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Vom Ende der Zeit

Was ist eigentlich Zeit? Wo fängt sie an und wo endet sie? Können wir die Zeit als Menschen beeinflussen, vielleicht sogar begrenzen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Januarkonzert der Veranstaltungsreihe Uni-Kunst am 20. Januar.

Lichtspiele © Uni Kult e.V

Von Carolin Wittmann

Unter dem Titel „End of Time“ suchen Angela Metzger an der Weiße-Rose-Orgel und Martina Trumpp an der Violine nach Antworten in der Musik. Ihr Programm beinhaltet nicht nur Stücke aus mehreren Jahrhunderten, sondern auch Werke, die konkret von dem Ende der Zeit handeln. Zusätzlich greift ein außergewöhnliches Lichtkonzept diese Fragen auf und ermöglicht dem Besucher eine weitere Ebene der Wahrnehmung.

End of Times © Uni Kult e.V.

Die Reihe Uni-Kunst wird von einem Team aus Studierenden organisiert, das sich aus verschiedenen Studiengängen und Fachsemestern zusammensetzt: von Juristen über Kunsthistoriker bis zu Physikern. Das Team legt nicht nur Wert darauf, gemeinsam mit den Mitarbeitern des Liegenschaftsdezernats sowie der Hausverwaltung und der Veranstaltungstechnik die Konzerte mit renommierten Künstlern zu organisieren. Sondern steckt auch viel Liebe in die Dekoration und Bewirtung. Felix Glocker ist Mitglied der ersten Stunde und beschreibt den Grund für sein Engagement: „Uni-Kunst ist eine der ungewöhnlichsten Konzertreihen, die ich je besucht habe. Wir bringen Studierende mit der Königin der Instrumente in Kontakt und das an einem der schönsten Orte Deutschlands. In unserem kleinen, ehrenamtlichen Team können wir auch verrückte Ideen umsetzen.“

Wo Licht und Musik verschmelzen

So kam auch die Idee, neben dem klassischen Orgel- und Violinkonzert Visuals und Lichtspiele zum Einsatz zu bringen und die Zeit in einer weiteren Facette zu interpretieren. „Mir macht es einfach Spaß, mit Licht zu experimentieren und ich freue mich, die Ergebnisse einem Publikum präsentieren zu können“, erklärt Alexandra Rogalli, ebenfalls Uni-Kunst-Mitglied und für die Visuals in der Performance verantwortlich. Bunte Linien, die sich immer weiter schlängeln, und Farbkreise, die implodieren, stehen stellvertretend für den Fluss der Zeit. In den Lichthof projiziert, ermöglichen diese Reflexionen dem Zuhörer und Zuschauer ein multisensorisches Erlebnis im Takt der Musik.

Gleichzeitig zeigt Uni-Kunst ein anspruchsvolles musikalisches Programm. Dieses bietet sowohl Solowerke für Violine oder Orgel als auch das Zusammenspiel beider Instrumente. Die Kompositionen sind für den einzigartigen Klang im Lichthof der LMU passend ausgewählt und schicken die Zuhörer auf eine Reise durch die Zeit. Die epochale Spannweite reicht dabei vom zeitlosen Johann Sebastian Bach (1685-1750) bis hin zu dem zeitgenössischen Komponisten Markus Lehmann-Horn, der vor allem durch seine Filmmusik, wie beispielsweise für den Kinderfilm „TKKG – Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine“, bekannt geworden ist. Das aus der Gegenwart entrückte Werk „Fratres“ des estnischen Komponisten Arvo Pärt kombiniert Orgel und Violine und hinterfragt durch seine sakralen Klänge das moderne Zeitverständnis.

Klingendes Mahnmal

Auch in der Protagonistin des Abends, der Weißen-Rose-Orgel, zeigt sich der mysteriöse Weg der Zeit. Denn die Orgel wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als klingendes Mahnmal für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus in den zerstörten Lichthof eingebaut. Allerdings bespielte niemand sie regelmäßig, weshalb sie in Vergessenheit geriet. Von 2012 bis 2013 konnte sie dank Spendengeldern wieder in Stand gesetzt werden. Darin begründete  sich die Idee von Uni-Kunst, das klassische Musikinstrument einem studentischen Publikum in einer neuen Sichtweise zu präsentieren.

Lichtspiele © Uni Kult e.V.

Über die Autorin: Carolin Wittmann ist Studentin der Kunstgeschichte und arbeitet ehrenamtlich im Team der Uni-Kunst-Reihe.

Weitere Infos: End of Time ,20. Januar, 19 Uhr, Hauptgebäude der LMU

Kunst im Kontext

KUNST IM KONTEXT war bis Ende des Sommersemesters 2019 eine Kooperation mit dem Department Kunstwissenschaften der LMU. Studierende der fünf Studiengänge Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte, Kunstpädagogik, Musikwissenschaften und Musikpädagogik rezensierten Ausstellungen, Konzerte und Theaterinszenierungen, berichteten über berufliche Perspektiven nach dem Studium und schrieben über alles, was sonst noch so los ist an der Isar. Die Texte entstanden im Rahmen von Seminaren des Departments und in einem freien Redaktionsteam.

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