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„Lächeln, wie Pikachu!“

Der Münchner Animanga-Chor singt Animelieder auf Japanisch, Deutsch und Englisch. Geleitet von der Japanerin Miwako Hidano, die vor sieben Jahren noch nicht ahnen konnte, was auf sie zukommt. Die nächste Gelegenheit, den Chor zu hören, bietet sich beim Gröbenzeller Japanfest am 11. Mai.

Der Animanga-Chors beim Einsingen beim „Animuc“ Ende April © Fotos: Thomas Riexinger

Von Murilo Macena

In einem Konferenzraum der städtischen Berufsschule am Königsplatz trifft sich eine bunte Mischung an Menschen, die einen sehr nett empfangen. Allen voran die Chorleiterin am Klavier, Miwako Hidano. Sie freut sich über jedes neue Gesicht. Hier probt der Münchner Animanga-Chor. Schon beim Einsingen fällt der erste Unterschied zu anderen Chören auf, denn es wird das japanische Silbenalphabet durchgesungen, um die Aussprache zu trainieren. Doch bevor es an die Lieder geht, zeigt Miwako auf das Pikachuplüschtier auf dem Klavier und sagt „Lächeln, wie Pikachu!“ Danach freut sich jeder darauf, die Lieder zu üben.

Das Repertoire reicht vom Soundtrack Zen Zen Zense (Seit dem vor-vor-vorletzten Leben) zum neuen Film „Your name“, der selbst in Deutschland in den Kinos zu sehen war, bis zu alten Klassikern wie „Dragonball“- oder „Digimon“-Liedern, die auf Japanisch und Deutsch (zum Mitsingen!) gesungen werden. Nicht fehlen dürfen die Lieder zu den Ghibli-Filmen, wie beispielsweise „Mein Nachbar Totoro“ oder „Kikis kleiner Lieferservice“.

Ein Witz wird Wirklichkeit

Miwako kam im Herbst 2012 nach Deutschland, ohne die kleinste Ahnung, dass sie einen solchen Chor gründen würde. In Japan hatte sie klassischen Gesang studiert. Ihr Traum war es, nach Deutschland zu kommen. Um diesen zu verwirklichen, lehrte sie Musik an einer Grundschule in Tokyo. Als sie dann genug Geld gespart hatte, setzte sie ihren Plan um und reiste nach Deutschland, entgegen der Kritik ihres Gesangslehrers. „Er war sehr streng, und hat mir gesagt, dass ich keine Chance in Deutschland habe, dass ich dort nichts machen kann.“ Das hielt sie jedoch nicht davon ab, und mit nur einer Bekannten in Deutschland wagte sie den Schritt. In Münster lernte sie dann erstmal fleißig Deutsch.

Zu jedem Auftritt gehört auch ein Solo der Chorleiterin, Miwako Hidano

Auf der Suche nach einer Gesangslehrer*in kam sie dann nach München. Sie wollte zuerst einen Kinderchor starten, doch dieser war leider nicht sehr erfolgreich, weshalb sie das Vorhaben aufgab. Schließlich wurde sie selbst als Gesangslehrerin tätig. Ihre erste Schülerin, Jenny, war der Schlüssel zur Idee, denn sie wollte den Soundtrack Kimi wo nosete (Es trägt dich) zum Ghibli-Film „Das Schloss im Himmel“ singen. „Zuerst hab ich als Witz vorgeschlagen: Wenn wir ein paar Animefans als Basis haben, könnten wir einen Chor machen. Und dann dachten wir uns: Moment, vielleicht klappt das wirklich?“

Jenny verkündete die Eröffnung des Chors im Animexx, einem monatlich stattfindenden Treffen für Fans der Szene, und die Idee fand sofort Anklang. Am 13. Januar 2016 war es so weit, und einige Leute kamen direkt zum ersten Termin. Das überraschte die Japanerin sehr. „Ich wusste nicht, dass es in Deutschland so viele Animefans gibt!“ Sie konnte sich eine Animeconvention nicht vorstellen, doch Jenny wusste Bescheid und unterstützte sie tatkräftig. Die Chorleiterin selbst bezeichnet sich nicht als Animefan, was aber daran liege, dass Animes in Japan zum Alltag gehören. Auch Ghibli-Lieder gehörten in Japan zum gewöhnlichen Repertoire eines Chors.

Weitere Chöre in Berlin und NRW geplant

Für Miwako ist der Chor wie eine Familie. Sie muss sich kaum bemühen, zu einem Treffen außerhalb der Proben zu animieren:  Alle verstehen sich gut und unternehmen gerne etwas gemeinsam. Sei es, zusammen nach der Probe noch Nudelsuppe zu essen, auf Events zu gehen oder einfach ein Picknick im Olympiapark zu machen. Genau das ist der Chorleiterin auch wichtig, denn: „Chor muss man gemeinsam machen!“ Musik ist eine Kunst, die Leute verbindet, und gerade beim Chor muss man als Team funktionieren. Doch Miwako macht hier noch nicht Halt.

Vor ein paar Monaten hat sie einen Chor in Berlin eröffnet und plant weitere Chöre in NRW. Auftritte gibt es genug, allein in München waren sie schon mehrere Male auf dem Japanfest im Englischen Garten und der Japandult. Neuerdings auch auf dem Akiba Pass festival im Mathäser. Das dort arbeitende Team  war davon begeistert und würde den Chor beim nächsten Mal gerne wiedersehen. Zuletzt waren sie auf der Animuc 2019 zu hören, wie hier auf den Bildern zu sehen. Die nächste Gelegenheit ist das Gröbenzeller Japanfest am 11. Mai.

Weitere Infos zum Münchner Animanga-Chor gibt es auf Facebook, Twitter und Instagram.

Nach einem Auftritt: Den Beteiligten hat es offensichtlich Spaß gemacht

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