Nachdem Marvel seit Jahren auf seine „Avengers“ setzt und damit regelmäßig die Zuschauer begeistert, kämpft Warner Bros. in „Justice League“ ein weiteres Mal mit seiner Comicverfilmung. Nach den goldenen Jahren der „Dark Knight“-Trilogie konnte erst mit „Wonderwoman“ wieder daran angeknüpft werden. Kann die Liga der Gerechtigkeit die Studios auf Erfolgskurs bringen?
Von Maximilian Matuschek
Neben der verhaltenen Marketingkampagne im Vorfeld zur Filmpremiere von „Justice League“ hatte Warner Bros. auch mit anderen Widrigkeiten zu kämpfen: Der eigentliche Regisseur Zack Snyder („Man of Steel“, „Batman vs. Superman – Dawn of Justice“) musste während der Postproduktion seinen Platz räumen, aus familiären Gründen. Hilfe suchte man bei Marvel-Regisseur Joss Whedon. Dieser hatte durch die ersten beiden „Avenger“-Filme bereits Erfahrung mit der Materie und drehte so die letzten 15 Prozent des Filmes zu Ende. Doch ob sich Warner Bros. damit einen Gefallen getan hat? So viel sei gesagt: Die „Justice League“ unterhält und macht Laune beim Zusehen. Jedoch kann sie nicht richtig überzeugen.
„Herr der Ringe“ abgekupfert
Grund hierfür könnte die Story sein. Nach dem Tod von Superman verfällt die Welt immer mehr ins Chaos. Batman, der sich selbst verantwortlich macht für den Tod des Kryptoniers, sucht daher die Hilfe bei Wonderwoman. Batman erkennt am immer häufigeren Auftreten von sogenannten Paradämonen die Vorboten für eine größere Gefahr. Die manifestiert sich dann in Steppenwolf, der versucht mit Hilfe dreier „Mutterboxen“ die Erde in ihren Urzustand zu verwandeln. Die Originalität dieser Idee entpuppt sich allerdings schnell als Kopie von Peter Jacksons erstem „Herr der Ringe“-Film. So zeigt „Justice League“ den ersten Kampf gegen Steppenwolf, in dem Menschen, Atlanter und Amazonen zusammen kämpfen. Nach dem Sieg werden die drei Boxen jeweils in den verschiedenen Reichen versteckt. Batman erkennt, dass sie ohne Superman nicht in der Lage sind, Steppenwolf aufzuhalten – und rekrutiert drei neue Mitstreiter für sein Team: Den nüchternen und analytischen Victor Stone (Cyborg), den Einzelgänger und Raufbold Arthur Curry (Aquaman) und den jungen und naiven Barry Allen (The Flash). Doch auch diese Drei reichen nicht aus; und so beschließen sie kurzerhand, Superman wieder zum Leben zu erwecken.
Es zeigt sich hier ein klassisches Motiv. Nämlich, dass sich im Angesicht einer großen Gefahr alle guten Helden vereinigen müssen, um Seite an Seite das Böse zu bekämpfen. Doch genau in dieser Zusammenführung lässt der Film zu wünschen übrig. Zwar schafft es Warner Bros. gut, mit wenigen Hintergrundinformationen die einzelnen Charaktere zu skizzieren. Die Macher vernachlässigen aber deutlich eine ausgewogene Gewichtung. So erfährt man über Cyborg und Aquaman zwar das Nötigste, hat aber kaum Zeit sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Grund hierfür ist die Figur Flash. Dieser scheint charakteristisch von Whedon gezeichnet worden zu sein, da er fast deckungsgleich wie der neue Spiderman („Spiderman Homecoming“) agiert. Zwar schwingt Barry Allan nicht, aber rennt dennoch von einem Witz zum Nächsten.
Zu viel Witz, zu wenig Düsternis
Das verleiht dem Film etwas beinahe Lächerliches. Klar, es ist unterhaltsam. Doch genau an diesem Punkt verkörpert Warner Bros. nicht mehr die typische Düsternis, die für alle DC Comics existentiell ist. Batman wird zunehmend selbstironisch und lässt kaum noch etwas von seinen Zeiten als „Dark Knight“ erkennen. Zudem werden Liebhaber der Serie „The Flash“ durchaus enttäuscht sein, da Ezra Miller zwar eine durchaus beindruckende Schauspielerleistung an den Tag legt, aber seinen Charakter sehr naiv agieren lässt.
Aber nicht alles ist schlecht. Was die Schauspielerleistungen betrifft, so können Gal Gadot (Wonderwoman), Ben Afleck (Batman) und Henry Cavill (Superman) an ihre bisherigen Leistungen anknüpfen und an einigen Stellen sogar noch perfektionieren. Auch die Computeranimations-Effekte (CGI) wie bei Steppenwolf oder den Kampfszenen auf der Amazoneninsel, können sich durchaus sehen lassen. Dagegen sieht sogar ein Drache in „Game of Thrones“ alt aus.
Das Fazit fällt dennoch nüchtern aus. Der Film ist eine Mischung aus DC und Marvel und steht sich an einigen Stellen damit selbst im Weg. Warner Bros. konnte zwar die Misserfolge von „Suicide Squad“ und „Dawn of Justice“ hinter sich lassen. Jedoch schwindet die Hoffnung auf eine Zukunft der Gerechtigkeitsliga. Die Schauspielerleistungen und die CGI-Effekte tragen durch den Film, der dadurch unterhalten, aber eben nicht überzeugen kann.
„Justice League“ (USA, 120 Minuten) läuft seit 16. November in den deutschen Kinos. Regisseur ist Zack Snyder.