Kaffeesatz

Wie Tischtennis zur Faszination wurde

Kaffee verbindet. Man trifft sich zum Kaffee trinken mit (noch) fernen Bekannten, mit den engsten Freund:innen, zum ersten Date oder um sich zu trennen. Man kommt ins Gespräch miteinander, lacht, weint, philosophiert und teilt Persönliches. Diese Kolumne will einige der Geschichten, die beim Kaffee erzählt werden, teilen und damit das Gefühl des „Kaffeetrinkens“ einfangen.

Kaffee für mich, Ingwertee für den Herrn

Von Pauline Claßen

Ein frischer Ingwertee auf dem Tisch. Seine langen Haare sind ordentlich zum Dutt zusammengefasst. Auf dem Tisch liegt neben dem iPad und Kopfhörern wie immer auch ein Buch – fast jede Woche ein neues, meist Thema Selbstfindung. Er ist ein offener Typ, neugierig, philosophiert gern über den Sinn und Zweck des Lebens. Er erzählt, dass ihm gerade in Corona-Zeiten die eigenen vier Wände oft zu eng und zu einsam wurden und er begann, anderswo nach Inspiration zu suchen. Zum Beispiel in diesem Café, aber auch draußen auf den Straßen Münchens.

Dort wurde er im Sommer 2022 fündig. Bei einem seiner Spaziergänge vorbei am Königsplatz fielen ihm zum ersten Mal so richtig die dort Tischtennis spielenden Leute auf. Das Besondere an der Gruppe: Soziale Strukturen schienen sich aufzulösen, denn Menschen jeglicher Herkunft, jeden Alters und Geschlechts fanden sich zusammen, um ihrem Hobby nachzugehen. Das machte ihn neugierig. Durch die pandemie-bedingte Isolation wusste er nicht viel mit seiner Zeit anzufangen. Deshalb fasste er sich ein Herz und stellte sich einfach mal dazu. Es erstaunte ihn sehr wie schnell er von der Gruppe aufgefordert wurde doch auch mal den Schläger zu schwingen und wieviel Spaß ihm dieser Sport machte.

Seitdem geht er jeden Abend Tischtennis spielen. Am Königsplatz oder am Josephsplatz –dort gibt es zumindest eine Straßenlaterne, die im Winter für Licht sorgt. An beiden Orten beobachtet er das gleiche Phänomen: Eine diverse Gruppe von Tischtennis-Begeisterten findet sich zusammen. So führte er Gespräche mit Geflüchteten, mit 20-Jährigen, mit Ü-80-Jährigen, mit Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Er erzählt: „Es ist wie eine Familie dort! Es ist wunderschön zu sehen, wie sich das in so kurzer Zeit so entwickeln kann. Ist jetzt ein bisschen mehr als ein halbes Jahr her, dass ich da spiele, und da hat man schon so seinen festen Platz in der Gruppe.“ Der ungeschriebene Kodex: Egal wer kommt, jede:r wird integriert. Das ist eine Offenheit, die man im Alltag nicht oft erlebt. Ein Mittel gegen die Einsamkeit.

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