Kaffeesatz

„Von Vegetariern und Fischen“

Kaffee verbindet. Kaffee trinken kann die Grundlage und Gelegenheit für so vieles sein. Man trifft sich zum Kaffee trinken mit (noch) fernen Bekannten, mit den engsten Freund:innen, zum ersten Date oder um sich zu trennen. Man kommt ins Gespräch miteinander, lacht, weint, philosophiert und teilt Persönliches. Diese Kolumne will einige der Geschichten, die beim Kaffee erzählt werden, teilen und damit das Gefühl des „Kaffeetrinkens“ einfangen.

P.S.: Tee darf auch getrunken werden.

Kaffee zum Mitnehmen

Von Pauline Claßen

Coffee to go. Eine erste Kühle liegt in der Luft, die die bald anstehenden Herbstmonate ankündigt. Wir schlürfen warmen Cappuccino und spazieren entspannt durch den Luitpoldpark. In unseren Gesprächen dreht es sich um den Sommer, der für uns beide reich gefüllt war mit neuen Erlebnissen und Erfahrungen.

Hinter ihr liegt eine Reise, die zwar kurz, aber in ihrer Bedeutung groß für sie war. Sie wirkt ruhig – so als wäre sie ganz bei sich selbst angekommen. Zusammen mit zwei Freunden war sie im Sommer durch Schweden gereist. „Drei Tage waren wir auch auf der Seenlandschaft von Växjö unterwegs. Wir haben ein Kanu ausgeliehen, unsere sieben Sachen gepackt, eine Angelrute und einen Köder ausgeliehen und sind einfach mal los gepaddelt“, erzählt sie.

Den ersten Tag ging es Richtung Norden, den zweiten Tag gen Osten und dann wieder zurück nach Süden. Geschlafen haben die drei im Zelt, das auf kleinen Inseln und steinigen Felsformationen aufgeschlagen wurde. Gegessen wurde das Mitgebrachte und was die Wildnis um sie herum hergab. Sie berichtet begeistert: „An einem Abend sind die Jungs Pilze sammeln gegangen und haben Steinpilze und sogar ein paar Pfifferlinge gefunden!“

Tagsüber fischten sie. Doch was man fängt und essen will, muss man auch töten. Auch sie hatte sich fest vorgenommen, sich dieser Herausforderung zu stellen. So oft esse man Tiere, ohne sich dem, was das Fleisch auf dem Teller eigentlich bedeute, bewusst zu werden. „Ich habe dann auch das Messer genommen und dem Fisch, den ich gefangen hatte, in den Kopf gestochen. Ganz so wie es mir gezeigt wurde, damit es für den Fisch möglichst schmerzlos zu Ende geht. Aber er hat dann immer noch gezappelt und geatmet. Ich konnte es einfach nicht über mich bringen, es nochmal zu machen, es ging einfach nicht. Einer meiner Freunde hat es dann zu Ende gebracht. Eigentlich bin ich Vegetarierin. Vor allem aus der Überzeugung heraus, dass ich kein Fleisch essen will, wenn ich das Tier nicht selbst töten kann. Bei der Reise ist mir wieder bewusst geworden, dass es mir absolut ausreicht, bei Salat zu bleiben, den ich einfach ernten kann.“, reflektiert sie über das Erlebte. Trotzdem sieht sie es als bereichernd an, einmal beim gesamten Prozess des Fischens dabei gewesen zu sein: Vom Fischen, übers Töten und Ausnehmen, bis zum Braten und Essen.

Sie ist überzeugt: „So entsteht der Respekt vor dem Leben, das man genommen hat“.

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