Unileben

Miniterrarien für die Seele

Wer es in einer Großstadt wie München nicht oft genug in die Natur schafft, muss sich die Natur eben nach Hause holen – am besten, indem man sich sein eigenes Miniterrarium anlegt. Wir zeigen, wie das geht.

Ein bisschen Grün in den eigenen vier Wänden: Miniterrarien sind ein dekorativer Hingucker in jeder Wohnung. Foto: Alina Cohn

Von Alina Cohn

In meinen verwaschenen Kindheitserinnerungen jage ich durch blaue Nebelschwaden hinter Glühwürmchen her. Durch Wälder, über Felder, überall grün. Etwas später lande ich im versiegelten München, weit weg von Olympiapark und Englischem Garten, mitten in einer Betonwüste. Dann Lockdown auf 13 m2. Mir geht es wie vielen: Klaustrophobie, Sehnsucht. 

Auch wenn Lockdowns jetzt in der Vergangenheit liegen, habe ich mir, um mir ein bisschen Natur zurückzuklauen, ein paar geschlossene Mini-Terrarien gebastelt. Und ihr könnt es auch! So geht’s: 

Kapitel 1: The layers

Zuallererst braucht es einen heiß ausgewaschenen Glasbehälter. Am besten einen schönen, aber ein großes Einmachglas tut es auch. Dieser wird dann mit einigen Flusssteinen befüllt, die gründlich gewaschen sein sollten, um schädliche Verschleppungen zu verhindern. Es müssen genug Hohlräume entstehen können, sodass sich ein Wasserspeicher bilden kann, der nicht das tatsächliche Substrat berührt. Passiert dies doch, können Pflanzen schimmeln oder sogar ertrinken. Ein (Carbon-)Insektengitter wird dann auf den Behälter zugeschnitten und bildet eine Barriere zwischen Wasserspeicher und Substrat. Das sollte aussehen wie eine Art Nest, das heißt, ein kleiner Rand an den Seiten des Behälters ist nach oben gebogen. Anschließend wird getrocknetes Sphagnum-Moos eine halbe Stunde in Wasser eingelegt um zu rehydrieren. Nachdem es sorgfältig ausgedrückt wurde, kann eine Schicht in den Behälter gegeben werden. Nun muss pflanzensichere Aktivkohle, meist basierend auf Kokosfasern, in den Behälter geschüttet werden. Mit einem Mix aus Blumen-, Tropen- und Orchideenerde kommt die letzte Schicht dazu. Es dürfte genug Platz für Wurzelwachstum entstehen, allerdings muss auch nach oben noch genug Luft sein. 

So sollte ein Miniterrarium idealerweise aufgebaut sein. Illustration: Alina Cohn

Kapitel 2: Rooting for you

Dann können endlich kleine tropische Pflanzen, wie die Fittonia ‚rose‘, und Moos eingepflanzt werden. Das aber bitte nur aus dem Geschäft, denn Moos ist geschützt und darf auf keinen Fall einfach gepflückt werden! Es lässt sich zudem leicht ergoogeln, welche Pflanzen genau gut zusammenpassen. Und: Hier zählt vor allem Kreativität! Dekorative Steine, Treibholz oder sogar kleine Häuschen können nach Lust und Laune verteilt werden. Nur auf die Toxizität bestimmter Farben muss man achten. Außerdem gibt es eine gute Nachricht für Faulpelze, denn einmal gießen reicht für ein ganzes Jahr! Es sollte genug Wasser sein, um einen Wasserspeicher und somit zyklisch Kondensation am Glas zu bilden. Sollte das Glas permanent beschlagen bleiben, reicht es, das Terrarium einfach etwas zu öffnen. Scheint es zu trocken, kann nachgegossen werden. Im Prinzip wird hier ein Miniatur-Wasserzyklus geschaffen. 

Kapitel 3: The beatles

Zu guter Letzt der schwierigste Teil: Um das Miniterrarium vollends bioaktiv zu machen, sollte hier eine kleine Kolonie Springschwänze eine neue Heimat finden. Die kleinen Sechsfüßer verspeisen gerne alles, was sonst eine perfekte Basis für Schimmel ist, und schützen dein Miniterrarium so vor dem sicheren Tod. Grundsätzlich findet hier natürliche Populationskontrolle statt und Einfluss von außen ist nicht nötig. Wenn man das Gefühl hat, dass die Kleinen doch etwas müde oder drastisch weniger werden, können etwas (!) Hefe oder ungekochte Reiskörner hinzugefügt werden. Es ist ebenfalls förderlich, den Behälter einmal alle zwei Monate kurz zu öffnen, um exzessiven CO2-Aufbau zu verhindern. Die kleine Biosphäre fühlt sich an Orten mit viel, aber indirektem Licht am wohlsten. Achtung: Bei zu viel direkter Sonneneinstrahlung kann eine Miniatur-‚Erderwärmung‘ stattfinden! Wenn die Pflanzen vollends außer Rand und Band wachsen, kann man sie vorsichtig stutzen. 

Viel Spaß und fröhliches Gärtnern! 

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