And the Oscar goes to… Mit der nächsten Preisverleihung am Horizont möchten wir uns dem Ort widmen, ohne den der Film auch in Zeiten von Amazon Prime und Netflix nicht auskommt: Das Kino.
Monopol (Floriansmühlstraße 5, 80939 München)
Das Monopol ist mein absolutes Lieblingskino. Ich war im letzten Jahr knapp 30 Mal dort. Es ist ein Programmkino, aber es laufen auch größere Produktionen mit “Anspruch”. Mit drei Sälen ist das Monopol sicher kein kleines Kino mehr, aber aufgrund der Atmosphäre fühlt es sich so an. Letztes Jahr hat mir gut gefallen, dass alle Oscar-nominierten Kurzfilme in einer Vorstellung zu sehen waren. So konnte ich alle in kompakter Form genießen, ohne sie einzeln kaufen zu müssen. Dazu gab es am Tag vor der Oscarverleihung eine einzelne Vorstellung von The Whale, der ansonsten erst zwei Wochen später in Deutschland anlief. Ich kann also stolz behaupten, dass ich diesen tollen Film als einer der ersten in Deutschland gesehen habe.
Von Jonas Hey
Theatiner-Kino (Theatinerstraße 32, 80333 München)
Obwohl ich noch nicht lange in München lebe, bin ich von der intimen Atmosphäre des Theatiner-Kinos verzaubert. Nähe Odeonsplatz gelegen, 1957 eröffnet und noch im Originalzustand erhalten, hat sich das Theatiner besonders auf Arthouse-Filme im O-Ton mit Untertiteln spezialisiert. Walter Kirchner gründete damals den Filmverleih Neue Filmkunst Walter Kirchner, der die Hauptwerke der französischen Nouvelle Vague nach Deutschland brachte und sich ebenso für die Verbreitung damals weitgehend unbekannter Werke von Hitchcock, Huillet/Straub bis Antonioni einsetzte. Diese erhielten somit erstmals eine breitere Rezeption in Deutschland. Vor dem Kino prangt in Neon-Leuchtschrift „Theatiner Filmkunst”, drinnen kann man die historischen Kinoplakate von Hans Hillmann bestaunen, einer Ikone der internationalen Designgeschichte. Seine Designs verbanden Typographie, Zeichnung und Fotografie auf bahnbrechende Weise. Michael Althen über das Kino: „Wenn man nach den Spätvorstellungen, die oft der Nouvelle Vague gewidmet waren, ein Stück Paris mit hinausnahm in die Passage zwischen Residenz- und Theatinerstraße, dann verwandelte sich München für ein paar Momente in etwas anderes, Größeres, Schöneres.”
Von Johannes F. Schiller
Filmtheater Sendlinger Tor (Sendlinger-Tor-Platz 11, 80336 München)
Kaffee und Kuchen mit Kino und Kultur vereint? Im Filmtheater Sendlinger Tor gönne ich mir regelmäßig einen Nachmittag mit meinen zwei liebsten Lastern auf der Welt: Süßes und Science Fiction. Das Filmtheater wurde 1913 am Sendlinger-Tor-Platz eröffnet und ist das älteste noch bestehende Groß-Kino Münchens. Schwerpunkt heute sind Arthouse-Filme, Literaturverfilmungen, gehobene Mainstream-Filme oder traditionsreiche Filmreihen wie „James Bond“. Neben dem Café umfasst das Gebäude nur einen einzigen Kinosaal, dieser bietet jedoch Platz für 400 Personen und ist wie ein kleines Opernhaus gestaltet. Gemütliche aber prunkvolle Ästhetik erwartet euch, und das zu fairen Preisen. Mit nur zwei Vorstellungen am Tag wird auf Qualität vor Quantität gesetzt und eins wird beim Besuch klar: Dieser Ort kann, will und wird sich seine Geschichtsträchtigkeit bewahren. Bei diesem Vorhaben trotzdem mit modernen Filmen die Massen anzuziehen, gelingt definitiv nicht allen Kulturkinos so gut. Und als Hinweise an alle Opernliebhaber*innen: Auch Premieren von Ballet und Opfern füllen ab und an den Saal – ob an diesen Tagen so viel Umsatz mit Kuchen gemacht wird, weiß ich jedoch nicht.
Von Leonie Stoll
City Atelier Kino (Sonnenstraße 12a, 80331 München)
Eine Freundin von mir sagt, dass die Sonnenstraße für sie der einzige Ort sei, an dem München eine wirkliche Großstadt sei. Für mich ist sie auch die Straße mit einem der schönsten Münchner Kinos: dem City Atelier Kino, dessen Kinosäle Besucher*innen passend zur Adresse zuverlässig in rotes, warmes Licht einhüllen, auch an grauen Tagen. Durch einen überdachten Eingang gelangt man von der Sonnenstraße aus zum Innenhof des Kinos. Von dort aus führen verschiedene Wege zu den Sälen. Im Rotlichtmilieu Kinosaal kann man dann sitzen und tun, was man im Kino eben so macht, gemeinsam mit Fremden ein bisschen weinen, lachen, Sie wissen schon. Vielleicht, je nach Publikum und Film, traut man sich auch ans Popcorn. Von diesem schreibt Local Guide Christine auf Google, man könnte es nicht schöner ausdrücken: „Es ist fein knusprig und hat eine dünne Karamellschicht.“ Man kann ein leises Knistern hören, wenn die Zähne in besagte Karamellschicht krachen. Dann vielleicht ein böser Blick von den anderen Zuschauer*innen, doch zur Besänftigung kann man ja sein Popcorn teilen. Kino ist schließlich immer eine Chance zur Intimität mit Fremden. In diesem Sinne: C., bitte melde dich!
Von Pauline May
Arena (Hans-Sachs-Straße 7, 80469 München)
Die Abenddämmerung bricht über die Stadt herein. In der Luft liegt der Duft der regen Erwartung. Im Glockenbachviertel sind die Straßen noch leer, doch die Nachteulen bereiten sich bereits vor ihren Kleiderschränken und Badezimmerspiegeln auf ihre anstehenden Abenteuer vor. Ich selbst nähere mich mit meinem Freund unserem eigenen Abenteuer. Wir laufen Hand in Hand. Vielleicht fühlen wir uns sicher, vielleicht suchen unsere kribbelnden Finger Halt ob der schier endlosen Möglichkeiten dieses Abends. Vor uns, an einer Hauswand vor der nächsten Kreuzung, erscheint ein roter Schriftzug: „Arena”. Die Lettern sind kunstvoll geschwungen und vollgesogen mit dem Glamour einer 80er-Disko. Wir öffnen eine Tür und stehen in einem rot-weiß gestrichenen Raum. Nach Popcorn riecht es hier nicht. Dafür hat sich vor der Kasse schon eine Schlange gebildet, und an ein paar Tischen sitzen Menschen mit einem Aperitif: Weggefährt*innen auf der Suche nach dem Bild, das sie in eine andere Welt transportieren kann; eine Welt, die allzu viele Ähnlichkeiten mit der ihren aufweist, wenn man nur genau hinsieht. Und wenn wir gleich den Kinosaal betreten, das Licht aus und die Tür zugeht, werden sich schon die nächsten Neugierigen dem rot glänzenden Schriftzug nähern. Doch wir haben unseren sicheren Hafen schon erreicht, fest umklammert von unserem Abenteuer.
Von Felix Meinert
Bild von Sabine Lange auf Pixabay