Unileben

Geschlechterneutrale Toiletten – Brauchen wir das?

Mit dem steigenden Bewusstsein für queere Menschen steigt auch das Bewusstsein dafür, dass Geschlechter nicht rein binär sind. In diesem Kontext wird auch immer wieder über geschlechterneutrale Toiletten gesprochen. Doch wie genau sollen diese aussehen und wer braucht sie eigentlich?

Das Symbol des Queer-Referats für eine “Toilette für alle”. (c)Philipp Agostini

Ein Gastbeitrag von Leonie Lange, stellvertretende Referentin des Queer-Referats der Studierendenvertretung der Ludwig-Maximilians-Universität München

Dreißig Minuten Pause zwischen zwei Lehrveranstaltungen: schnell einen Kaffee holen, zum nächsten Gebäude laufen, ein Schwätzchen halten und noch kurz aufs Klo. In Zeiten der Präsenzlehre ein ganz normaler Ablauf, über den man sich keine Gedanken macht.

So scheint es zumindest auf den ersten Blick, doch für manche Studierende kommt auf dem Weg zu den Toiletten ein mulmiges Gefühl auf: Auf welche Toilette soll ich gehen? Männer* oder Frauen*? Wird man mich anschauen? Wird vielleicht sogar jemand fragen, was ich dort zu suchen habe?

Menschen, die sich nicht (nur) als Mann* oder Frau* identifizieren oder nicht eindeutig als Mann* oder Frau* gelesen werden, stellen sich diese Fragen und kommen teilweise zu keiner Antwort, gehen vielleicht lieber gar nicht oder nur außerhalb der Uni auf die Toilette, um sich vor möglicher Diskriminierung zu schützen. Denn außerhalb der Hochschulgebäude, also zu Hause, in Cafés oder Zügen, gibt es schon lange eine denkbar einfache Lösung: geschlechterneutrale Toiletten. Diese Toiletten stehen allen Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität offen und können helfen, einen sicheren Ort für alle zu schaffen, in dem sich niemand fehl am Platz fühlen muss. Insbesondere seit der Anerkennung von Geschlechtern außerhalb der binären Geschlechterordnung durch das Bundesverfassungsgerichts ist die Gleichbehandlung von Menschen aller Geschlechter auch gesetzlich festgeschrieben und dies soll auch die Zugänglichkeit öffentlicher Toiletten beinhalten.

Neben dieser Funktion sind geschlechterneutrale Toiletten auch effizient und nicht nur für nicht binäre und/oder trans* Personen inklusiver, sondern bieten auch für Elternteile mit Kindern einen Ort, an dem weder Eltern noch Kinder zögern müssen, wenn es darum geht, ob es ok ist, diese Toiletten aufzusuchen. Denn geschlechterneutrale Toiletten sollen nicht nur eine dritte Option, ausschließlich für nicht binäre Personen sein, sondern inklusiv allen Menschen offen stehen, die geschlechterneutrale Toiletten bevorzugen und durch diese einen sicheren und diskriminierungsfreien Raum nutzen können.

Bereits im Frühjahr 2020 hat auch die LMU in Kooperation mit dem Queer-Referat zwei geschlechterneutrale Toiletten in einer Pilotphase eingerichtet. Aufgrund der Corona-Pandemie und der Online-Lehre konnten diese leider nur wenig genutzt werden. Dennoch wurde die Pilotphase nach einem Jahr erfolgreich abgeschlossen und die “Toiletten für alle” im Hauptgebäude der LMU (Geschwister-Scholl-Platz 1, 2. Stock, Raumgruppe: E 270 & E 271) gehören nun fest zur Universität. Wir sehen in der Einrichtung von “Toiletten für alle” einen wichtigen Schritt im Abbau von Diskriminierung, zur Aufklärung über und Anerkennung von geschlechtlicher Vielfalt und zur Sensibilisierung in Bezug auf vielfältige Lebensentwürfe. Unser Ziel ist es, dass sich langfristig an möglichst allen Standorten der Universität neben Toiletten für Frauen* und Toiletten für Männer* auch geschlechterneutrale Toiletten für alle etablieren, und wir arbeiten dafür bereits mit verschiedenen Fakultäten zusammen. 

 

 

Unter #QueerOnCampus schreiben Studierende des Queer-Referat der Studierendenvertretung der LMU über LGBTQ+ und andere Themen, die queere Personen im Zusammenhang mit München und dem Studium betreffen. Für die Inhalte sind allein die jeweiligen Autor*innen verantwortlich. Alle Beiträge der Serie hier nachlesen.

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