Kulturphilter

„MünchenKlang“ – Videospielmusik in der LMU

Am 23.3.24 fand in der Aula der LMU ein Konzert von „MünchenKlang“ statt. Das Ensemble wurde 2013 von musikbegeisterten Studierenden gegründet und deckt mit seiner Kombination aus Chor und Orchester ein breites Repertoire ab. Das Thema dieses Abends war die Computerspielmusik. 

Von Marlene Beilharz

Mit vielen, mehr oder weniger bekannten Stücken der Computerspielgeschichte, spannenden Hintergrundinformationen zu deren Entstehung und den Anforderungen bei der Komposition von Videospielmusik fand ein unterhaltsamer Abend statt. Videospielmusik hat sich zu einer eigenen Kunstform entwickelt, von ehemals einfacher elektronischer Untermalung hin zu sinfonischen Werken, die narrative Welten illustrieren, Emotionen schaffen und Charaktere lebendig werden lassen. Die Soundtracks werden von Orchestern eingespielt und elektronisch aufwändig produziert.

Eine besondere Herausforderung

Musik für Games zu schreiben ist ein besonderer Prozess, erklärte Moderator Henrik Oerding, der mit Witz und Fachwissen durch das Programm führte. Anders als bei Filmmusik ist die Musik von Computerspielen nicht linear, da es unterschiedliche Handlungsoptionen gibt und die Musik auf getroffene Entscheidungen der Spielenden reagieren muss. Das heißt, die Komponist*innen müssen eng in den Entwicklungsprozess eingebunden werden. Es muss verschiedene Variationen für unterschiedliche Spielverläufe, Settings oder Figuren geben. Eine anspruchsvolle Computerspielmusik muss die Spielenden daher immer mit einbeziehen.

Die junge Musikgattung hat sich zu einem komplexen, wandelbaren und variantenreichen Genre entwickelt, das seit zwei Jahren sogar eine eigene Kategorie bei den Grammy Awards darstellt. Yannik Süß, der selbst im Ensemble von „MünchenKlang“ mitsingt, ist Komponist für Videospielmusik (u.a. für „Knights of Honor II: Sovereign“ oder „Victoria 3 – Glory of the Queen“) und hat das abwechslungsreiche Programm für den Abend zusammengestellt. Er erläuterte im Gespräch mit Henrik Oerding den Produktionsprozess beim Komponieren und sprach über Adaptionen, die nötig sind, um Computerspielmusik auf die Bühne zu bringen. So musste er für die Aufführung seiner Concert Suite aus „Knights of Honor II: Sovereign“ die Instrumentierung des Originalsoundtracks an eine übliche Konzertbesetzung anpassen und die historischen und ethnischen Instrumente, die das mittelalterliche Spielgefühl besonders illustrieren, ersetzen.

(c) MünchenKlang

Virtuelle Welten und epische Erzählungen

Computerspielmusik greift oft bekannte Motive wie z.B. aus der „Carmina Burana“ auf. So konnten auch Klassikfans vertraute Melodien oder Themen wiedererkennen. Die berühmte Tetris-Melodie basiert auf einem russischen Volkslied oder das „Germany Industrial“ aus „Civilization VI“ auf einem deutschen Volkslied von Max Reger. Die chorsinfonischen Klangwelten eignen sich besonders, um dramatische, monumentale und epische Geschichten zu erzählen. Oftmals werden eigene Sprachen erfunden, um einzigartige Spielwelten zu erschaffen und zu illustrieren.

Das Programm umfasste einen Querschnitt durch die unterschiedlichsten virtuellen Welten. So konnte das Publikum u.a. in das Unterwasserreich von „ABZÛ“ eintauchen, wurde in die viktorianische Zeit versetzt („Victoria 3“) oder Zeuge des Aufeinandertreffens der Kulturen in der „Anno“-Serie, erkundete „Far Horizons“ und begegnete Drachen in der Fantasywelt von Skyrim („The Elder Scroll V“). In dem sehr informativen und schön gestalteten Programmheft kann man viel über die Games, aber vor allem auch über die Entstehung der Soundtracks, das Schaffen von Atmosphären und Stimmungen oder die Anpassungen des Klangs vom Mittelalter bis zur Neuzeit erfahren.

Es war ein fröhlicher, interessanter, und unterhaltsamer Abend. Chor und Orchester unter der Leitung von Thomas Hefele musizierten mit Engagement und Können. Sicherlich gab es bei einigen im Publikum nostalgische Momente, aber man musste kein Computerspielfan sein, um diesen Abend von „MünchenKlang“ zu genießen.

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