Filmreihe

,,Der kleine Prinz“ – Wahre Lebensweisheiten aus einer Fantasiewelt

Mal eine andere Zielgruppe – oder doch nicht? Eine Analyse des Klassikers ,,Der kleine Prinz“ nach der gleichnamigen Buchvorlage zeigt, dass der Film definitiv nicht nur für Kinder sehenswert ist.

Von Leonie Stoll, Bild: Warner Brothers

,,Es ist die Welt von heute, der eine Welt von morgen folgen wird.“ Die Geschichte des kleinen Prinzen ist voller solcher Sprüchen, Ratschläge und Maxime – ursprünglich in Buchform veröffentlicht.

,,Le Petit Prince“ ist das bekannteste Werk des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry und erschien 1943 zuerst in New York, wo sich der Künstler im Exil aufhielt. Bekanntes Merkmal des Buches sind die selbst entworfenen Illustrationen. Das Werk ist ein modernes Kunstmärchen und dreht sich um einen im Weltalll umherreisenden Prinzen, welcher unterwegs viel über Freundschaft und Menschlichkeit lernt. Der Roman beschreibt in einfachen Sätzen natürliches, menschliches Verhalten und was wir eigentlich wirklich brauchen.

Ein Film gegen den Druck unserer Leistungsgesellschaft

Im Jahre 2015 wurde dann ein Kinofilm mit dem Inhalt des Buches als Basis veröffentlicht – Protagonist ist aber nicht der Prinz, sondern ein junges Mädchen, auf dem zu viele Erwartungen ruhen. Auf einer großen Tafel hat die Mutter genau vorgeschrieben, wie jeder Tag und jede Stunde der nächsten Jahre verlaufen soll. Freunden und Hobbys wird dabei keine Zeit eingeräumt. Schließlich soll das Mädchen ja mal Karriere machen. Eines Tages lernt das Mädchen ihren alten Nachbarn, den Piloten, kennen, der in seinem verwilderten Garten an einem alten Flugzeug herumschraubt. Nach und nach gibt er ihr Buchseiten zu lesen, die von seinen Begegnungen mit dem kleinen Prinzen erzählen. Diese Erzählungen werden zum Zufluchtsort des Mädchens. Als der Pilot krank wird und verschwindet, macht es sich auf die Suche nach ihm.

Gekonnt inszeniert

Neben zahlreichen Identifikationspunkten für Groß und Klein liefert der Film vor allem beeindruckende Animationen. Die Welt des Mädchens erscheint passend zu ihrer Stimmung grau und düster, wie durch einen Wolkenschleier hindurch erleben wir den Alltag der Hauptperson. Doch sobald die Geschichten des Prinzen dargestellt werden, können wir die Puppenanimation des Buches bestaunen, die echt, lebendig und einfach schön aussieht. Kein Wunder, denn Regissieur Mark Osborne war bereits an zahlreichen Action-Animationsfilmen wie ,,Kung Fu Panda“ und ,,Short 7; Utopia“ beteiligt. Der Film wurde in Frankreich produziert; Til Schweiger und Matthias Schweighöfer sind als Synchronsprecher in der deutschen Version zu hören. Mit den allseits bekannten Stimmen aus dem Mund von Zeichentrickfiguren fühlen sich die Zuschauer*innen schnell wohl und heimisch.

Magisch und moralisch

Die zwei Welten des Films zeigen ganz bewusste Kontraste auf: zwischen Zielstrebigkeit und Effizienz auf der einen Seite sowie Freiheit und Kreativität auf der anderen. Hier wird einerseits der Geist der Vorlage getroffen, die schon immer als Kritik am Kapitalismus und an der Oberflächlichkeit der Welt der Erwachsenen verstanden wurde; andererseits ist der Gegenwartsbezug nicht zu verleugnen. Ein Wirtschaftsboss, der die Sterne vom Himmel holt, um sie zu nutzbringender Energie umzuwandeln, repräsentiert die Gewinn und Wachstum unterworfene Logik des globalen Wettbewerbs und lässt dabei moderne Werte und Normen nicht gut aussehen. Das Resumee des Films lautet: Schätze die simplen Dinge und achte dich selbst, sowie deine Mitmenschen.

Es lohnt sich also definitiv, den Flug in den Weltall des kleinen Prinzen anzutreten und geerdet sowie ein klein bisschen weiser wieder zurückzukehren.

,,Der kleine Prinz“ ist auf Google Play, Apple TV und Prime Video verfügbar.

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