Online Unileben

Freude in der Ferne

Die Pandemie stellt so einige Studienpläne auf den Kopf. Auslandsaufenthalte sind dabei ganz vorne dran. Drei Studierende ziehen ihre Pläne dennoch durch und berichten von Vor- und Nachteilen des Auslandsstudiums in Corona-Zeiten.

Sonnenuntergang über den Dächern Sevillas, Foto: Anabel Schöbel

Zwischen Uni und Tapas in Sevilla

Von Anna Schöbel

Anabel verbringt derzeit ihr Auslandsjahr in Sevilla. Ein Semester hat sie bereits in der lebendigen Großstadt Spaniens verbracht, nun ist sie noch bis Ende Juni da. „Zu Beginn des Auslandssemesters hatte ich noch gedacht, dass sich die Corona-Situation wieder erholen würde. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern war es aber, trotz der Pandemie, in Sevilla „sehr entspannt“, erzählt sie. Im Gegensatz zu anderen Großstädten hatten hier die Bars und Restaurants beinahe durchgehend geöffnet, wenn auch mit nächtlichen Ausgangssperren.

Durch das schöne Wetter kann man darüber hinaus auch draußen einiges unternehmen. „Ich wollte in diesem Jahr unbedingt mein Spanisch verbessern, was mir durch die Uni und den Kontakt mit anderen ausländischen Studierenden auch gelungen ist. Der Kontakt zu anderen Spanier*innen hat sich allerdings etwas schwierig gestaltet, da viele aufgrund der Pandemie zurück zu ihren Eltern gezogen sind und aufgrund des Virus das Knüpfen neuer Kontakte eher vermeiden wurde.“ Trotzdem konnte Anabel bisher neue Freundschaften mit anderen Student*innen schließen.

„Aus kulinarischer Sicht konnte ich mich außerdem durch viele Tapas wie Tortilla, Paella und natürlich den spanischen Sommerwein probieren. Das habe ich sehr genossen.“ Dieses Semester beginnt sie nun einen Bachata-Tanzkurs und belegt einen Spanischkurs an der Universität, um ihr C1 Niveau anerkannt zu bekommen. Der Sevilla-Aufenthalt hat es Anabel dabei ermöglicht, trotz der Pandemie das Jahr produktiv zu nutzen und eine schöne Zeit zu erleben, wenn auch etwas anders als ursprünglich gedacht. 

Sebastian vertieft in Island seine Kenntnisse über Literatur und Kunst. Foto: Sebastian Schindlbeck

Im Land aus Eis und Feuer

Von Özge Enis

Die Pandemie hat Sebastian Schindlbeck nicht daran gehindert, seinen Auslandsaufenthalt in Island doch noch umzusetzen. Zurzeit befindet er sich im Rahmen des Erasmus-Programms in dem nordischen Inselstaat und verbringt ein Jahr in dessen Hauptstadt Reykjavík. Die Überlegung hatte der Skandinavistik-Student an der LMU bereits 2019. Zwei Jahre später absolviert er nun sein fünftes Master-Semester im Studiengang Medieval Icelandic Studies (Háskóli Íslands).

Sebastian interessierte sich schon immer sowohl für die skandinavische als auch für die isländische Literatur und Kultur. Mit dem breiten Angebotsspektrum seiner Gastuniversität vertieft er so seine Kenntnisse, was ihm von der Ferne kaum gelingen würde. ,,Davon abgesehen ist es sehr spannend, endlich die Schauplätze der mittelalterlichen isländischen Erzählungen zu sehen, mit denen ich mich seit einigen Jahren beschäftige.“

Während der zweiwöchigen Quarantäne nach der Einreise, hatte er Zeit sich an seine neue Wohnung zu gewöhnen, die er sich zusammen mit anderen internationalen Studierenden teilt. Anfängliche Präsenzveranstaltungen wurden schnell auf digitale Formate umgestellt. Viel konnte er von seinem neuen Uni-Alltag nicht erleben. ,,Da viele Austauschstudenten nicht nach Island einreisen konnten und strenge Restriktionen herrschten, fanden die Willkommensveranstaltungen für ausländische Studenten leider nur rudimentär statt“. Auch die Prüfungen wurden online abgehalten.

Anders als in Deutschland begann der zweite Lockdown in Island bereits im Herbst. Besonders strikt ist das Land mit der Quarantäne-Regelung der Einreisenden, um neue Ausbrüche und die Ausbreitung der Mutanten zu verhindern. Durch früh getroffene Maßnahmen verlief der Shutdown dort aber etwas entspannter. Die Infektionsrate ist mittlerweile wieder gesunken, trotzdem kann Sebastian nicht viel über seine Freizeit berichten, bis auf einige Museumsbesuche und zwei Tagesausflüge, die er mit seinen Freunden unternahm. Mehr war nicht drin.

Saskia konnte trotz der Pandemie eine schöne Zeit in Irland verbringen. Foto: Privat

Irische Idylle

Von Susanne Sonnleitner

Saskia ist Lehramtsstudentin an der LMU und seit September im Rahmen des Erasmus-Programms in Maynooth, Irland. Trotz Corona fanden dort zumindest kleinere Seminare am Anfang des ersten Semesters noch auf dem Campus statt, bald wurde aber auch hier auf Online-Lehre umgestellt.

Die für den englischsprachigen Raum typischen Societies der Universität können sich durch den Lockdown ebenfalls nicht in Person treffen. Manche bemühten sich, ein ansprechendes Online-Angebot an Gesellschaftsereignissen auf die Beine zu stellen, wie beispielsweise einen mehrstündigen Online-Escape-Room. Der Großteil des studentischen Lebens findet für Saskia aber in ihrer vierköpfigen WG in Form von Filmabenden und gemeinsamen Onlineaktivitäten statt.

Maynooth ist keine große Stadt, man kann Lebensmittelgeschäfte, Bibliothek und Universität innerhalb von 10 bis 30 Minuten zu Fuß erreichen. Die beste Investition, sagt sie, sei ein gebrauchtes Fahrrad, das sie kurz nach ihrer Ankunft in Maynooth für 50 Euro gekauft hat. Damit verkürzt sich ihr Weg zur Uni und zum Supermarkt um einiges. Das Fahrrad hilft ihr auch den Lockdown zu überstehen: Pubs, Cafés und Ähnliches sind zwar geschlossen, doch es gibt einen schönen Fahrradweg im Ort, der sogar bis ins 30 Kilometer entfernte Dublin führt. Die Maßnahmen sehen jedoch vor, dass sich jeder im Umkreis von nur fünf Kilometern seines Wohnorts aufhält.

Was sie am meisten störe, sei das unentschlossene Handeln der irischen Politik, denn jede Woche gebe es gefühlt andere Maßnahmen und Regeln zu befolgen. Trotz der Umstände zieht Saskia das Fazit: „Ich bereue nichts.“ Sie hatte sich im Vorhinein klar gemacht, dass das kein regulärer Auslandsaufenthalt werden würde und ging mit den entsprechenden Erwartungen nach Irland. Freu(n)de hat sie dennoch gefunden.

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