Das LMU-Sommerfest – eine Nacht voller Lichter, Musik und Abenteuer, durch die altehrwürdigen Gänge tanzen, Freiheit bis zum letzten, prickelnden Champagnertropfen… oder? Ein Wartebericht.
Von Johanna Mayer.
18:29 Uhr: Ankunft an der Universitätshaltestelle, nachdem wir in der übervollen U-Bahn fast zerquetscht worden wären. Die Warteschlange an Studierenden, die noch zur Abendkasse müssen, reicht vom Eingang des Hauptgebäudes bis zu den Türen der Physik-Fakultät. Da wir schon im Voraus eine Karte reserviert haben, ist Anstellen vorerst wohl nicht vonnöten.
19:40 Uhr: Nach einem ausgiebigen Abendessen in einem (so gut wie leeren!!!) Restaurant in der Maxvorstadt ist es Zeit sich auf die Party zu begeben. Der Einlass hat schließlich schon um 19:00 Uhr begonnen. Die Schlange der Wartenden geht mittlerweile bis zum Eingang des Historicums in der Amalienstraße. Eine etwas verwirrt dreinblickende Frau fragt, was denn hier heute los sei – Fasching sei doch schon im Februar gewesen.
Warteschlange und kein Ende: Die ersten zweieinhalb Stunden
19:55 Uhr: Wir haben uns – zum Großteil auf Radweg und Ludwigsstraße ausweichend – bis zum Geschwister-Scholl-Platz gekämpft, ohne dabei von Autos oder E-Scootern überfahren zu werden. Neues Problem: Welche der ungefähr fünf Reihen an Wartenden ist die richtige? Weder Schilder noch Organisationsmitglieder sind in der Lage uns dies mitzuteilen. Auf gut Glück stellen wir uns irgendwo an.
20:07 Uhr: In den letzten zwölf Minuten haben wir uns buchstäblich nicht vom Fleck bewegt. Dafür strömen immer mehr Menschen aus allen erdenklichen Richtungen herbei. Mit so einem Ansturm haben wohl die wenigsten gerechnet…
20:21 Uhr: Immer noch keinen Zentimeter weiter. Dafür lernen wir unsere Mitwartenden besser kennen. Hinter uns werden Memes über Seniorstudierende gezeigt, vor uns könnte der aufmerksame Biologiestudierende Hormonen bei der Arbeit zusehen. Ganz vorne am Eingang kommt es zu tumultartigen Zusammenstößen: Kein Wunder, schließlich wäre der Einlass eigentlich ab 19:00 Uhr gewesen.
20:40 Uhr: Zwei Schritte nach vorne! ES GEHT VORAN! Vor lauter Motivation Kurzsprint in die Turteltäubchen vor uns – nie wurde jemand böser angeschaut.
20:51 Uhr: Irgendwoher ereilt uns die Nachricht, dass alle Karten nun vollständig verkauft sind. Die Schlange wird trotzdem nicht kürzer, wahrscheinlich reicht ihr Ende schon bis zu den Pinakotheken. Zufällig kommen einige Kommiliton*innen an uns vorbei, die gleich erfreut aufgenommen werden – vielleicht haben sie ja Neuigkeiten über die Geschehnisse weiter vorne.
21:27 Uhr: Es stellt sich die Frage, ob wir überhaupt in der richtigen Schlange stehen. Drei Austauschstudierende, die noch keine Karte besitzen, gesellen sich zu uns, da sich vorne schon wieder ein Tumult anbahnt. Angeblich sind schon Leute auf der Party. Die Gespräche wenden sich immer mehr der hervorragenden Organisation zu…
21:45 Uhr: Das Gerücht kommt auf, dass die Fachschaft Skandinavistik eine Gegenveranstaltung organisiert hat. Im Anbetracht der immer schlechter werdenden Stimmung eine echte Alternative (unsere Hintermänner sind mittlerweile bei BWLer-Memes angelangt).
21:51 Uhr: Wir fangen an Klatschspiele zu spielen, um warm zu bleiben.
21:59 Uhr: Vier Schritte nach vorne. Der Einlass ist sogar schon in Sichtweite!
Die Welt hinter der Sicherheitsschleuse
22:25 Uhr: WIR SIND DRIN! Ein verschwitzter Security-Mitarbeiter winkt uns durch, kontrolliert Rucksäcke und Ausweise. Die drei Austauschstudierenden haben nicht so viel Glück, was wohl nicht nur an ihrer Eintrittskartenlosigkeit, sondern auch an ihrem angeheiterten Gesamtzustand liegen könnte.
22:35 Uhr: 1. Station: Der Lichthof. Keine Musik, dafür viele Menschen, einige mit Kopfhörern und ausgelassen tanzend, der Rest steht etwas unbeholfen daneben. Weiter geht´s zum Eulenhof, wo wir uns mit Kommiliton*innen aus der Physik treffen. Hier wäre zwar auch einiges geboten (Live-Musik, verschiedene Stände, Essen), aber vom ewigen Anstehen haben wir erst einmal genug…
22:56 Uhr: …was sich beim Besuch der Damentoilette als Problem erweist. Im 1. Stock ebenfalls Live-Musik in einem Physiksaal, aber es ist zu überfüllt, um einen Sitzplatz zu finden.
00:40 Uhr: Die Synthese aus Natur- und Geisteswissenschaftler*innen hat sich irgendwie aufgelöst. In der Adalberthalle soll angeblich noch was Cooles sein, aber vor lauter Menschen ist ein Weiterkommen kaum möglich. Die Stimmung ist völlig überdreht, die Nerven vom langen Warten und den vielen Eindrücken strapaziert.
00:59 Uhr: Nach einigem Überlegen verlässt das, was von der Gruppe noch übrig ist, das Gebäude nach draußen. Irgendwie ist der Abend anders verlaufen als geplant. Und doch war es angenehm so viele verschiedene Menschen auf einem Haufen zu sehen, die in den letzten Jahren ebenso wie man selbst darunter zu leiden hatten, dass das Zwischenmenschliche eher rar war. Und manchmal muss man sich dafür eben auch in Geduld üben.