Unileben

Galgenmännchen wird digital

Mit Programmier-Workshops, die sich gezielt an junge Mädchen richten, will die Hochschulgruppe she.codes@KITxTUM die Begeisterung für das Programmieren wecken und alternative Berufsperspektiven aufzeigen. Mithilfe eines guten Betreuungsschlüssels, lockerer Atmosphäre und coolen Projekten soll das gelingen. 

Mit viel Begeisterung wird in den Workshops der Hochschulgruppe she.codes@KITxTUM das Programmieren gelernt.
Mit viel Begeisterung wird in den Workshops der Hochschulgruppe she.codes@KITxTUM das Programmieren gelernt. ©she.codes@KITxTUM

Von Vinzenz Gabriel.

Informatiker*innen werden auf dem Arbeitsmarkt händeringend gesucht. Egal ob Informatikstudium oder Ausbildung zum Fachinformatiker, es herrscht nahezu Jobgarantie mit Aussicht auf gute Gehälter und Entwicklungsmöglichkeiten. Doch ganz abgesehen von all diesen wichtigen Rahmenbedingungen kann Softwareentwicklung einfach Spaß machen. Um eben dies jungen Schülerinnen zu zeigen hat sich die studentische Hochschulgruppe am Karlsruher Institut für Technologie und der Technischen Universität München  she.codes gegründet. Die 25-Jährige Clara Buchholz ist Teil des Vorstandteams. Ihr Ziel ist es, die Hemmschwelle für junge Mädchen zu senken, den Fuß in eine noch immer von Männern dominierte Branche zu setzen.

„Kinder brauchen Vorbilder, um es auch selbst zu machen“

Dafür richtet sich das Angebot gezielt an Mädchen zwischen elf und 14 Jahren, denn laut Buchholz wurde in einer UN-Studie gezeigt, dass sich jüngere Kinder noch vielfältiger interessierten und sich erst danach die Interessen verstärkt geschlechterspezifisch kanalisieren würden. „Kinder brauchen Vorbilder, mit denen sie sich identifizieren können, um es auch selbst zu machen“, ist Clara Buchholz überzeugt. Sie hat während ihres Wirtschaftsinformatikstudium selbst die Erfahrung gemacht, dass ihr Informatikstudium für Frauen in der Minderheit andere Herausforderungen birgt als für Männer und dass auch an der Universität Vorurteile noch gelebt würden. 

Laut statistischem Bundesamt liegt der Frauenanteil in Informatikstudiengängen derzeit bei rund 23 Prozent. Nur ein geringer Anstieg seit Clara Buchholz ihr Studium 2016 aufnahm. Das she.codes-Team hingegen besteht ausschließlich aus Studentinnen und teils jungen Berufstätigen aus der Informatik und sie alle eint die Idee, Mädchen für das Programmieren zu begeistern. „Viele sind in der Schule kaum mit dem Thema in Berührung gekommen und wir wollen zeigen, dass es abseits der klassischen Berufsbilder auch so etwas gibt“, erklärt Buchholz. 

Enge und unkomplizierte Betreuung durch die Mentorinnen

In Teamarbeit lernt es sich viel effizienter. ©she.codes@KITxTUM

Um die Hürde für die Teilnahme an den Programmierkursen so gering wie möglich zu halten, werden keinerlei Vorkenntnisse erwartet und eine lockere Atmosphäre mit bestmöglichen Betreuungsschlüssel für die Programmierkurse geschaffen. Seit Beginn der Corona-Pandemie werden die Kurse online abgehalten und es wird damit vielen interessierten Mädchen aus dem deutschsprachigen Raum ermöglicht, unkompliziert teilzunehmen. Als Programmiersprache haben sich Clara Buchholz und ihr Team für Python entschieden. „Diese ist eine schlichte Programmiersprache, einfach in der Syntax und gleichzeitig im Berufsalltag sehr relevant. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Mädchen damit später wieder in Berührung kommen werden“, so ihre Begründung. Im Rahmen der viermonatigen Workshopreihe unter dem Namen „code-togetHER Programm“ wurde das aus dem Alltag vielen als analoges Spiel bekannte „Galgenmännchen“ für den Computer programmiert. 

Dafür werden zu Beginn jedes Kurses in großer Runde die Grundlagen erklärt, um anschließend in kleineren Breakout-Räumen das Gelernte am eigenen PC anzuwenden. Pro drei Schülerinnen stehe eine Mentorin für Tipps und Hilfestellungen zur Verfügung. Und auch zwischen den Workshops treffen sich die Mentorinnen mit den Mädchen, um in der Zwischenzeit auftretende Fragen zu beantworten. Diese enge und unkomplizierte Betreuung durch die Mentoren ist auch dem großen Wachstum der Hochschulgruppe zu verdanken, die heute auf etwa 50 aktive Mitgliederinnen zurückgreifen kann. 

Die Rückmeldungen, die sie von den Mädchen erhalten sind laut Clara Buchholz sehr positiv und konstruktiv: „Wir nehmen das Feedback der Teilnehmerinnen beständig auf, um unser Programm weiter zu verbessern“. Ihre Beobachtung ist, dass von Seiten der Mädchen eine große Grundneugierde vorhanden sei und es für sie eine besondere Erfahrung sei, wenn am Ende des Workshops etwas größeres Ganzes entstehe. Ihr Fazit: „Es hat auch eine sehr positive Wirkung auf andere, wenn Schwestern und Freundinnen bei dem Workshop mitmachen und davon erzählen. Denn das Thema gewinnt immer mehr an gesellschaftlicher Relevanz“. 

Anmerkung: Am Mittwoch, den 2. November findet um 19:30 Uhr  eine Infoveranstaltung für interessierte junge Frauen online via Zoom statt. Weitere Informationen zum Infoabend sowie zu den angebotenen Workshops findet man auf der Website www.codes.education.

 

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