Der Radentscheid München setzt sich für bessere Bedingungen im Radverkehr ein. Morgen startet die Unterschriftensammlung für das Bürgerbegehren. Die Studierendenvertretung der LMU unterstützt das Bündnis. Ein Hund mischt auch mit.
Von Max Fluder
Ein Dackel ist eine ungewöhnliche Wahl für das Logo einer Initiative, die sich für bessere Fahrradwege in München einsetzt. Man stelle sich das mal vor: Ein Hund mit zu kurz geratenen Beinen versucht verzweifelt, vom Sattel aus die Pedale zu erreichen. Mit seiner Schnauze klammert er sich gerade noch so an den Lenker. Ein lustiges Bild, aber wahrscheinlich würde jedes Tier auf dem Rad eine schlechte Figur abgeben. Dem Radentscheid München geht es auch nicht um Hunde auf Rädern. Conny, so der Name des Dackels, symbolisiert die positiven Eigenschaften der Hunderasse: Stärke, Standhaftigkeit, Durchhaltevermögen und Stolz. Eigenschaften, die viele gut gebrauchen könnten. Vor allem aber Radfahrer*innen in München.
Mobilität ist ein Dauerthema in der Politik, denn es berührt neben dem Alltag der Menschen auch die Bereiche Umwelt und Wirtschaft. Wie einfach oder schwer es ist, von A nach B zu kommen, entscheidet mit bei der Wahl des Arbeitsplatzes oder der Freizeitgestaltung. Für Strecken bis zu fünf Kilometern ist das Fahrrad ideal. Es verbraucht weder Treibstoff (außer natürlich die Muskelkraft des Fahrenden), noch verschmutzt es die Luft und trägt ganz nebenbei zur körperlichen Betätigung bei. Nur mag man in München nicht immer auf das Rad zurückgreifen.
Radfahren in München kann lebensgefährlich sein
Im Fahrradklimatest, einer Meinungsumfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), befindet sich München im Mittelfeld. Weit abgeschlagen von anderen Studienorten wie Münster. Für rund 20 Prozent der Münchner*innen ist das Rad das Verkehrsmittel erster Wahl. Unterwegs haben sie dann jedoch mit nicht ausgebauten Radwegen, nicht geräumten Wegen im Winter und anderen Verkehrsteilnehmer*innen zu kämpfen.
Lange Zeit wurden bei der Stadtplanung die Interessen der Radfahrer*innen nicht beachtet. Entsprechend schlecht ist deren Position. Wozu das führen kann, lässt sich aus dem jüngst veröffentlichten Verkehrsbericht der Polizei München herauslesen. Im vergangenen Jahr sind zehn Menschen im Radverkehr ums Leben gekommen. Darunter sind auch Todesfälle, die mit einer besseren Verkehrsplanung vermeidbar gewesen wären.
An diesem Punkt möchte der Radentscheid ansetzen und das Versprechen der Landeshauptstadt einlösen, auch eine Radlhauptstadt zu sein. „München braucht eine Verkehrswende“, sagt Gudrun Lux, eine Sprecherin des Bündnisses. Fünf zentrale Forderungen stellt das Bündnis auf. Darunter sind neben einem stärker ausgebauten und somit auch sicheren Wegenetz auch die Rufe nach einem besseren Umgang mit potenziell gefährlichen Kreuzungen und genügend Abstellmöglichkeiten. Besonders an den Universitätsgebäuden lässt sich im Sommer kaum noch ein Stellplatz finden. Interessant ist die letzte Forderung: eine gerechte Aufteilung des öffentlichen Raums. Das Fahrrad soll den Platz erhalten, den es verdient und ein gleichberechtigtes Verkehrsmittel neben dem Auto und dem öffentlichen Personennahverkehr sein.
Für Studierende ist das Rad eine gute Option
Besonders in der Innenstadt sind die Radwege schlecht ausgebaut. Nur wenige Straßen haben gekennzeichnete Fahrradspuren und auf den engen Straßen fahren Räder und Autos dicht an dicht. Dennoch erscheint das Rad vielen Studierenden als optimales Verkehrsmittel. Denn damit können in kurzer Zeit Distanzen zwischen den in der Stadt verteilten Hochschulgebäuden zurückgelegt werden. Wenn zwei Vorlesungen aufeinander folgen und zwischen den Hörsälen zwei Kilometer Luftlinie liegen, gibt es kaum eine schnellere Option als das Rad.
Auch für die Studierendenvertretung der LMU steht fest: „Der Radverkehr stellt einen zentralen Aspekt der studentischen Mobilität dar.“ In einem einstimmigen Beschluss im Mai vergangenen Jahres haben sich die Vertreter*innen für eine Bündnispartnerschaft mit dem Radentscheid München entschieden. Das Thema ist mittlerweile so wichtig, dass es im selben Zug mit dem Semesterticket zur Debatte stand.
Morgen beginnt die Unterschriftensammlung für das Bürgerbegehren. Am 7. April, einem Sonntag, soll eine gemeinsame Sternfahrt stattfinden, um auf die Belange des Radentscheids aufmerksam zu machen. Wenn das Wetter mitspielt, werden dort allerhand Leute in die Pedale treten. Wer weiß, vielleicht wird sogar ein Dackel dabei sein.