Kulturphilter

Fair Game

My Life as a Spy, My Betrayal by the White House


Der Film beginnt im Jahr 2002, als der Schrecken von 9/11 noch tief in den Knochen der Menschen sitzt. Während die US-Streitkräfte den Afghanistan-Krieg beginnen, kämpft die CIA-Agentin Valerie Plame (Naomi Watts) an einer ganz anderen Front. Ihre Abteilung ist dafür zuständig, die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern. In diesem Zusammenhang kommen mit einem Male immer häufiger Anfragen aus dem Weißen Haus, welche den Irak betreffen. Dass dieser tatsächlich die Produktion von waffenfähigem Plutonium vorhat, sehen die CIA-Analysten als äußerst unwahrscheinlich an. Doch wenig später präsentiert man es von höchster Stelle aus als Fakt.

In dieser angeheizten Vorkriegs-Stimmung entwirft Plame einen riskanten Coup: Sie will einen ehemaligen Mitarbeiter von Saddam Husseins Atomprogramm vor Ort befragen lassen. Was er zu sagen hat, wird ihren Vorgesetzen jedoch nicht gefallen. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass ihr Ehemann, US-Diplomat Joe Wilson (Sean Penn), den man auf eine Spur in Niger angesetzt hat, dort keinen Hinweis auf einen Plutonium-Handel findet. Als Präsident Bush in seiner State-of-the-Union-Rede dann schließlich feststellt, dass der Irak fleißig an seinem Atomprogramm arbeitet und Plutonium aus Afrika organisieren wollte, meldet sich Wilson erbost in der New York Times zu Wort. Die Folgen sind gravierend: Von höchster Stelle wird dem Reporter Robert Novak gesteckt, dass Valerie Plame eine Geheimagentin der CIA ist, was er zur Untermauerung eines Arguments in seine Kolumne einbaut. Der CIA-Leak-Skandal ist damit in vollem Gange.

Fair Game ist ein Polit-Thriller, der nicht nur auf einer wahren Begebenheit beruht, sondern versucht, den Geschehnissen dieses Skandals so detailliert wie nur irgend möglich auf den Grund zu gehen. Die Fakten werden dabei zwar aus der Perspektive von Plame und Wilson präsentiert, aber man gewinnt dennoch den Eindruck, dass sie insgesamt recht objektiv dargestellt werden. Lediglich gegen Ende droht der Film ein wenig ins pathetische Land-of-the-Free-Denken abzurutschen.

The Politics of Truth

Die Kritiker sind sich auch bei diesem Film einig: Eine gelungene Darstellung des größten politischen Skandals seit der Iran-Contra Affäre. Denn tatsächlich rollten hier Köpfe – und zwar an oberster Stelle, „Scooter“ Libby (David Andrews), der Berater des Vizepräsidenten in Fragen der nationalen Sicherheit, wurde im Rahmen der Ermittlungen zur Enttarnung von Plame (was einen Straftatbestand darstellt) verurteilt. Zwar begnadigte ihn Präsident Bush wenig später, aber die Strafe auf Bewährung blieb bestehen. Libbys politisches Aus war besiegelt.

Fair Game verdankt seinen Namen übrigens dem angeblichen Kommentar des Deputy Chief of Staff der Bush Administration, Karl Rove. Und dass Plame nach dem erbosten Artikel in der New York Times ihres Mannes mit einem Mal „Freiwild“ ist, sieht man auch im Film. Ihre Vorgesetzten lassen sie fallen, sie erhält Drohanrufe und Reporter belagern sie und ihren Mann. Man wirft ihnen vor, sie seien Kommunisten, wären den Truppen in den Rücken gefallen und hätten nur unlautere Motive. Daran zerbricht beinahe nicht nur die Ehe der beiden Protagonisten, sondern auch Plame selbst. Watts und Penn zeigen dabei auf überzeugende Art und Weise, wie verzweifelt man sein muss, wenn sich die eigene Regierung, der eigene Arbeitgeber und das eigene Land gegen einen stellen und man plötzlich vom geachteten Mitglied der Gesellschaft zur persona non grata wird.

Der Film ist ein hochintelligenter Polit-Thriller, der ohne heftige Actionsequenzen auskommt und dennoch glaubhaft das perfide Spiel der Geheimdienste und der amerikanischen Regierungskreise porträtiert. Inwiefern hier doch eine Revision der Geschichte, wenn auch eher hin zur Wahrheit, stattfindet, sei dahingestellt.

So oder so ist Fair Game definitiv sehenswert. Ab dem 25. November kann man Naomi Watts auch in den deutschen Kinos als Freiwild erleben.

(Bild: Tobis, River Road Entertainment, Participant Media, Imagination Abu Dhabi FZ )

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