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„Rock’n’Roll is here to stay!“

Mit dem Tribut-Abend „Out of the blue Eine Verneigung vor Neil Young“ zeigt das Münchner Metropoltheater eine mitreißende Hommage an den facettenreichen Rock-, Country und Folk-Musiker.

Das Ensemble „Out of the blue“: Thomas Schrimm, Andreas Lenz von Ungern-Sternberg und James Newton © Fotos: Jean-Marc Turmes

Von Christina Kockerd

Anhand ausgewählter Songs nehmen sich die Ensemble-Mitglieder James Newton und Thomas Schrimm gemeinsam mit dem Pianisten Andreas Lenz von Ungern-Sternberg an diesem Abend der bekannten Musik von Neil Young an. In der gemütlichen Atmosphäre des Metropol-Cafés kommt die Auseinandersetzung mit einem Künstler, der die Musikwelt bis heute sowohl prägt als auch aufrüttelt, eher als heimeliges Wohnzimmer-Konzert denn als Theaterabend daher. In den Phasen zwischen den einzelnen Songs erzählen Newton, Schrimm und Sternberg bedeutende Ausschnitte aus der Biographie Youngs und lebhafte Anekdoten über die Entstehung einzelner Lieder und Alben.

Vom Musikmagazin Rolling Stone unter die Top 100 in den vier Kategorien „bester Sänger“, „bester Gitarrist“, „bester Songwriter“ und „größter Musiker“ aller Zeiten gewählt, gilt Young mit seiner Persönlichkeit wie auch seinem musikalischen Charakter als vielseitig und immer wieder aufs Neue selbsterfinderisch. Die Bezeichnungen Rocker, Hippie, Weltverbesserer und Fragensteller werfen folglich jeweils nur Licht auf einzelne, unterschiedliche Facetten des designierten „Godfather of Grunge“, die „Out of the blue“ einzufangen versucht.

Schrimm, Newton und Sternberg sitzen auf einer mit zahlreichen Musikinstrumenten bestückten kleinen Bühne, die ein Scheinwerfer stimmungsvoll in wechselndes Licht taucht. Während Sternberg am Klavier verweilt, wechseln Schrimm und Newton zwischen Akustik- und E-Gitarre, Bass und Xylophon und weiteren Instrumenten. Von „Like a Hurricane“ über den kontrovers diskutierten Song „A Man needs a Maid“ und „Heart of Gold“ als Meilenstein der Musikgeschichte entfaltet ihre Interpretation von Youngs Musik eine Sogkraft, die für wohlige Nostalgie und begeisterten Szenenapplaus sorgt. Besonders zu bewundern bleiben dabei das musikalische Gespür von Schrimm, Newton und Sternberg sowie ihre Fähigkeit, die Dramaturgie des Liederabends auf Zitaten zu fundieren sei es innerhalb der Erzählparts, ihrer Situierung zwischen den Instrumenten oder ihrem Gesang. Vor allem Schrimm wirkt mit seiner markanten Stimme wie das Alter Ego des imitierten Musikers, über den er gegen Ende verkündet: „Jetzt mach ich das, was Neil Young auch öfter mal bei seinen Konzerten gemacht hat: einfach mal seine Gitarre gestimmt …“

Einige Male suggerieren plötzlich gedimmtes Licht oder ein Schlussakkord das Ende des Liederabends. Doch Schrimm, Newton und Sternberg setzen immer noch einmal einen Song nach. Das irritiert ein wenig, passt aber zu einem von Young selbst beschriebenen Zwiespalt, wonach er die Bühne und die Zuschauermenge brauche, aber auch nicht jeden Tag ertragen könne. Den jubelnden Applaus des Premierenpublikums beantworten die Schauspieler mit mehreren Zugaben, die Gelegenheit geben, die eigene Beziehung zu der Musik Youngs zu hinterfragen.

So entlässt der Abend nach einem letzten Mal „Like a hurricane“ mit dem Gefühl, ein wenig von der Strahlkraft der Musik Neil Youngs erfahren zu haben. Einen umfassenden Einblick in dessen Lebens- und Schaffensgeschichte bietet „Out of the blue“ zwar nicht. Wohl aber wirft es die Frage auf, welche Positionierung zum Weltgeschehen die Musik Youngs beinhaltet und wie er mit seiner Herangehensweise die gegenwärtige Musiklandschaft prägt. Trotz seines Erfolgs haftete ihm lange Zeit der Vorwurf der Richtungslosigkeit an, bis sein Ausprobieren und Sich-immer-wieder-Neu-Erfinden schließlich zum Qualitätsmerkmal wurde. Und ist es nicht das, was die Kunst ausmacht und auch der jüngeren Generation zum Vorbild dienen sollte? Deswegen bietet „Out of the blue“ nicht nur nostalgisches Schwelgen für eingeschweißte Young-Fans, sondern hält auch aktuelle Denkanstöße für diejenigen bereit, die es werden wollen bestechend dargeboten von herausragenden Schauspielern und Musikern.

 

Kommende Vorstellungen: Fr, 31. Mai, 20 Uhr; Sa, 01. Juni, So, 02. Juni, Sa, 15. Juni, Sa 22. Juni, Di, 25. Juni (jeweils 20.30 Uhr)
Tickets unter metropoltheater.com: 23,- / ermäßigt 19,- / Schüler, Studierende, FSJ, Azubi bis 27 J.: 17,- / Dienstag = Theatertag: 4,- günstiger
Einlass: Eineinhalb Stunden vor Vorstellungsbeginn, freie Platzwahl im Café Metropol

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