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Eine Woche im Zeichen des Klimas

Am Montag beginnt die zweite Public Climate School. Im Gespräch erzählt Fenya Kirst von Students for Future München von dem Konzept, warum es keinen Fachschwerpunkt gibt und was die coronabedingte Umstellung aufs Digitale mit sich bringt.

Bei der ersten Public Climate School im November bevölkerten Interessierte noch Vorlesungssäle, die zweite Auflage findet rein digital statt © Foto: Lucas Fellner / Students for Future München

Das Gespräch führte Nicolas Friese

Fenya, was kann man sich unter der Public Climate School vorstellen?
Die Public Climate School, kurz: PCS, ist eine „offene Klima-Uni für alle“, also im weiteren Sinne eine Bildungsveranstaltung zur Klimaforschung. Dabei soll sich an den Unis und Hochschulen eine Woche lang alles um Klimaschutz und Klimagerechtigkeit drehen. Viele Dozierende und Professor*innen passen ihre regulären Vorlesungen in dieser Woche thematisch an und beleuchten die Klimakrise aus ihrer Fachperspektive. Manche geben ihre Vorlesungszeit auch an externe Referent*innen ab oder bieten außerhalb ihres Stundenplans Vorlesungen und Workshops an. Dazu gibt es ein kulturelles Rahmenprogramm drum herum, mit einem Poetry Slam zum Beispiel. Wir bemühen uns bei der PCS explizit auch um ein nicht-studentisches Publikum, um die Erkenntnisse der Klimaforschung auch nach außen zu tragen.

Die PCS findet in diesem Semester komplett digital statt, wie wird das ablaufen?
Es wird einerseits einen Livestream über den YouTube-Kanal von Students for Future Deutschland geben. Der „Stundenplan“ für diesen Livestream setzt sich aus Programmpunkten verschiedener Ortsgruppen aus ganz Deutschland zusammen und funktioniert „synchron“, das heißt, man kann sich wie beim guten alten Fernsehen hinzuschalten, wenn der Programmpunkt dran ist, für den man sich interessiert. Das Programm für den Livestream gibt es auf der Website von Students for Future Deutschland und der Stream wird rund um die Uhr von unserer fleißigen Technik-AG betreut, damit auch alles glatt läuft.

„Die Streams sind ortsunabhängig. Das erleichtert es auch Nicht-Studierenden, die tagsüber arbeiten, daran teilzunehmen“

In München gibt es auch lokale Angebote.
Unser zusätzliches Programm wird über die verschiedenen Tools zugänglich sein, die auch im normalen digitalen Hochschulalltag zum Einsatz kommen. Alle Informationen dazu mit Zugangsmodalitäten etc. veröffentlichen wir auf unserer Website.

Was sind Vorteile des reinen Streamens?
Die Streams sind natürlich ortsunabhängig, also können sich auch Münchner Studis in die virtuellen Hörsäle der Uni Köln hinzuschalten. Das erleichtert es auch Nicht-Studierenden, die tagsüber arbeiten, daran teilzunehmen. Wir haben hier aus der Not eine Tugend gemacht.

Fenya Kirst (r.), Sprecherin Students for Future München © Foto: Moritz Guenther / Students for Future München

Und welche Nachteile bringt eine digitale PCS mit sich?
Wir hatten mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, ganz klar. Die PCS ist eine bundesweite Aktion, wir mussten uns also in sehr kurzer Zeit mit Studis von sehr vielen verschiedenen Hochschulen organisieren, die alle unterschiedliche Ressourcen zur Verfügung haben. Das fängt schon mit der Internetverbindung an, die für Livestreams natürlich stabil und gut genug sein muss. Außerdem haben nicht alle die richtigen Aufnahmegeräte zur Verfügung, und nicht alle Mikros und Kameras funktionieren dann auch zuverlässig. Datenschutz ist natürlich auch ein großes Thema.
Durch den Lockdown sind so auch ‚klassische‘ Werbeformate weggefallen, die wir normalerweise nutzen: Wir können nicht an Tafeln in Hörsälen schreiben, flyern, Plakate in den Hochschulgebäuden aufhängen oder auf Freitagsstreiks für die PCS werben. Die Tatsache, dass wir uns nicht physisch treffen können, hat einige Programmpunkte auch ganz vereitelt. Bei der letzten PCS im November hatten wir eine große PCS-Abschlussparty, die kann in diesem Semester natürlich nicht in diesem Rahmen stattfinden.

