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Ein Weg zum besseren Becher?

Vor drei Jahren hat das Münchner Start-up ReCup den wiederverwendbaren Becher auf den Markt gebracht. Wie wird das Pfandsystem im Univiertel angenommen?

Bei vielen Ausgabestellen erhält einen Preisnachlass, wer das Getränk im ReCup Becher bestellt © Fotos: Cynthia-Lane Feiler

Von Cynthia-Lane Feiler

Für nur einen Euro Pfand erhält man den blassgrünen oder schokobraunen Becher aus recycelbarem Kunststoff, der in allen Partnergeschäften zurückgegeben oder durch einen neuen mit einem frischen Heißgetränk ersetzt werden kann. Die Einwegbecher, die täglich millionenfach verbraucht werden, sollen überwunden werden. Dafür hat ReCup hat dieses Pfandsystem entwickelt, das der verwöhnten Wegwerfgesellschaft den Kampf ansagen will. Die Becher können bis zu 500 Mal gespült und wiederverwendet werden und oft bekommt man für das Mitbringen Rabatte auf ein Getränk. Inzwischen gibt es auch Mehrwegdeckel zu kaufen, ein Pfanddeckel soll demnächst folgen. Doch hat sich das Prinzip inzwischen durchgesetzt?

Wer in der vorlesungsfreien Zeit durch das Stubistro im Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität läuft, erlebt eine Ruhe, die fern von Schlangenstehen an der Essensausgabe, vollbesetzten Tischen und dem Lärm von Gesprächen ist. Gemütlich sitzen Kommiliton*innen zusammen, die leergegessenen Teller vor sich, und quatschen noch eine Runde. Die Kaffeemaschine summt regelmäßig und lässt den Kaffee für die Mittagspause raus. Wer sich umschaut, stellt fest, dass einige Gebrauch der Tassen des Stubistros machen. Die Alternative sind Einwegbecher.

Allein in München mehrere Hundert Ausgabestellen

Auf den Tischen der Studierenden findet sich beides. Einige haben auch ihre eigenen Flaschen oder sogar Becher dabei. Miriam G. (25) ist Lehramt-Studentin, sie nutzt einen ReCup Becher. „In der U-Bahn habe ich die Werbung von ReCup zum ersten Mal gesehen und fand das Design mit der Münchner Skyline ansprechend“, erzählt sie. „Dann habe ich es gleich gegoogelt, um zu sehen, welche Cafés in meiner Nähe das nutzen.“

Über die App gibt es einen Blog mit allen teilnehmenden Geschäften und Neuigkeiten von ReCup

Erst vor Kurzem feierte ReCup seine 5000. Ausgabestelle in Deutschland. Einer der neuesten Partner ist Shell, der das Pfandsystem nun in die Tankstellen bringt. Über die ReCup-App findet sich eine Karte mit allen Ausgabestellen. Allein in München sind es mehr als 360, die meisten im Stadtzentrum und viele in Uninähe. „Ich finde es super praktisch“, schwärmt Miriam, „entweder habe ich den ReCup Becher dabei oder meinen eigenen. Wenn ich den Becher lange nicht benutze, dann gebe ich den einfach wieder ab.“

Ihr Kommilitone Benjamin H. (28) meint: „In über 90 Prozent der Fälle nutze ich kein Coffee-to-go, sondern trinke direkt vor Ort meinen Kaffee. Wenn ich mehr Kaffee unterwegs trinken würde, dann würde ich es nutzen, schließlich hilft es, Müll zu vermeiden.“

„Manchmal riskiert man Einbußen“

Einige Filialen einer Biosupermarktkette versuchen, Einwegbecher mit Verweis auf Müllberge aus ihrem Verkauf zu verbannen. Aufkleber am Glaseingang zeigen das ReCup-Zeichen. In einer Filiale in der Richard-Strauß-Straße, vor der hell beleuchteten Bäckertheke, riecht es nach Suppen, die zur Mittagszeit zubereitet werden. Gleich daneben werden Smoothies und frisch gepresste Säfte angeboten. Nach Letzteren zum Mitnehmen gefragt, bieten Verkäufer*innen dafür den ReCup-Becher an. „Manchmal riskiert man Einbußen, wenn die Kunden einfach weitergehen, weil sie woanders ihren Einwegbecher haben können, und wir keine verkaufen“, erklärt eine Verkäuferin. „Ich selber benutze lieber meinen eigenen Becher.“

Jährlich landen mehrere Tonnen Einwegbecher im Müll oder auf der Straße – unter anderem, weil Recyclingsysteme vielen noch unbekannt sind

Spricht man mit Verkäufer*innen und Studierenden, stellt man fest, dass viele das System begrüßen. Aber auch, dass es an Werbung fehlt. Es müsse mehr von den Verkäufer*innen und von ReCup selbst geworben werden, findet die BWL-Studentin Ricarda S. (21), die zeitweise in einem der teilnehmenden Geschäfte gejobbt hat. „Es waren immer dieselben Leute, die ReCup nutzen“, erinnert sie sich. „Aber ich hatte das Gefühl, dass ReCup die Kunden, die aus Gewohnheit den Einwegbecher nutzen wollen, nicht erreicht.“ Biosupermarkt-Verkäufer Benjamin stimmt ihr zu und meint, dass es präsenter gemacht werden müsse. Es müsse den Kunden klarer gemacht werde, dass es die Möglichkeit gibt und dass sie auch funkioniert. Er glaubt: „Wenn mehr Cafés mitmachen würden, dann könnte das System etwas Alltägliches werden.“

Studierende wünschen sich Recyclingbecher im Unibetrieb

ReCup selbst erklärt auf Instagram, wie man dazu beitragen kann, dass sich ihr Pfandsystem verbreitet: erstens Cafés auf ReCup ansprechen, zweitens Dem Unternehmen über die ReCup-App geeignete Cafés empfehlen, drittens Freund*innen von ReCup erzählen.

Soziologiestudentin Sonja N. (23) hat ReCup in Läden kennengelernt und beobachtet regelmäßig, wie Einwegbecher die Mülleimer der Stubistros füllen. Sie wünscht sich, dass das Unternehmen dort mehr Präsenz zeigt. „Wie cool wäre es, wenn ReCup auch in Stubistros oder generell an Universitäten und Hochschulen benutzt werden würde“, schwärmt sie. „Unter Studenten könnte sich das bestimmt gut verbreiten.“

 

Die Reportage ist vor der Ausbreitung des Coronavirus entstanden. Inzwischen arbeitet ReCup nach eigenen Angaben aus dem Homeoffice, viele Partner müssen ihre Cafés wegen der Ausgangsbeschränkungen derzeit geschlossen halten. Philtrat-Coronaservice: Im Newsblog: Corona & Campus sammelt die Redaktion laufend Informationen, Tipps, wer wie unterstützt werden kann, und Links betreffend die Auswirkungen von Covid-19 auf das Studierendenleben in München.

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