Online Philterchen

Piep, piep, piep…

…laut und schrill zieht es durch den Raum, die Anwesenden tauschen irritierte Blicke aus, die Bibliotheksaufsicht schimpft, „Wie können die denn so blöd sein! Jeden Tag, das gibt’s ja wohl nicht!“. Piep, piep, piep. Ich muss schmunzeln. Die Quelle des Geräuschs: ein Kopiergerät. Aber gehen wir zum Anfang der Geschichte.

Wer kennt das nicht: Spätestens in den letzten Tagen vor der Abgabe einer wichtigen Arbeit, wenn sich zu Hause die dreckige Wäsche, die Pizzakartons und das Geschirr stapeln, flüchtet man sich in die Bibliothek – um dem Chaos daheim zumindest für ein paar Stunden zu entkommen. In den Lesesälen herrscht Ruhe und Ordnung, da sitzen Reihe um Reihe andere gestresste Studenten und Studentinnen, die sich mit ähnlichen Problemen rumschlagen müssen.

Hier wird gemeinschaftlich über Kommasetzung geseufzt und sehnsüchtig aus dem Fenster gestarrt, wo alle anderen sich bei strahlendem Sonnenschein ihres Lebens freuen, so glaubt man zumindest. Gerade wenn es um größere Unternehmungen wie Abschlussarbeiten geht, kommt es schon mal vor, dass man auch mehrere Wochen am Stück, fast täglich in der Bibliothek Zuflucht sucht, in der Hoffnung, hier weniger abgelenkt zu sein. Normalerweise liegt man damit auch gar nicht falsch, in der Bibliothek arbeitet es sich meist tatsächlich besser. Dieser Tage machen einem die neuen Scan- und Kopiergeräte aber einen Strich durch die Rechnung und das obwohl sie gar nicht der Ursprung des piepsenden Übels sind.

Wer in den letzten Wochen keine Arbeiten oder Referate vorbereiten musste, hat es vielleicht noch gar nicht bemerkt, aber die alten Geräte wurden gegen solche ausgetauscht, die das Bezahlen mit der Mensakarte möglich machen. In der Bibliothek für Germanistik und Komparatistik in der Schellingstraße 3 ist bisher aber ein einsamer Papierkarten-Scan-Kopierer übriggeblieben, der nun alle dort Lesenden und Schreibenden terrorisiert.

Das hellsichtige Bibliothekspersonal hat zwar DIREKT ÜBER dem Schlitz für die Karte einen Hinweis angebracht, dass man hier ausschließlich die weiße Papierkarte verwenden kann und darf, aber ich kann versichern, dass es im Laufe der vergangenen Woche dennoch täglich mindestens eine Person geschafft hat, seine Mensakarte in die Maschine zu stecken. Das Resultat dieser Handlung – ich bin mir sicher, dass man das nicht ohne zumindest geringe Gewaltanwendung schafft – ist ein minutenlanges Piepen und eine ziemlich aufgebrachte Bibliotheksaufsicht. Piep, piep, piep.

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