Unileben

Neuer alter TUM Campus im Olympiapark

Ein hölzerner Neubau, der aus zwei Etagen besteht, erweckt das Interesse am grünen denkmalgeschützten Olympiapark. Das zum großen Teil verglaste Gebäude ermöglicht es Interessenten, im Inneren stattfindende Veranstaltungen beobachten zu können. ,,Man hat sich für einen Entwurf entschieden, der sich schön eingliedert in diese Umgebung“, so Dr. Till Lorenzen, der Geschäftsführer der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften (SG) der TU München. Es ist ein neuer Campus am alten Standort mit funktionellen Flächen für die Kurse des Zentralen Hochschulsports München (ZHS).

Neuer TUM Campus im Olympiapark- Titelbild (Foto Astrid Eckert)

Von Özge Enis

Planung und Bauarbeiten

Aus Modernisierungs- und Sicherheitsgründen habe man sich für einen Neubau entschieden, erläutert Dr. Lorenzen, der sich seit der Übernahme der Geschäftsführungsposition im Jahr 2012 mit dem Bauprojekt intensiv und engagiert befasst hat. Zuerst habe er eine Liste an nutzerbedingten Bedarfen und Wünschen für den neuen Campus angefertigt, daraufhin wurde 2015 der Startschuss für einen Wettbewerb gegeben, der europaweit Architekt*innen konkurrieren ließ. 

Schon vor der Bekanntgabe des Siegermodells war der letztlich erfolgreiche Entwurf der Favorit der Nutzer*innen der TUM. In einer unabhängigen Jury aus Architekt*innen, Bauexpert*innen und Personen des öffentlichen Lebens wurde dann die Konstruktion der Holzbau-Spezialisten Unterertrifaller aus Bregenz tatsächlich auch zum Sieger gekürt.

Den Überlegungen, den TUM Campus stadtauswärts nach Garching oder Freising zu verlagern, konnte man erfolgreich widerstehen und kämpfte stattdessen um eine Baugenehmigung am ursprünglichen Standort. Der Olympiapark, der im Sommer 1972 der Austragungsort der XX. Olympischen Spiele war, steht unter Denkmalschutz und lässt somit keine neuen Bauten zu. Die Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der Technischen Universität München und der Zentrale Hochschulsport München hatten dabei das Glück, auf der Fläche bereits angesiedelt gewesen zu sein und bekamen das Baurecht für den Neubau, der 2017 begann. Den Studierenden und Sportbegeisterten aller Münchener Hochschuleinrichtungen wollte man weite Fahrten stadtauswärts nicht zumuten. 

Auf 42.200 m² Grundfläche schuf man 37.900m² Netto-Raumfläche und etwa 20 Hektar Sportfläche. Das wiederum ergibt 14 Sporthallen, zwölf Hörsäle, 15 Diagnostikräume, 300 Büros, fünf Werkstätten, eine Cafeteria und eine Bibliothek. Die Baukosten belaufen sich auf rund 163 Millionen Euro, finanziert durch den Freistaat Bayern. An der Ausstattung des neuen Campus waren auch die Fakultät SG und der ZHS finanziell sehr stark beteiligt. Gebrauchte Geräte im guten Zustand werden weiterverwendet, der Großteil musste aber neu angeschafft werden. Allein die Kletterwand der neuen Indoor-Kletterhalle kostete die beiden Sporteinrichtungen deutlich über 800.000 Euro. 

Blick in die offenen Sporthallen von der „Rue Interieur“ (Foto: Astrid Eckert)

Der TUM Campus im Olympiapark entstand auf dem ehemaligen Standort der Fakultät SG sowie des ZHS. Das konsekutive Bauen – d.h. es wird zunächst eine Sporthalle gebaut, um eine alte anschließend abreißen zu können, um Platz zu schaffen für weitere Baufelder – bedeutete sowohl für die Fakultät SG als auch den ZHS erheblichen Organisationsaufwand. „Wir sind stolz darauf, dass während der Bauphase keine einzige Lehrveranstaltung abgesagt werden musste“, so Dr. Lorenzen. Allerdings fehlten in der Anmietung am Georg-Brauchle-Ring, in dem die Fakultät SG vorübergehend untergebracht ist, alle großen Hörsäle.