„Die Public Climate School ist ein hochschulpolitisches Statement: Wir finden, Klimagerechtigkeit muss in den Curricula aller Fachbereiche fest verankert werden“

Gibt es ein bestimmtes Schwerpunktthema?
Wir haben es den Lehrenden selbst überlassen, über welche Bereiche sie sprechen wollen. Es stehen vielfältige Themen auf dem Stundenplan, aus Fachbereichen wie Ökologie, Meteorologie, Geographie, aber auch Sozialwissenschaften und Theologie. Neben Seminaren und Vorlesungen gibt es auch Workshops und viele Praxis-nahe Schwerpunkte. Um der Klimakrise zu begegnen, reicht es für uns nicht, nur die naturwissenschaftlichen Fakten zu vermitteln – wir wollen zeigen, dass jeder Fachbereich etwas zu Klima- und Umweltthemen zu sagen hat. Das Klima geht uns alle und überall etwas an.

Was erwartet ihr euch von der Klimawoche?
Die PCS ist zum einen ein hochschulpolitisches Statement: Wir finden, Klimagerechtigkeit muss in den Curricula aller Fachbereiche fest verankert werden. Das ist eine der wichtigsten Forderungen, die wir an die Hochschulleitungen stellen. Die PCS mit ihrem vielfältigen Programm macht auf eine Lücke aufmerksam, die es da bislang gibt. Außerdem ist die PCS eine gute Möglichkeit, um zu verdeutlichen, dass interdisziplinäre Zusammenarbeit dringend notwendig ist, wenn wir gegen die Klimakrise noch etwas ausrichten wollen. Dadurch, dass ganz verschiedene Fakultäten etwas beitragen, wollen wir diesen Diskurs anregen.
Wir wollen auch unsere Kommiliton*innen mit der Klimathematik in Kontakt bringen: vor allem über reguläre Vorlesungen, die die Dozierenden während der PCS thematisch anpassen, kommen Studierende damit in Berührung, die sich von alleine vielleicht keinen Vortrag über den aktuellen Stand der Erderwärmung angesehen hätten. Wir wollen Wissen, aber vor allem auch ein Bewusstsein für die Klimathematik vermitteln, das viele Studis vielleicht langfristig prägt. Wir hoffen, dass viele dieses Bewusstsein mit in ihr weiteres Leben tragen werden.

Die studentischen Klimaaktivist*innen würden gerne wieder physisch streiken, auf die Straße gehen, wie vor der Corona-Pandemie © Foto: Matthias Grundei / Students for Future München

Wie wird es nach der Woche bei Students for Future weitergehen?
Wir werden uns nach der PCS auf jeden Fall darauf konzentrieren, unsere Forderungen an die Münchner Hochschulleitungen weiter voranzubringen. Wir sind bereits mit der TU und der Hochschule in Kontakt, müssen da aber weiter nachhaken. Mit der LMU konnten wir bislang noch gar nicht sprechen. Außerdem stellen wir derzeit eine Koordination von SFF-Gruppen in Bayern auf die Beine und hoffen mit gemeinsamen, bayernweiten Aktionen mehr Druck auf die bayerische Hochschulpolitik ausüben können. Auch mit Städten außerhalb Bayerns sind einige Projekte in Planung, bei denen wir uns als Ortsgruppe München fleißig beteiligen wollen – aber da will ich jetzt noch nicht zu viel verraten.

Wird es eine Fortsetzung der PCS geben?
Da die PCS ein deutschlandweites Projekt ist, werden wir uns zeitnah mit den anderen Städten koordinieren, ob wir im nächsten Semester wieder eine PCS ausrichten wollen. Und dann stürzen wir uns direkt in die nächste Planung, damit die nächste PCS noch größer wird und noch mehr Menschen erreicht. Wir wollen wachsen! Nicht zuletzt wollen wir alle aber derzeit nichts lieber, als wieder auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren. Wir werden also nach der PCS an neuen, kreativen Ideen basteln, wie wir im Rahmen der Corona-Regeln wieder protestieren können, so wie Fridays for Future oder auch die Parents for Future das ja bereits tun. Denn Anlass dazu gibt es weiterhin mehr als genug.

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