Kommentar

Globale Gesundheit anpacken!

Während die Corona-Pandemie die Welt erschütterte, offenbarte sie drastische Ungleichheiten im Zugang zur Gesundheitsversorgung. Warum ein ganzheitlicher Ansatz und internationale Kooperation entscheidend sind, um diese Ungleichheiten zu bekämpfen, beschreibt The ONE-Botschafterin Leandra Engelfried zum Global Health Day in ihrem Gastbeitrag.

Von Leandra Engelfried; Foto: The ONE Campaign

Es wäre genug für alle Menschen da – würden reiche Länder teilen”, so lautet die Überschrift eines Spiegel-Artikels zur Corona-Impfstoffverteilung. Was während der Pandemie plötzlich allen deutlich wurde, war allerdings schon lange vorher Realität in der globalen Gesundheitspolitik. Die Corona-Pandemie der letzten Jahre hat uns gezeigt, wie groß die Herausforderungen im Bereich der globalen Gesundheit sind, wie ungleich der Zugang zum notwendigen Gesundheitsschutz verteilt ist und zugleich Fortschritte gebremst werden. Nun, da sie vorbei ist, denken immer weniger Menschen darüber nach, wie es um die Gesundheitsversorgung in anderen Teilen der Welt steht. Das muss sich ändern.

Ein ganzheitlicher Ansatz für globale Gesundheit

Wie sehr wir uns jetzt umso dringender auf die globale Gesundheit fokussieren müssen, machte  Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), anlässlich des jährlichen Weltgesundheitsgipfels (WHS) in Berlin im Oktober 2023 deutlich: „Die Menschheit steht heute vor so vielen gesundheitlichen Herausforderungen, vom Krieg bis zur Klimakrise, von zunehmender Armut und wachsendem Hunger, von der raschen Erschöpfung der natürlichen Ressourcen und Naturkatastrophen und natürlich von globalen und regionalen Krankheitsausbrüchen.“

Tatsächlich wurden in den Jahren vor der Pandemie Fortschritte in der globalen Gesundheit erzielt: 146 von 200 Ländern oder Gebieten haben das Sustainable Development Goal (SDG) für die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren erreicht oder sind auf dem besten Weg dahin, und dank wirksamer HIV-Behandlung konnte die Zahl der AIDS-bedingten Todesfälle seit 2010 weltweit um 52 Prozent gesenkt werden. Der Sustainable Development Report (SDR) aus dem Jahr 2023 zeigt jedoch deutlich, dass die Fortschritte beispielsweise bei der Senkung der Müttersterblichkeit und der Ausweitung der allgemeinen Gesundheitsversorgung unzureichend sind. Weltweit sterben immer noch täglich etwa 800 Frauen an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt. Mit Blick auf die ökonomischen Folgen von mangelndem Zugang zu Gesundheitsversorgung kann festgestellt werden, dass beispielsweise im Jahr 2019 381 Millionen Menschen durch Zuzahlungen für Gesundheit in extreme Armut getrieben wurden.

Es wird also deutlich, dass nur ein ganzheitlicher Ansatz mit einem hohen Grad an Kooperation, der die Probleme der globalen Gesundheitspolitik, die Auswirkungen und Ursachen der Klimakrise sowie die damit verbundenen sozialen und ökonomischen Defizite berücksichtigt, der Situation gerecht wird. Hier, so der Bericht des WHS, seien die Ergebnisse internationaler Foren wie G7/G20 sowie ein großes Verantwortungsbewusstsein für die SDGs notwendig. Die Weltgemeinschaft darf sich nicht von der Corona-Pandemie davon abhalten lassen, das dritte Entwicklungsziel zu erreichen, nämlich die allgemeine Gesundheitsversorgung und den Zugang zu sicheren und erschwinglichen Arzneimitteln und Impfstoffen für alle.

Dass die internationale Zusammenarbeit in der globalen Gesundheitspolitik viel bewegen kann, beweist die weltweit erste Impfkampagne gegen Malaria, die Anfang 2024 in Kamerun startete. Malaria ist ein großes Gesundheitsrisiko, vor allem für Kleinkinder auf dem afrikanischen Kontinent. Die Kampagne wird Millionen Kindern das Leben retten und führte in der Testphase bereits zu einem starken Rückgang schwerer Malaria-Infektionen.

The One Campaign

Auch für die internationale Bewegung The One Campaign ist globale Gesundheit ein wichtiges Thema. Die Organisation für Entwicklungszusammenarbeit hat sich zum Ziel gesetzt, extreme Armut und vermeidbare Krankheiten wie beispielsweise AIDS bis 2030 abzuschaffen. Dafür bringt sie Menschen zusammen, um Politiker*innen aufzufordern, ihre Entscheidungsmacht für eine gerechtere Welt einzusetzen. Seit 2023 darf ich mich als ONE-Jugendbotschafterin für eine bessere Entwicklungszusammenarbeit einsetzen und Politiker*innen an ihre Versprechen in diesem Bereich erinnern.

Ich empfinde es als essenziell, dass Menschen ihre Privilegien nutzen, um sich für globale Gerechtigkeit einzusetzen. Persönlich versuche ich das durch mein Engagement bei ONE. In diesem Rahmen nehme ich an Gesprächen und Protestaktionen teil, um Druck auf unser politisches System auszuüben. Eine Forderung, die wir bei ONE stellen, ist etwa, dass 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens in Entwicklungszusammenarbeit investiert werden.  Dies kann natürlich nur der minimale Anspruch an Entwicklungszusammenarbeit sein. Aber irgendwo muss man schließlich beginnen.

Wer sich ebenfalls im Bereich  der globalen Gesundheitspolitik weiterbilden möchte, kann dies unter anderem am Global Health Day am 11. April tun. Auch an der LMU sollen im Rahmen des Aktionstages „Themen, Herausforderungen und Lösungen” der globalen Gesundheit erkundet werden. Zu diesem Zwecke werden derzeit auf der Website der LMU Beiträge in Form von wissenschaftlichen Projekten, Infoständen, oder künstlerischen Arbeiten gesucht. 

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