Die Angst um den neuen Star Wars-Film ist berechtigt. Wird er eine Enttäuschung? Ist er einfach nur ein Übergangsfilm, der versucht eine neue Generation einzuführen, mit den damit einhergehenden Problemen? So viel sei gesagt: „Die letzten Jedi“ bringt neuen Schwung in die Galaxie und lässt sich nicht so einfach einordnen.
Von Maximilian Matuschek
Wer an dieser Stelle auf das große Spoilern hofft, wird enttäuscht. Aber das ist auch gut so. Die Geschichte in einer Kritik vorwegzunehmen erscheint bei solch einem Blockbuster wie Star Wars nicht angebracht. Nur so viel: Rian Johnson stellt die alten Helden erneut in den Vordergrund; speziell Luke und Leia, an denen all die Jahre des Widerstandes nicht spurlos vorbeigegangen sind. Dem gegenüber stehen Kylo Ren und Rey, die eine Art Gegenpol darstellen sollen und eines ganz deutlich machen: Es gibt nicht nur schwarz oder weiß in der neuen Trilogie.
Doch setzen wir besser nicht am Film an, sondern an den Zuschauern. Als Kind der 90er bin ich mit der zweiten Trilogie (Episode 1-3) aufgewachsen. Damals war ich total fasziniert, wie Weltraumschlachten auf so lebendige Art und Weise gezeigt werden können und habe in jedem Film darauf gewartet, dass ein Jedi sein Lichtschwert erhebt und wild in der Gegend herumspringt. Meine Erwartungen an den inzwischen achten Teil der Saga waren also schon ein bisschen festgefahren: Was für eine Geschichte steckt hinter Rey, wer sind ihre Eltern? Und warum hat das Lichtschwert von Kylo Ren nochmal seitlich zwei Enden?
Neben mir im Kino saß ein Mann, schätzungsweise 40 Jahre alt, der sich vor Filmbeginn schon aufgeregt darüber unterhielt, was er denn gerne sehen würde. Ich merkte, dass er wohl mit der ersten Trilogie aufgewachsen sein musste und sich besonders auf Luke und Lea freute. Sein kleiner Sohn dagegen war einfach nur darauf aus, eine wilde Schlacht und Jedikämpfe zu sehen. So wie ich eben, bei Episode 2.
Star Wars stand von Beginn an in einem Generationenkonflikt, der niemals zu allen Teilen befriedigend gelöst werden konnte. Dennoch gelang der Saga die Geburt einer neuen Generation. Die mystische Religion der Jedi wird zunehmend menschlicher, und auch Helden wie Luke Skywalker scheinen nicht nur immer dem Guten zugewandt zu sein. Luke lebt auf seiner einsamen Insel und wird von Mark Hamillton sehr überzeugend als alter Mann, fast schon selbstironisch, gespielt. Auch er hat Fehler gemacht in den Jahren des Friedens.
Möge die Macht… – Ach, das habe ich schon zu oft gesagt
„Möge die Macht stets mit dir sein“ erlangt im achten Star Wars einen neuen Stellenwert und steht exemplarisch für die Entwicklung der Generationen. Carrie Fischer ist alt geworden; das spiegelt sich nachdrücklich in ihrem Charakter. Prinzessin Leia ist müde und muss sich dennoch um die Rebellen kümmern – immer noch vom Schmerz über den Tod von Han Solo gezeichnet und in der Gewissheit, dass ihr eigener Sohn der Mörder war. Auch dieser kämpft mit seinen eigenen Dämonen. Rey und Kylo Ren zeigen im Film, dass die Balance zwischen Gut und Böse fließend sein kann. Und Johnson verdeutlicht das noch mit seinem computeranimierten Bösewicht Snoke.
Die Macht spielt weiterhin eine wichtige Rolle in der Star Wars-Saga, ist aber nicht mehr das Mantra der Jedi und der Rebellen. Neue Helden wie Finn oder Rose sollen in die Geschichte eingewoben werden, doch erscheint der Handlungsstrang im Gesamtbild zu schwach. Schön anzusehen ist, dass Johnson der Ideologie der kleinen Nebenhandlungen treu geblieben ist. Aber auch er versäumt es, mehr daraus zu machen. Dagegen wird, zu meiner Freude, endlich der hitzige Pilot Poe Dameron in den Vordergrund der Rebellen gestellt und an seiner Seite dessen treuer Droide BB-8. Dieser ist wie in Episode 7 der heimliche Star und streut an einigen Stellen jenen Humor gekonnt ein, den man in „Das Erwachen der Macht“ kennen und lieben gelernt hat. Sein Pendant R2-D2 ist dagegen fast schon unscheinbar geworden und durch eine Sintflut von omnipräsenten kleinen Tieren (den Porgs) ersetzt worden, die nichts Sinnvolles zum neuen Film beitragen, außer als Merchandise-Artikel vermarktet zu werden.
Der neue Star Wars räumt mit alten Mythen und dem klassischen Heldentum auf und verankert die Charaktere in einer menschlicheren und dadurch auch zwiegespaltenen Umgebung. Die Schauspielerleistungen der alten Helden wirken dadurch noch einmal beeindruckender. Johnson verliert derweil nicht das große Ganze aus den Augen und liefert genug Munition für weitere Filme. Der mit 153 Minuten bisher längste Teil der Reihe verliert zwar an einigen Stellen an Schwung. Er macht das aber mit Humor eindeutig wieder gut. Alles in Allem kann der Film durchaus zu den besten Blockbustern im Kinojahr 2017 gezählt werden und auch zu am besten gelungenen Filmen des Star Wars-Universums.
„Star Wars: Die letzten Jedi“ (USA, 153 Minuten) läuft seit dem 14. Dezember in den deutschen Kinos. Regisseur ist Rian Johnson.