Um parallel zu den Bauarbeiten weiterhin Unterricht im Vorlesungsformat ermöglichen zu können, mussten Studierende in die großen Hörsäle der TUM in die Münchener Innenstadt ausweichen. ,,Bewegung ist zweifellos gesund, aber für die Organisation des Studiums war es suboptimal. Deshalb freuen wir uns jetzt umso mehr, dass wir wieder im Olympiapark sind”, so der Fakultätsgeschäftsführer. 

Ausweitung der Lernflächen

Seit dem Wintersemester 2021/22 ist der neue TUM Campus im Olympiapark in Betrieb. Parallel dazu finden weiterhin die Arbeiten im letzten Bauabschnitt, der alle Bürobereiche umfasst, statt. Mit der Fertigstellung dieses Bauabschnitts werden sämtliche Mitarbeiter_innen der Fakultät SG in den Neubau ziehen. Für das Interview mit Philtrat im neuen Campus legt Dr. Lorenzen diese Strecke mit dem Fahrrad zurück. Von der sportlichen Aktivität erholt, berichtet er über die anstehenden Pläne seiner Fakultät. 

Raum- und Lageplan des TUM Campus im Olympiapark– von innen und außen (aktuell)

Wie in jedem Bauprojekt dieser Größenordnung hatte der Neubau anfangs gewisse „Kinderkrankheiten“: Es gäbe an einigen Stellen im Gebäude Probleme mit dem Netzempfang von Smartphones. Hier wird es aber in Zukunft substantielle Verbesserungen geben. Auch die Schalldämmung zwischen den Räumen werde im letzten Bauabschnitt optimiert. Für die Studierenden wurden vorübergehend Seminarräume zur Nutzung für deren universitären Arbeiten freigegeben. Der Ausbau der Lernplätze wird intensiv vorangetrieben.
Die so genannte ,,Rue Interieur”, der breite Gang, der das gesamte Gebäude von Osten nach Westen durchzieht und die Räume miteinander verbindet, wird später zur Versammlungsstätte. Noch dürfe man diesen Gang aber aus Brandschutzgründen nicht mit Möbeln ausstatten. Fluchtwege über die Büroflächen seien im aktuellen Bauabschnitt noch im Ausbau.
Sobald diese aktuell noch fehlenden Fluchtwege existieren, wird die ,,Rue Interieur” laut Dr. Lorenzen mit Sitzmöglichkeiten versehen, die als allgemeine Begegnungsflächen dienen werden. 

Forschung und Zusammenarbeit mit der Medizin
Leistungs- und Gesundheitsdiagnostik, Trainingssteuerung sowie Prävention und Gesundheitsförderung sind Bereiche, die auf der Forschungsagenda der Fakultät SG stehen. Untersucht wurde beispielsweise bereits die Profi-Mannschaft des FC Bayern München, aber auch Patient_innen mit seltenen Diagnosen dienen der Grundlagenforschung. Auf einen weiteren Schritt in der wissenschaftlichen Entwicklung der Themenbereiche Prävention und Gesundheitsförderung bis hin zu Reha-Konzepten erhofft sich die Fakultät SG durch die Zusammenarbeit mit der medizinischen Fakultät der TUM. Beide Einrichtungen fusionieren aktuell zur ,,TUM School of Medicine and Health” und werden sich mit unterschiedlicher Messtechnik und Forschungsmethoden gegenseitig ideal ergänzen, hofft Dr. Lorenzen.   

Auch angehende Lehrer_innen werden in der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften weiterhin ausgebildet. Ein Teil der Analysen basiert daher auch auf dem Schulsport. Vergleiche der Krankenkassen und die Forschung über den Versorgungsbedarf in den Regionen übernimmt beispielsweise die Professur für Gesundheitsökonomie. Über Biomechanik im Sport, Sportpsychologie, Sozialpädiatrie sowie über weitere Zweige der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften kann man sich unter www.sg.tum.de Fakultät Wissenschaftliche Einrichtungen informieren.

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