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Ein Tag im Leben des Donald T.

© geralt/ pixabay

von Thilo Schröder

In weiße Laken gehüllt liegt Donald T. in seinem Bett im Weißen Haus und schnarcht. Sein Kopf mit der blonden, fettigen Haarmähne, die bereits einige Lücken aufweist, ruht auf dem samtenen Kopfkissen und erzittert leicht bei jedem Atemzug. Das orangefarbene Gesicht ist zur Seite geneigt, der Mund steht halb offen. Ein Ärmel des blau-rot-weiß gestreiften Pyjamas lugt unter dem Laken hervor. Friedlich sieht er aus, wie er da liegt und schläft. Beinahe harmlos.

Dann tut sich etwas. Herr T. gähnt ausgiebig und reibt sich verschlafen die Augen. Eine Fliege, die über seinem Bett umhersurrt, taumelt und sinkt langsam zu Boden. Herr T. greift nach seinem Handy auf dem Nachttisch und, ohne wirklich auf den Bildschirm zu schauen, schreibt seinen ersten morgendlichen Tweet: „Great day ahead! Looking forward to making a good deal for the American people. #MAGA Dems are so stupid. Witch Hunt!“ Dann ruft er seine Frau Melania an, doch die ignoriert den Anruf. Hat wohl keine Lust – wie immer. Herr T. bestellt sich ein paar Hamburger und steht auf.

Eine Stunde später sitzt er im Oval Office und schaltet den Fernseher ein: Fox News. Er wirft einen Blick auf den Terminplan für den heutigen Tag: zwei Meetings mit europäischen Politikern (leider nicht Macron, so sad…), eine Wohltätigkeitsveranstaltung (gähn), Empfang einer Football-Mannschaft (wehe, die kommen nicht!), … Herr T. seufzt schwer und schaut aus dem Fenster. Wie gerne würde er jetzt in Florida auf seinem Lieblingsgolfplatz stehen, die Sonne genießen und diesem anstrengenden Politikbetrieb in Washington entfliehen.

Als er zur Lunch Time sein Steak – well done und mit ordentlich Ketchup – verschlingt, kann er es kaum erwarten, endlich seine Ruhe zu haben. Die Europäer heute morgen waren einfach zu blöde. Aber was noch schlimmer ist, manche seiner Mitarbeiter scheinen das anders zu sehen. Herr T. wählt eine Nummer auf seinem Diensttelefon, aktiviert die Freisprechanlage, wartet kurz, blickt auf das Porträt von Präsident Andrew Jackson hinter seinem Sessel und ruft: „You’re fired!!“ Dann rückt er seine rote Krawatte zurecht, grinst selbstzufrieden und schreibt einen Tweet.

Die Football-Mannschaft hat abgesagt. Schade für sie! Kein Patriotismus mehr, wohin man schaut… Herr T. sitzt wieder an seinem Schreibtisch und dreht Däumchen. Fake News CNN wird das Ganze natürlich wieder verdrehen. Er schnaubt verächtlich. Dann beschließt er, sich den Rest der Woche frei zu nehmen und seinem Golfressort einen Besuch abzustatten. Sicher vermisst es ihn schon. Nachdem er sich zwei Mal im West Wing des Weißen Hauses verlaufen hat, findet er schließlich den Ausgang und geht sicheren Schrittes über den Rasen, bis er über einen Maulwurfhügel stolpert. Der Hubschrauber steht schon bereit. Auf in den Süden!

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