München Rezension

Fiat lux! – Nachts bei den Alten Römern

Die Münchner Antikensammlung sorgt für lichte Momente: Eine Sonderausstellung zeigt erstmals, wie kunstvoll die Alten Römer nach Einbruch der Dunkelheit ihre Häuser beleuchteten, und bietet die Möglichkeit, das nächtliche Lichtambiente in einem römischen Speisezimmer vor etwa 2000 Jahren mit eigenen Augen nachzuerleben.

Wer hat den extravagantesten Kerzenhalter? Künstliche Lichtquellen waren in der römischen Antike auch Design- und Luxusobjekte. Foto: Johannes Eber.

Von Samuel Kopp

Wie wäre es, wenn man einmal an einem altrömischen Trinkgelage teilnehmen und vielleicht sogar mit all den berühmten Politikern und Philosophen, die man noch aus dem Schulunterricht kennt, einen Wein trinken könnte? In der Münchner Antikensammlung kann man sich das nun zumindest ganz gut vorstellen: Für die aktuelle Sonderausstellung „Neues Licht aus Pompeji“  hat sich ein wissenschaftliches Team um die Klassische Archäologin Ruth Bielfeldt (LMU) zum Ziel gesetzt, das Lichtambiente in antiken Häusern nach Sonnenuntergang erlebbar zu machen – eine Welt aus Kerzenlicht und Öllampen, die uns in Zeiten elektrischer Dauerbeleuchtung ebenso fremd wie faszinierend erscheint.

Fledermausreflektor, angebracht über einer Öllampe aus dem 1. Jahrhundert (Nachguss). Foto: Johannes Eber.

Gezeigt werden vor allem kunstvoll gefertigte Öllampen und andere Flammenhalter, die zum Teil aufwendig mit Verzierungen und Figuren versehen wurden: etwa mit der erstaunlich detailgenauen Darstellung einer Fledermaus, deren Flügel kunstvoll das Licht einer zweiflammigen Öllampe (Bilychnis) reflektierten. Um auch heute noch einen Eindruck dieses Lichteffekts zu bekommen ohne aber das Fundstück zu gefährden, ließen die Archäolog*innen für die Ausstellung eigens eine Nachbildung anfertigen – wie in der Antike von Hand.

Auch sonst kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die antiken Lampen und Kerzenhalter weit stilvoller sind als das meiste, was in heutigen Wohnungen für Beleuchtung sorgt. Die ausgestellten Stücke stammen aus Pompeji und den anderen Orten, die der Vesuv einst unter einer zerstörerischen Ascheschicht begrub und damit konservierte.

Zwischendurch finden sich auch einige Werke zeitgenössischer Lichtkunst, die zwar nicht stören, aber auch nicht viel zum Ausstellungserlebnis beitragen. Man hätte sich in diesem Fall getrost auf die Wirkung der antiken Exponate verlassen können.

Weltberühmte Fundstätte: Die Ruinen von Pompeji, im Hintergrund der Vesuv. Foto: Johannes Eber.

Aber auch wer sich für die Schönheit der Beleuchtungskunst weniger begeistern kann, erfährt auf anschauliche Weise vieles über Pompeji und das Leben in einer römischen Stadt im 1. Jahrhundert n. Chr. Außerdem – und das ist das Highlight der ganzen Ausstellung – hat man die Gelegenheit, sich mittels VR-Technologie durch ein originalgetreu nachgestelltes römisches Speisezimmer (Triclinium) zu bewegen, sich im animierten Kerzenschein auf eines der typischen Speisesofas zu legen und so für ein paar Minuten in die antike Lebenswelt einzutauchen. Ganz ohne drohenden Vulkanausbruch.

Die Ausstellung ist noch bis Anfang April in der Antikensammlung am Königsplatz zu sehen. Eintritt: 8 Euro, 6 Euro für Studierende. Tickets gibt es vor Ort oder online.

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