Online Unileben

Baldige Rückkehr an die Uni – realistisch oder Utopie?

Restaurant- oder Kinobesuche sind wieder möglich und selbst private Feiern dürfen inzidenzabhängig mit 50 bis 100 Gästen wieder stattfinden. Doch wann wird an den Münchner Universitäten geöffnet? 

Die Gänge der Universitäten bleiben vorerst leer. Foto: Andrea Kurz

Von Andrea Kurz

Zuerst ein kleiner Überblick über die aktuelle Lage: Abgesehen von wenigen Ausnahmen findet die Lehre sowohl an der LMU, der TU als auch der Hochschule München online statt. Einzig Laborpraktika oder ähnliche Übungen, die sonst nicht realisierbar sind, können unter entsprechenden Hygieneauflagen vor Ort stattfinden. Auch bei den aktuell niedrigen Fallzahlen finden Übungen nur teilweise und in kleinen Gruppen wieder vor Ort statt. Manche davon wurden bewusst an das Ende des Sommersemesters verlegt – in der Hoffnung, dass der Inzidenzwert mitspielt.

Eine breitflächigere Rückkehr zur Präsenzlehre sieht im Sommersemester keiner der Verantwortlichen als Option. Der Hauptgrund hierfür ist vor allem die Planungssicherheit, die man den Studierenden gewährleisten muss. Viele sind für das Online-Semester gar nicht erst nach München gezogen – sich spontan für die letzten Wochen des Semesters noch eine Wohnung zu suchen, wäre niemandem zumutbar.

Man gibt sich weniger optimistisch als realistisch

Die Erwartungen liegen also auf dem Wintersemester. Doch auch hier ist der Grundtenor eher realistisch als optimistisch. Selbst wenn die Ansteckungszahlen niedrig blieben und Präsenzlehre wieder erlaubt wäre, müssten zusätzlich die Hygieneregeln gelockert werden. Eine Vorlesung mit 300 Studierenden ist in keinem der verfügbaren Räume realisierbar, wenn die derzeitigen Abstandsregeln eingehalten werden sollen. Auch für manche Praktika oder Übungen müsste die Zahl der Teilnehmenden gegebenenfalls reduziert oder müssten die Teilnehmenden in Gruppen aufgeteilt werden. Dies würde eine Doppelbelastung in Bezug auf Räume und Lehrpersonal mit sich bringen. 

Hier kommt nun die Idee des Hybridunterrichts ins Spiel, zu der es gemischtes Feedback gibt. Die Idee dahinter: Ein Teil der Studierenden wird präsent unterrichtet, der Rest per Zoom zugeschaltet. Die Gruppe in der Uni rotiert wöchentlich, um allen den Präsenzunterricht gleichermaßen zu ermöglichen. Orientiert man sich am Vorbild der Schulen, funktioniert das Modell nicht. Vor allem in kleineren Übungen mit viel Interaktion zwischen Dozent*innen und Studierenden und Studierenden untereinander fühlen sich diejenigen, die nur online zugeschaltet werden, wie das fünfte Rad am Wagen. Anders sieht es allerdings bei Vorlesungen aus, in denen es normalerweise zu weniger Dialog zwischen Dozent*innen und Studierenden kommt. Hier hatte beispielsweise die Fakultät für Chemie an der LMU im vergangenen Semester erste Testversuche gestartet. Das Konzept: Eine Kamera filmt das Geschehen im Hörsaal live für die Zoomteilnehmer. Im Nachhinein werden die Aufnahmen weiterer Kameras dann zu einem Videoclip zum Nachschauen zusammengeschnitten. Das Format schien gut anzukommen und ist eine Möglichkeit, wie Hybridunterricht im Wintersemester gestaltet werden könnte. 

Es gibt Elemente der Online-Uni, die beibehalten werden sollen

Gerade sieht es danach aus, dass das Wintersemester in einer Kombination aus Online-Vorlesungen und Präsenzübungen stattfinden wird. Doch auch hier gibt es organisatorische Schwierigkeiten. Vor allem für die vielen Studierenden, denen es nicht möglich ist, erst an einer Präsenzveranstaltung teilzunehmen und sich dann 30 Minuten später zu Hause in die nächste Zoom-Vorlesung einzuloggen. Ein Vertreter der Fakultät für Kulturwissenschaften erklärt, dass es zwar möglich wäre, die Online-Veranstaltungen innerhalb der Fakultät auf bestimmte Tages- oder Randzeiten zu legen, dies aber fakultätsübergreifend durch die vielen Hauptfach- und Nebenfachkombinationen kaum umsetzbar ist. Eine Lösung hierfür wäre ein breiteres Wahlangebot für die Studierenden, die dann flexibel zwischen Online- und Präsenzformaten entscheiden könnten, je nachdem, wie es besser in ihren Stundenplan passt. Aber auch hierfür wären mehr Ressourcen, mehr Lehrpersonal nötig.

Gibt es Elemente der Online-Lehre, die man unabhängig vom Infektionsgeschehen beibehalten möchte? Hier wird vor allem die dauerhafte Verfügbarkeit asynchroner Lehre wie z.B. die Aufzeichnung der Vorlesungen genannt. Interaktive Online-Plattformen werden vermutlich auch in Zukunft stärker gefragt sein. Nur gilt es zu beachten, dass damit ein höherer zeitlicher Aufwand für Unterrichtende einhergeht, wenn die Möglichkeiten der Plattformen sinnvoll genutzt werden wollen.

Eine klare Antwort auf die Frage, wie eine Rückkehr an die Uni aussehen wird, gibt es nicht. Nur verschiedene Ideen und Ansätze, die alle davon abhängen, wie sich das Pandemiegeschehen entwickelt und welche Vorgaben von der Landesregierung bzw. den Ministerien gemacht werden. Es ist ein Planen auf Sicht, die Vorgaben sind oft unklar und ein großer Teil der Verantwortung liegt letztendlich bei der Hochschulleitung. Gleichzeitig macht sich bei einigen Studierenden eine immer größere Motivation bemerkbar, sich aktiv am Institutionsleben zu beteiligen. Ein so großes Interesse an Präsenzveranstaltungen war vor der Pandemie selten zu beobachten.

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