draußen trafen. Was im schwedischen Winter manchmal Überwindung kostete. Im Dezember schien die Sonne in Umeå etwa 3 Stunden. Aber die nordschwedische Natur lockte uns immer wieder vor die Haustüre. 

Etwa 20 Gehminuten vom Wohnheim entfernt lag der Nydala-See, an dem wir Lagerfeuer machten oder, je nach Wetter und Chancen, auf Polarlicht-Jagd gingen. Auf dem Weg dorthin, der durch den Wald führte, musste man aber vor Elchen auf der Hut sein. Auch im schönen Stadtzentrum von Umeå ließ es sich in den dunklen Stunden gut aushalten. 

Schwedische Winterlandschaft wie aus dem Bilderbuch, direkt vor der Haustür. Foto: Privat

Natürlich war es schade, dass der Unterricht größtenteils online war und kaum Veranstaltungen des International Office stattfinden konnten. Das Land auf eigene Faust zu erkunden, war unter den gegebenen Umständen auch nicht leicht. Umso bedeutender waren für mich daher Erlebnisse wie der dreitägige Trip nach Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens. Und das Langlaufen und die Hundeschlittentour waren auch garantiert Corona-konform.

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