Mit dem Faust-Festival haben die Veranstalter*innen ein völlig neues Konzept von Kultur und Kunst geschaffen. Im Mittelpunkt steht dabei die kulturelle Vielfalt Münchens, die durch die verschiedensten Akteure und Kunstformen für jeden erlebbar gemacht werden soll.
Von Clarissa Kern
Nach fünf Monaten „Faust-Fieber“ nähert sich das Faust-Festival langsam dem Ende. Roger Diederen, der Kurator der Kunsthalle München, hat mit seiner Ausstellung Du bist Faust den Grundstein für das Festival gelegt. Davon ausgehend hat sich die Faustthematik zu einem Dauerevent in der ganzen Stadt ausgeweitet. Neben Roger Diederen sind Max Wagner, der Geschäftsführer des Gasteigs und Anna Kleeblatt, spezialisiert auf Kulturmarketing, die Initiatoren*innen des Faust-Festivals.
Die drei sind begeistert von dem Anklang, den ihr Projekt rund um Faust und Mephisto in der Landeshauptstadt gefunden hat. Das Besondere am Faust-Festival: Der Aufbau folgt keiner Dramaturgie und das Festival ist somit offen für alle Kunstschaffenden, egal ob Hinterhoftheater oder Staatsoper. Gegen eine gestaffelte Anmeldegebühr war man dabei im Festivalkalender, musste sich jedoch um Organisatorisches, wie Raum oder Werbung selbst kümmern. Mit dieser Abgabe von Kontrolle, zeigt das Faust-Festival Vertrauen in die Teilnehmer*innen und gibt Neuem einen Raum. Damit soll nicht nur die Idee einer elitären, exklusiven Hochkultur aufgebrochen, sondern auch Platz für neue Akteure*innen und Besucher*innen geschaffen werden.
Ein Festival ist das Faust-Festival im herkömmlichen Sinne nicht, es fungiert viel mehr als Plattform, die für Vernetzung und Teilhabe genutzt werden kann. Dabei bietet es durch den thematischen Rahmen Faust, vielseitige, aktuelle Herangehensweisen, um Goethes Drama und die Münchner Kulturlandschaft neu zu entdecken. Durch die Offenheit des Projekts wird auf eine bunte Vielfalt an Akteuren*innen und Kunstformen, aber auch an Besuchern*innen, gesetzt. Außerdem haben weniger bekannte künstlerische Betriebe, die oft im Schatten der ganz großen stehen, bei dem Festival die Möglichkeit sich einen Namen zu machen.
Das Faust-Festival zeigt, was möglich ist, wenn die ganze Kulturszene in München an einem Strang zieht und Vorurteile, sowie Wertung hinter sich lässt. Mit der Entscheidung, keine Zulassungsbeschränkung geltend zu machen und alle Akteur*innen auf eine Stufe zu stellen, macht das Faust-Festival einen wichtigen Schritt Richtung Zukunft. Weg vom verstaubten, exklusiven, hin zu einem offenen, toleranten Konzept von Kultur – ganz am Puls der Zeit.
Clarissa Kern studiert im 4. Semester Theaterwissenschaft, dieser Artikel entstand im Rahmen des Kurses „Kulturvermittlungspraxis“.