Kulturphilter Online

Die Tiefkühlbohne als Ausstellungsstück

In einem Supermarkt in Neubiberg haben zwei TUM-Studenten Ende Juli die eintägige Pop-Up-Ausstellung „Kulturkonsum-Konsumkultur“ als Teil ihrer Bachelorarbeit organisiert.

Tiefkühlbohnen, ausgestellt auf einem Einkaufswagen © Fotos: Nicolas Friese

Von Nicolas Friese

Freitag, 24. Juli, kurz nach 18 Uhr. Vor dem Edeka Hertschek in Neubiberg stehen einige Gruppen Jugendlicher und unterhalten sich. Alles sieht nach einem normalen Freitagabend aus. Es müssen nur noch ein paar Flaschen Bier gekauft werden, bevor man den Tag auf der Neubiberger Landebahn ausklingen lässt. An diesem Freitag wurde der Supermarkt jedoch ein wenig umstrukturiert. Tolga Bölükbasi, 23, und Konstantin Molodovsky, 22, haben im Rahmen ihrer Bachelorarbeit eine Pop-Up-Ausstellung im Supermarkt organisiert.

Fotos neben der Rolltreppe

„Kulturkonsum-Konsumkultur“ heißt die Ausstellung, bei der die beiden TUM-Studenten sich einerseits mit dem Konsum und dem einfachen Zugang von Kultur, andererseits mit der immer schneller und weniger nachhaltigen Kultur des Konsums auseinander gesetzt haben. Kaum hat man den Eingang zur Tiefgarage des Edekas betreten, wird klar, worauf die Studenten hinaus wollen. Die Wände sind mit verschiedenen Bildern von Menschen behängt, die mit der Menge an Müll abgebildet sind, den sie in nur einer Woche produziert haben. Der Mittelteil wurde mit Kassenbons befüllt, die seit einiger Zeit per Gesetz ausgedruckt werden müssen.

In der Tiefgarage selbst stellen die beiden Studenten die zehn meistverkauften Produkte im Supermarkt aus. Auf einem vertikal liegenden Einkaufswagen und von Bauzäunen umkreist, werden Salzstangen, fertige Ramen-Nudeln und vieles Mehr präsentiert. Jede Zaunfläche wurde zusätzlich mit einer kurzen Beschreibung der Kunstwerke behängt. Unter anderem zeigen die Studenten Weizenbrötchen zum Aufbacken, die sie als seriell gefertigter Meilenstein der Kunstgeschichte beschreiben. Was unter den beliebtesten Produkten natürlich nicht fehlen darf, ist das, gerade in Pandemie-Zeiten, allseits beliebte Klopapier, das zusammengebunden und als umfunktionierter Sessel ausgestellt wurde. Neben den üblichen Supermarkt Gütern, präsentieren Bölükbasi und Molodovsky aber auch einige aufgeklappte Bücher.

Ausgestellte Bücher, alte Klamotten und der Klopapiersessel

Nicht nur die meistverkauften Produkte sind jedoch in der Tiefgarage ausgestellt. Auf der Rückseite einer großen Absperrung können die Besucher*innen bei entspannten Techno-Beats, die von einem versteckten DJ hinter der Absperrung aufgelegt wurden, konsumkritische Gemälde bewundern. Am Ende des Untergeschoss wartet dann noch ein Verkaufsstand von Jutebeutel und T-Shirts und eine große Auswahl an Stickern und Booklets von den Künstlern, deren Gemälde zuvor an der Absperrung aufgehängt wurden. Diese Souvenirs dürfen gegen eine kleine Spende mitgenommen werden.

Besonders auffällig ist ein Beamer, der mitten zwischen den Ausstellungsstücken einen kurzen Film abspielt. Dieser handelt von einem Projekt, bei dem an verschiedenen öffentlichen Orten gelbe Kisten aufgestellt wurden, um den Raum zu verschönern und praktischer zu gestalten.

Jutebeutel der Ausstellung und ausgestelltes Gemälde

Dem üblichen Weg eines Einkäufers nachempfunden, geht es dann von der Tiefgarage in den eigentlichen Edeka-Markt. In diesem haben die Studenten an verschiedensten Stellen konsumkritische Kunstwerke ausgestellt. Ob Fotografien an den Türen der Kühlschränke oder versteckt über der Milchabteilung, wo man auch hinsieht, Ausstellungsstücke können überall entdeckt werden. Die Idee hinter den verschieden positionierten Stücken ist, dass sich über den täglichen Konsum mehr Gedanken gemacht werden soll. Gleichzeitig geht es aber auch darum, den Besucher*innen dort Kunst zu zeigen, wo man es normalerweise nicht erwarten würde.

Eine Ausstellung im Supermarkt ist für alle zugänglich. Dieser Gedanke steckt hinter dem Konzept von Kulturkonsum. Den Gedanken, dass Kultur frei für alle sein sollte, haben Tolga Bölükbasi und Konstantin Molodovsky sehr gut umgesetzt. Die Ausstellungsstücke, die teilweise aus extra für diese Ausstellung angefertigten Werken bestehen, haben außerdem die Besucher*innen dazu angeregt, sich über den täglichen Konsum Gedanken zu machen. Denn besonders in Supermärkten gerät dieser kritische Gedanke oft in Vergessenheit.

Fotos und Konsumkritische Bilder oben im Edeka

Die Pop-Up-Ausstellung war am 24. Juli im Edeka Hertsch zu sehen. Auf dem Instagram-Account zur Ausstellung sind noch ein paar Impressionen der beiden Studenten dokumentiert.

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...