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IDAHOBIT – Mehr Demo als Party

Bald findet der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie statt – auch in München ist dazu etwas geplant. Obwohl der Tag schon seit fast zwei Jahrzehnten existiert, ist er vielen aber immer noch unbekannt. Wir geben euch einen Überblick.

Eine Demonstration für LGBTQIA+ (Stockfoto)

Ein Gastbeitrag von Milan Busch und Alina Neuper, Mitglieder des Queer-Referats der Studierendenvertretung der Ludwig-Maximilians-Universität München.

IDAHOBIT – Schon wieder so ein Buchstabensalat? Der „International Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie“, wie er ausformuliert heißt, wird jährlich am 17. Mai gefeiert. Es ist ein Tag, an dem Menschen weltweit gegen Diskriminierung und für Akzeptanz von queeren Menschen demonstrieren. Aber wie kam es dazu?

Die Geschichte des IDAHOBITS

Vor etwas über 40 Jahren, am 17. Mai 1990, strich die Weltgesundheitsorganisation WHO Homosexualität endlich von ihrer Liste der psychischen Krankheiten. Doch erst 2005 griff Louis-Georges Tin, ein Aktivist, dieses Datum auf, um dazu einen Aktionstag ins Leben zu rufen – den heutigen IDAHOBIT. Immer mehr Aktivist*innen sind ihm gefolgt und nahmen das Datum seither zum Anlass, um auf die Situation und die Rechte von queeren Menschen auf der ganzen Welt aufmerksam zu machen. Dabei startete der Tag zunächst noch als „IDAHO“ (International Day Against Homophobia), erst im Laufe der Jahre sind die Kürzel für Bi-, Inter- und Transphobie hinzugekommen. Übrigens: Transidentität hat die WHO erst im Jahr 2018 von ihrer Liste gestrichen.

Zufälligerweise ergibt sich in Deutschland mit dem Datum des 17.5. auch eine Parallele zum ehemaligen Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches. Jener Paragraph stellte sexuelle Handlungen zwischen männlichen Personen unter Strafe – und existierte formell sogar noch bis 1994. Kein Wunder also, dass der ehemalige Paragraph 175 auch für die heutige Schwulenbewegung noch präsent und wichtig ist.

Warum der IDAHOBIT so wichtig ist

Noch immer ist eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für queere Menschen in Deutschland nicht selbstverständlich, noch immer gibt es Ausgrenzung, Beleidigungen und gewaltsame Übergriffe. In vielen anderen Ländern der Welt drohen aber für homosexuelle Handlungen nicht nur Diskriminierung und Ausgrenzung, sondern auch Verfolgung, Inhaftierung oder sogar Hinrichtung. Derzeit stehen in etwa 70 Ländern weltweit homosexuelle Handlungen unter Strafe. Darauf möchte der IDAHOBIT aufmerksam machen.  

Was ist in München geplant?

Der IDAHOBIT ist anders als so mancher Christopher Street Day eine rein politische Demonstration und keine Party. Der Fokus liegt dabei auf Aktivismus und Aufmerksamkeit für queere Missstände zu generieren. Man spürt dort noch sehr deutlich den ursprünglichen Charakter der Anfänge der queeren Bewegung, die oft in den sechziger Jahren in New York datiert werden. An den Stonewall-Aufstand wird mit dem CSD erinnert. Dieser kann durch die Corona Pandemie nicht in seiner üblichen Form stattfinden, genau wie auch der IDAHOBIT. Normalerweise beginnt der IDAHOBIT mit einer Kundgebung verschiedener Vertreter*innen der queeren Community, darauf folgt ein Protestmarsch durch das Glockenbachviertel. Dieses Jahr gelten besondere Regelungen. Die Teilnehmendenzahl ist begrenzt und die bestehenden Corona-Maßnahmen, wie Abstandsregelungen und Maskenpflicht müssen eingehalten werden. Die Münchner „S’AG Safety-Aktionsgruppe“, die den IDAHOBIT hier organisiert, möchte daher dieses Jahr den Fokus auf die Lage von LGBTIQ*-Personen in osteuropäischen Ländern legen. Besonders in Polen, Tschetschenien oder Ungarn hat sich die gesellschaftliche und politische Akzeptanz laut S’AG wieder deutlich verschlechtert. Die Menschen dort sind Inhaftierungen und Diskriminierungen ausgesetzt und es sind vergleichsweise hohe Suizidraten zu beklagen. Aber auch in Pandemiezeiten ist es wichtig, sich für LGBTIQ*-Personen international einzusetzen, wie die Generalsekretärin des Europarates Marija Pejčinović Burić anlässlich des IDAHOBITS sagte. „Die europäischen Staaten müssen mehr tun, um den besonderen Herausforderungen, mit denen junge LGBTI-Personen besonders in Krisenzeiten konfrontiert sind, zu begegnen.“ Genau deswegen ist jetzt die richtige Zeit, um sich mit diesen Themen zu beschäftigen und Präsenz zu zeigen.

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