Rezension

Sneak-Peek: Bridesmaids

Lächele und sei froh, denn es könnte schlimmer kommen…

Universal Pictures

Mit einem Karton voller Habseligkeiten und einem rostrot lackierten Auto, das nur noch durch Willenskraft angetrieben zu werden scheint, hält Annie, blond, Anfang vierzig und genauso liebenswürdig wie unsicher, vor dem Haus ihrer Mutter. Kaum öffnet diese die Türe, begrüßt Annie sie mit einem resignierten Lächeln: „Hi Mom, weißt du noch, als du sagtest, dass man nicht tiefer sinken kann, wenn man ganz unten angekommen ist?“

 

Als Lillian (Maya Rudolph) ihre Kindheitsfreundin Annie (Kristen Wiig) fragt, ob sie ihre erste Brautjungfer werden möchte, ist diese verständlicherweise gleich Feuer und Flamme. Allerdings nur, bis ihr klar wird, was sie sich damit an Arbeit aufgehalst hat. Schon bald steigt ihr die Organisation der Hochzeit über den Kopf, vor allem, weil Lillians neue Freundin Helen (Rose Byrne)– reich, hübsch, perfekt von Kopf bis Fuß – sie in jeder Hinsicht sabotiert und mit teureren und besseren Ideen übertrumpft.

Das will sich Annie nicht bieten lassen, hat sie doch ohnehin schon mehr als genug Probleme: ihre kleine Bäckerei „Cake Baby“ ist der Rezession zum Opfer gefallen, aber erst nachdem sie ihre gesamten Ersparnisse verschlungen hatte, der einzige Mann in ihrem Leben ist ein rücksichtsloser Macho, der sie quasi wie eine Haremsdame behandelt und ihre Wohnung muss sie mit einem verstörenden Geschwisterpaar aus England teilen. Kein Wunder, dass sich da die Planung der Hochzeit rasant von unsicher über chaotisch zu katastrophal entwickelt.

…und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer

Bridesmaids klingt zunächst wie der klassische „Chick Flick“. Allerdings täuscht der erste Eindruck, auch wenn der Trailer und die Plakate dieses Image beinahe schon gewaltsam aufrechtzuerhalten versuchen. Nicht nur ist die Hauptdarstellerin brillant in ihrer Rolle als die unsichere, vom Leben überforderte Annie, sondern auch die Nebendarsteller glänzen in einer Komödie, die alles hat, was man vom Genre erwarten darf: klugen Wortwitz und derben Humor, kombiniert mit einer angemessenen Prise Gefühl und einem Happy End. Wenn man sich Mühe gibt, kann man sogar eine gewisse sozio-kulturelle Kritik an der amerikanischen Gesellschaft der Wirtschaftskrise und des Kapitalismus hineinlesen.

Die einzelnen Charaktere scheinen zunächst nichts weiter als flache Klischees zu sein, entpuppen sich aber bald als solide ausgearbeitete, tiefgründige Schablonen. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass die Rolle der Annie Kirsten Wiig auf den Leib geschrieben ist. Kein Wunder! Die Schauspielerin ist schließlich, zusammen mit Annie Mumolo, Autorin des Drehbuchs. Auch Regisseur Paul Feig, der oft für Fernsehserien wie The Office, 30 Rock und Weeds arbeitet, trägt seinen Teil zu der gelungenen Kombination von Skript, Talent, Umsetzung und Situationskomik bei.

Inwiefern aber eine Einstiegsszene angebracht ist, bei der verschiedene Stellungen und Varianten des Beischlafs ausprobiert werden, muss jeder für sich entscheiden. Leider gibt diese erste Szene ein wenig den falschen Eindruck, wie der Film insgesamt aussieht. Zwar ist der Humor streckenweise mehr als derb, aber nicht in dem Maße wie es die Eröffnung befürchten lässt.

Bridesmaids ist mit Sicherheit kein Meisterwerk, aber eine durchaus liebevoll produzierte und bewegend gespielte Komödie. Der Film hat seine netten Momente und bringt das geneigte Publikum konstant zum Lachen.

Nichts Außergewöhnliches also, aber durchaus sehenswert.

Geheiratet wird auch in den deutschen Kinosälen ab dem 21. Juli 2011.

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