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Faust für alle: Das Münchner Faust-Festival

Mit dem Faust-Festival haben die Veranstalter*innen ein völlig neues Konzept von Kultur und Kunst geschaffen. Im Mittelpunkt steht dabei die kulturelle Vielfalt Münchens, die durch die verschiedensten Akteure und Kunstformen für jeden erlebbar gemacht werden soll.

Die Initiatoren*innen des Faust-Festivals München: Max Wagner / Projektleiterin Anna Kleeblatt / Roger Diederen © Gasteig München
Faust Festival München

Von Clarissa Kern

Nach fünf Monaten „Faust-Fieber“ nähert sich das Faust-Festival langsam dem Ende. Roger Diederen, der Kurator der Kunsthalle München, hat mit seiner Ausstellung Du bist Faust den Grundstein für das Festival gelegt. Davon ausgehend hat sich die Faustthematik zu einem Dauerevent in der ganzen Stadt ausgeweitet. Neben Roger Diederen sind Max Wagner, der Geschäftsführer des Gasteigs und Anna Kleeblatt, spezialisiert auf Kulturmarketing, die Initiatoren*innen des Faust-Festivals.

Die drei sind begeistert von dem Anklang, den ihr Projekt rund um Faust und Mephisto in der Landeshauptstadt gefunden hat. Das Besondere am Faust-Festival: Der Aufbau folgt keiner Dramaturgie und das Festival ist somit offen für alle Kunstschaffenden, egal ob Hinterhoftheater oder Staatsoper. Gegen eine gestaffelte Anmeldegebühr war man dabei im Festivalkalender, musste sich jedoch um Organisatorisches, wie Raum oder Werbung selbst kümmern. Mit dieser Abgabe von Kontrolle, zeigt das Faust-Festival Vertrauen in die Teilnehmer*innen und gibt Neuem einen Raum. Damit soll nicht nur die Idee einer elitären, exklusiven Hochkultur aufgebrochen, sondern auch Platz für neue Akteure*innen und Besucher*innen geschaffen werden.

Bis Ende Mai 2018 die beiden LOVE HATE Skulpturen am Münchner Siegestor. Sie beziehen sich auf die vielschichtige Ambivalenz dieser menschlichsten aller Gefühle in Goethes berühmtestem Drama, aber sollen auch im 100. Jahr des Endes des Ersten Weltkriegs als weltweites Friedenssymbol stehen und als Aufruf Hass in Liebe umzuwandeln © Mia Florentine Weiss, BU: Mia Florentine Weiss: LOVE HATE MUNICH, 2018, Titel der Veranstaltung: LOVE HATE / Memento Mori Munich / Galerie Friedmann-Hahn

Ein Festival ist das Faust-Festival im herkömmlichen Sinne nicht, es fungiert viel mehr als Plattform, die für Vernetzung und Teilhabe genutzt werden kann. Dabei bietet es durch den thematischen Rahmen Faust, vielseitige, aktuelle Herangehensweisen, um Goethes Drama und die Münchner Kulturlandschaft neu zu entdecken. Durch die Offenheit des Projekts wird auf eine bunte Vielfalt an Akteuren*innen und Kunstformen, aber auch an Besuchern*innen, gesetzt. Außerdem haben weniger bekannte künstlerische Betriebe, die oft im Schatten der ganz großen stehen, bei dem Festival die Möglichkeit sich einen Namen zu machen.

Das Faust-Festival zeigt, was möglich ist, wenn die ganze Kulturszene in München an einem Strang zieht und Vorurteile, sowie Wertung hinter sich lässt. Mit der Entscheidung, keine Zulassungsbeschränkung geltend zu machen und alle Akteur*innen auf eine Stufe zu stellen, macht das Faust-Festival einen wichtigen Schritt Richtung Zukunft. Weg vom verstaubten, exklusiven, hin zu einem offenen, toleranten Konzept von Kultur – ganz am Puls der Zeit.

Clarissa Kern studiert im 4. Semester Theaterwissenschaft, dieser Artikel entstand im Rahmen des Kurses „Kulturvermittlungspraxis“.

Kunst im Kontext

KUNST IM KONTEXT war bis Ende des Sommersemesters 2019 eine Kooperation mit dem Department Kunstwissenschaften der LMU. Studierende der fünf Studiengänge Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte, Kunstpädagogik, Musikwissenschaften und Musikpädagogik rezensierten Ausstellungen, Konzerte und Theaterinszenierungen, berichteten über berufliche Perspektiven nach dem Studium und schrieben über alles, was sonst noch so los ist an der Isar. Die Texte entstanden im Rahmen von Seminaren des Departments und in einem freien Redaktionsteam.

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