Kulturphilter Unileben

Hoffen auf den Festivalsommer

Vergangenen Sommer mussten viele Festivals wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Auch dieses Jahr wurden bereits zahlreiche Großveranstaltungen abgesagt. Studierende der TUM machen trotzdem mit der Organisation zweier studentischer Festivals weiter und haben dafür gute Gründe.

Zahlreiche Besucher*innen, die die Sonne genießen, den Bands zuhören und sich unterhalten: So sah es vor der Pandemie auf den Festivals aus. Foto: TUM Studierendenvertretung

Von Julia Stanton

Seit Kurzem steht fest, dass bekannte Festivals wie Rock am Ring, Rock im Park oder das Southside auch in diesem Jahr ausfallen müssen. Die Hoffnung auf einen Festivalsommer scheint damit endgültig vorbei. Die Studierendenvertretung der TUM, die jedes Jahr das Tunix und das Garnix organisiert, plant trotz der aktuellen Corona-Maßnahmen die Festivals unter dem Motto „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ weiter: „Solange wir nicht sicher sind, dass wir absagen müssen, werden wir nicht absagen“, sagt Thomas Merrath. Er studiert Umweltingenieurwesen an der TUM und ist zum dritten Mal gewählter Hauptorganisator des Tunix: „Wir hoffen einfach, dass wir dürfen. Wenn wir uns jetzt nicht kümmern, müssen wir gleich absagen.“

Das Tunix und das Garnix sind gemeinsam mit dem StuStaCulum und dem Uni-Sommerfest der LMU Teil des Triple Live Summer, der jeden Sommer in München stattfindet. Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluss aus vier verschiedenen Orga-Teams, die sich gegenseitig bei der Umsetzung und Durchführung der studentischen Festivals helfen. Schon seit 1981 findet das Tunix auf der Wiese des Königsplatzes statt und hat jährlich fast 15.000 Besucher*innen. Sein Partnerfestival, Garnix, wird parallel in Garching veranstaltet. Vergangenes Jahr sind die Festivals aufgrund der Pandemie ausgefallen. Auch damals haben die Teams so lange an der Planung der Festivals gearbeitet, bis endgültig feststand, dass sie abgesagt werden müssen.

Zahlreiche Besucher*innen, die die Sonne genießen, den Bands zuhören und sich unterhalten: So sah es vor der Pandemie auf den Festivals aus. Foto: TUM Studierendenvertretung

Planung unter Pandemiebedingungen

Der Grund für die Vehemenz beider Orga-Teams sowohl im letzten als auch in diesem Jahr liegt nicht nur an dem Unmut die Festivals abzusagen, sondern auch an deren Überleben. Da das Tunix und das Garnix ehrenamtlich von Studierenden organisiert werden, die sich maximal vier bis fünf Jahre engagieren, würde ein zweijähriges Ausfallen auch Ausbleiben der Wissensweitergabe bedeuten, auf die das Bestehen der Festivals angewiesen ist.

Daher arbeitet das Team nun online an der Organisation des Festivals. Die neue Arbeitsweise erschwert die Planung: „Unser Büro ist seit Monaten dicht. Das nimmt natürlich viel von dem Spaß, den man bei der Arbeit hat“, beklagt Merrath. Das Problem ist dabei auch, dass das Anwerben neuer Teammitglieder erschwert wird: „Normalerweise schauen Leute mal vorbei, die dann ins Team reinrutschen. Keiner schaut aus Versehen in einem Zoom-Meeting vorbei.“

Zahlreiche Besucher*innen, die die Sonne genießen, den Bands zuhören und sich unterhalten: So sah es vor der Pandemie auf den Festivals aus. Foto: TUM Studierendenvertretung

Kurzfristige Entscheidungen

Trotz dieser Bedingungen hat das Team, das aus ein paar Hauptorganisator*innen, Künstlerorganisator*innen, einem Social Media-Team und circa 70 Helfer*innen besteht, auch einen großen Vorteil: Bis auf den Festivaltermin, der mehr als zwei Jahre im Voraus festgelegt wird, beginnen sie mit der eigentlichen Planung erst relativ spät und sind dadurch flexibler. Zurzeit sind sie mit dem Sichten und Auswählen von Bands beschäftigt. Mit dem Einkauf der Lebensmittel fangen sie aber beispielsweise erst eine Woche vor Festivalbeginn an, wenn feststeht, ob es stattfindet oder nicht. Im letzten Jahr konnten so finanzielle Risiken vermieden werden. Auch dieses Jahr achten die Teammitglieder darauf, nur etwas zu buchen, wenn sie es später stornieren können.

Die Flexibilität des Teams würde ihnen auch erlauben kurzfristig auf bestimmte Corona-Maßnahmen zu reagieren. Sie sind vollkommen frei in der Gestaltung des Festivals und bauen alles selbst auf. Dieser Aufwand muss sich aber auch lohnen: „Wenn wir riesige Hygienemaßnahmen haben, die uns zusätzlich kosten, aber pro Biergarnitur nur zwei Leute sitzen dürfen, sind wir an einem Punkt, an dem sich das nicht mehr rentiert.“ Da der Eintritt frei ist, macht das Team nur Einnahmen durch den Verkauf von Essen und Trinken. Im Normalfall werden die Ausgaben dadurch gedeckt.

Die große Hoffnung ist, dass die Festivals so normal wie möglich stattfinden können: „Ich denke ich kann für alle sprechen, wenn ich sage, der größte Wunsch ist, dass wir unser Festival so durchführen können, wie wir es kennen”, sagt Merrath. Dabei ist dem Team aber auch wichtig, dass es noch moralisch vertretbar und sicher ist: „Womöglich wird irgendwas erlaubt sein, aber wenn jede*r Vernünftige sagt, dass es besser wäre daheim zu bleiben, dann ist das keine Situation, in der wir sein wollen.“

Bis eine endgültige Entscheidung getroffen wird, ist weiterhin geplant, dass die Festivals vom 21. bis zum 25. Juni stattfinden.

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...