Unileben

Überteuert – und bald überflüssig?

Studierende sind als einzige sich in Ausbildung befindliche Gruppe vom Erwerb des 365-Euro-Tickets ausgeschlossen. Eine günstigere Option als das Semesterticket wird es bald mit dem 49-Euro-Ticket geben. 

U-Bahn fahren wird immer mehr zum Luxus für Studierende in München. ©Balthasar Zehetmair

Von Pauline Claßen

Stärkster Preisanstieg des Semestertickets seit 2016 

Zum Sommersemester 2023 steigt der Preis des Semestertickets auf insgesamt 302 Euro pro Semester. Wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, ist das der stärkste Preisanstieg seit 2016. Somit zahlen Studierende nun einen fast doppelt so hohen Preis für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wie Schüler:innen und Auszubildende, die bereits seit August 2020 das ganzjährig gültige 365-Euro-Ticket beim Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) erwerben können. Das ist unverhältnismäßig, da Studierende als sich ebenfalls in Ausbildung befindliche Gruppe auch nur wenig bis kein Einkommen zur Verfügung haben. 

Studierende standen bislang nicht im Fokus der politischen Aufmerksamkeit

Warum aber sind Studierende vom Erwerb des 365-Euro-Ticket ausgeschlossen? Eine Sprecherin der MVV erklärt dies damit, dass ein solches Ticket nur durch die finanzielle Kooperation der verschiedenen politischen Akteure des ÖPNV finanziert werden kann. So müssen der Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München und die acht Verbundlandkreise zusammenwirken, um die Mindereinnahmen in Millionenhöhe, die dem MVV durch das Angebot eines solchen Tickets entstehen, auszugleichen. Genauer gesagt übernimmt die Landesregierung zwei Drittel der Kosten, während die Stadt München für das übrige Drittel aufkommt. Im Frühjahr 2022 gab es zwar eine Finanzierungszusage für ein 365-Euro-Ticket für Studierende von beiden Seiten, jedoch zog die Landesregierung diese kurzfristig zurück.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Semestertickets bleibt hinter den Anforderungen zurück

Somit bleibt es zunächst beim altbekannten Semesterticket als günstigste Option für Studierende. Bei einem Preis von 604 Euro im Jahr ist jedoch unübersehbar, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis des Semestertickets für Studierende hinter den Anforderungen zurückbleibt. Cara Blaschke, Studentin an der TUM, verzichtet deshalb auf den Kauf des Tickets und fährt lieber mit dem Fahrrad. Sie erklärt: „Der Preis für das Semesterticket ist mir zu hoch und mir wird dafür nur das MVV-Gebiet geboten. Wenn man in Köln studiert, zahlt man auch seinen Beitrag fürs Semesterticket, kann aber in ganz NRW fahren.“ Zaim Sari, ebenfalls TUM-Student, findet das Ticket zwar auch überteuert, muss es aber kaufen, um in die Stadt zu kommen. Er führt dazu aus: „Mich betrifft die Erhöhung des Semesterticketpreises als Studi, der nicht direkt in der Stadt wohnt besonders, denn ich bin quasi darauf angewiesen. Speziell 2022 wurde alles teurer, nicht nur das Semesterticket. Mit dem 9-Euro-Ticket und dem Energiegeld hatten wir ja eine Entlastung. Aber im Gegensatz dazu steht uns in diesem Jahr eine krasse Mehrbelastung bevor. Vor allem eine, um die man nicht herumkommt, weil es keine Alternative gibt.“

Eine günstigere Alternative zum Semesterticket

Die mag es aber potenziell noch im kommenden Sommersemester geben, wenn das 49-Euro-Ticket umgesetzt wird. Die 294 Euro, die das Ticket im halben Jahr und somit pro Semester kosten würde, wären dann immer noch eine günstigere Option als das Semesterticket – und man kann dafür im gesamten Bundesgebiet den ÖPNV nutzen. Clara Nitsche, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, unterstützt außerdem die Forderung nach einem 29-Euro-Ticket für Studierende. Diese Forderung wurde zuletzt vom Netzwerk Junge Mobilität zusammen mit dem Arbeitskreis Mobilität München in ihrem Offenen Brief an Verkehrsminister Volker Wissing vorgebracht. Generell setzt sich Clara Nitsche aber noch für eine andere Alternative ein: „Unser langfristiges Ziel ist ein Jugendticket für alle Menschen unter einer bestimmten Altersgrenze, die noch festgelegt werden müsste, unabhängig vom Ausbildungsstatus. Wir brauchen ein subventioniertes, günstiges Jugendticket.“ Wann Studierende endlich finanziell entlastet werden, ist allerdings noch offen. 

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