Engagierte des AK Wohnen haben ein Protestcamp organisiert, um auf die Missstände des studentischen Wohnens aufmerksam zu machen. ©Janez Rotman
Interview Unileben

„Wenn man sich keine Wohnung leisten kann, dann muss man halt campen”

Studentin Anabel Kauer engagiert sich im Verein „AK Wohnen” für bezahlbaren und nachhaltigen studentischen Wohnraum in München und gibt uns einen Einblick in ihre persönliche Motivation und Erfahrungen mit dem Thema studentisches Wohnen. 

Engagierte des AK Wohnen haben ein Protestcamp organisiert, um auf die Missstände des studentischen Wohnens aufmerksam zu machen. ©Janez Rotman
Engagierte des AK Wohnen haben ein Protestcamp organisiert, um auf die Missstände des studentischen Wohnens aufmerksam zu machen. ©Janez Rotman

Von Benedikte Eiden

„Studierst du noch oder wohnst du schon?”

Das Wintersemester hat schon wieder begonnen, doch gleichzeitig suchen noch tausende Studierende einen bezahlbaren und langfristigen Wohnraum. Die Gründe sind vielfältig: Steigende Mieten, zu wenig bezahlbare Wohnheimplätze, lange Wartelisten, leerstehende Studierendenappartements…..Als Reaktion auf diesen Missstand hat sich im April 2023 der Arbeitskreis (AK) Wohnen gegründet, eine hochschulübergreifende studentische Initiative, die sich für bezahlbares studentisches Wohnen und studentischen Wohnungsbau in München engagiert. Die Initiative setzt sich aus Mitgliedern der Studierendenvertretungen der LMU, TUM und der Hochschule München, sowie weiteren studentischen Gruppen und Engagierten zusammen. Jede*r, der*die sich für studentisches Wohnen einsetzen will, kann einfach mitmachen! Ihre Grundsatzforderungen sind klar: Bezahlbarer Wohnraum für alle Münchner Studierende und Auszubildende, effektiver und ökologischer studentischer Wohnungsbau, Sanierung leerstehender Wohnheime, höhere staatliche Förderung der Studierendenwerke und eine transparente und lösungsorientierte Kommunikation aller beteiligten Akteur*innen. 

„Studentisches Wohnen betrifft uns alle – Wir sitzen alle im gleichen Boot”

Auch Anabel engagiert sich neben ihrem Studium in Bauingenieurwesen an der Technischen Universität München im AK Wohnen. Seit 2019 wohnt sie in der Studentenstadt Freimann „StuSta“ und engagierte sich zuvor bereits in der Hausgemeinschaft als Haussprecherin. Nun ist sie Teil des Kernteams im AK Wohnen und kümmert sich als eine von drei Sprecher*innen hauptsächlich um die mediale Präsenz und Presseanfragen des Vereins. Auf die Frage, was sie zu diesem Engagement motiviert hat, antwortet sie: „Studentisches Wohnen betrifft uns alle – Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wie sollen sich Leute auf ihr Studium oder Ausbildung konzentrieren, wenn man sich nebenbei Sorgen um die eigene Miete machen muss?”. In ihren Augen sei es das Ziel, eine stärkere Vertretung von studentischen Interessen in der Politik zu erreichen und durch einen engeren Kontakt mit den Universitäten, Ausbildungsstätten und der Stadtverwaltung studentische Themen, insbesondere im Bereich Wohnen, auf deren Agenda zu setzen. „Es geht darum, studentische Perspektiven in Entscheidungen zu studentischen Themen einzubringen”. 

„Wenn man sich keine Wohnung leisten kann, dann muss man halt campen”

Die bisher wichtigste Aktion des AK Wohnen war das von ihnen organisierte Protestcamp vom 29. September bis zum 1. Oktober 2023. Ganz nach dem Motto „Wenn man sich keine Wohnung leisten kann, dann muss man halt campen” gab es zwei Tage lang Vorträge, Demonstrationen, Diskussionsrunden und gemeinsames Protest-Campen an der Pinakothek der Moderne. „Durch das Protestcamp konnten wir vor allem große mediale Aufmerksamkeit erlangen – Darauf wollen wir nun aufbauen”, sagt Anabel. Auch wenn sie selbst aufgrund eines Auslandssemester nur virtuell teilnehmen konnte, hat sie die Stimmung sehr berührt: „Wir konnten sehr viele Studierende mobilisieren. Es herrschte eine total coole studentische Atmosphäre und ein starkes Gemeinschaftsgefühl.” 

Vom AK Wohnen organisierte Demonstration gegen studentische Wohnungsnot. ©Janez Rotman
Vom AK Wohnen organisierte Demonstration gegen studentische Wohnungsnot. ©Janez Rotman

„Studentisches Wohnen ist für mich die Chance, ein eigenes Leben anzufangen und selbst zu gestalten”

Doch nicht nur das starke Gemeinschaftsgefühl motiviert Anabel dazu, sich ehrenamtlich zu engagieren und studentische Bedürfnisse in die öffentliche Diskussion einzubringen. Besonders ihre eigenen Wohnerfahrungen im Studierendenwohnheim prägen sie in ihrem Ehrenamt: Studentisches Wohnen im Wohnheim ist eine so stark gemeinschaftliche und wertvolle Erfahrung, die eigentlich allen offen stehen sollte. Man lernt so viele verschiedene neue Leute kennen – das prägt einen total und man kann wirklich über sich hinauswachsen.” Auch aus dieser positiven Erfahrung heraus tritt sie nun für studentische Interessen im Bereich Wohnen ein. Auf die Frage, was studentisches Wohnen für sie bedeutet, antwortet Anabel: „Studentisches Wohnen ist für mich die Chance, ein eigenes Leben anzufangen und selbst zu gestalten.” Damit bedeutet bezahlbarer und verfügbarer studentischer Wohnraum für alle letztendlich auch, ein Stück mehr Chancengleichheit zu schaffen. 

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