Filmreihe

„Dune: Part Two“ – Ein Film fürs Kino

„Dune: Part Two“ von Denis Villeneuve ist wie das Leben: Es hört sich furchtbar einfach an, aber dahinter verbirgt sich Komplexität. Ein Film über Herrschaft, Liebe und Kolonialismus.

Von Jonas Hey; Fotos: © Warner Bros. Pictures

Im zweiten „Dune“-Film geht es um die Fortsetzung der Heldenreise von Paul Atreides. Sein Vater Leto wurde von den bösen rivalisierenden Harkonnen ermordet und er konnte mit seiner Mutter in die Wüste entkommen. Dort begegnet er den einheimischen Fremen, bei denen er sich einlebt, die hübsche Chani kennenlernt und die Harkonnen vertreiben will. Doch unter dieser Befreiungs- und Rachegeschichte, wie wir sie von „Robin Hood“  oder „Braveheart“ kennen, liegt so viel mehr.

Vorherbestimmung oder freier Wille?

Das Hauptmotiv von „Dune“-Erfinder Frank Herbert ist die Religionskritik. Vor diesem Hintergrund muss auch der Film gesehen werden. Die Politik in „Dune“ wird vom Orden der Bene Gesserit kontrolliert, der nur aus adeligen Frauen besteht, die über die vollständige Kontrolle von Körper und Geist verfügen. Diese haben vor Jahrhunderten auf dem Planeten Dune eine Religion eingepflanzt, nach der ein Messias kommen und den Wüstenplaneten ins Paradies verwandeln wird. Folglich sehen die Fremen in Paul den Messias (lisan al gaib = Stimme der Außenwelt). Doch er kann dieses Schicksal nicht akzeptieren, denn er sieht in seinen Visionen einen Dschihad und Millionen toter Menschen.

Gerade zu Beginn des Films gelingt es Villeneuve, die beiden Positionen zu verankern. Die nördlichen Fremen nahe der Hauptstadt Arrakeen haben sich von den Mythen emanzipiert und verfolgen den realen Kampf gegen die Harkonnen. Zu ihnen gehört auch Chani, in die Paul sich verliebt. Sie erkennt die Beeinflussung durch die Bene Gesserit und glaubt nicht an die Prophezeiungen. Dem stehen der Anführer Stilgar und die Fanatiker aus dem Süden gegenüber, die in jeder Handlung Pauls oder seiner Mutter die Erfüllung einer Vorhersage sehen. Als Zuschauer erleben wir hautnah Pauls Konflikt zwischen rationalem Handeln und dem Erfüllen seines Schicksals.

Timothée Chalamet als Paul Atreides in Dune 2

Herrschaft oder Freiheit?

Die Fremen sind ein kolonialisiertes Volk. Denn nur auf Dune kann das wertvolle Spice abgebaut werden, das den Navigatoren sichere Wege durch die Galaxie zeigt. Deshalb wird der Planet von einem Herrscherhaus nach dem anderen ausgebeutet. Folglich haben sich die Fremen in die Wüstengürtel fern der Hauptstadt zurückgezogen und kämpfen als Guerilla gegen die militärisch überlegenen Harkonnen. Paul kommt als Herzogssohn auf den Planeten und wird im ersten Film nach dem Verrat der Harkonnen zum Niemand. Nun baut er sich eine neue Identität als Freme auf, indem er mit ihnen kämpft und die Wege der Wüste erlernt. So sieht Chani ihn auch als Ebenbürtigen und lässt ihn versprechen, bei ihr zu bleiben.

Doch Paul kann seine Vergangenheit nicht ablegen. Er trägt den Siegelring seines Vaters bei sich und träumt von der Rückeroberung des Planeten. Obwohl seine Visionen ihn erschrecken, erkennt er, dass sie der einzige Weg sind, den Planeten zu retten. Bei einem Treffen der Fremen im Süden erklärt er sich zu Herzog Paul Atreides und nimmt sein Geburtsrecht an. Dies entfremdet Chani von ihm, die nicht bereit ist, ihren Willen aufzugeben und zu einer Untergebenen zu werden.

Außerirdische Ästhetik

Der Film ist einfach wunderschön: Gefilmt in der Wüste von Jordanien mit IMAX-Kameras, die mehr Details und ein höheres Bild ermöglichen. Zudem ist die Ästhetik des Filmes durchdacht, denn die Verstecke der Fremen erinnern an ägyptische Tempel und haben sandfarbene Hallen. Die Arena der Harkonnen ist nicht oval, sondern unbequem dreieckig. Die Landungsschiffe sind aus vielen Flächen zusammengesetzt und wirken wie Kunstobjekte und nicht wie Kriegswaffen. Alles ist anders in der von Villeneuve geschaffenen Welt. So auch die Welt der Harkonnen, die nur schwarz und weiß kennt. Die kahl rasierten Untertanen sind weiß bemalt, während die Soldaten schwarze Rüstungen tragen. Der fette Baron badet in dunklem Öl und sein Neffe trägt schwarze Körperbemalung. Zur besonderen Atmosphäre trägt auch der phänomenale Soundtrack von Hans Zimmer bei, der sich bestens der Stimmung des Films anpasst.

Diesen Film muss man sich auf der großen Leinwand anschauen. Es ist ein wunderschönes und tiefsinniges Spektakel, das man auf dem Fernseher nicht ansatzweise so gut verstehen kann. Villeneuve widersetzt sich dem Zug zu ewiger Wiederholung und Kleinformatigkeit auf den Streamern und schafft große Kunst.

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