Von Thilo Schröder
Eine Schar grölender und plappernder Kinder lümmelt sich auf den Holzstühlen in dem muffigen Speisesaal. Das Jugendherbergsessen schmeckt eher durchschnittlich, der Kakao basiert auf Milchpulver. Und die Laune ist kaum höher als daheim auf der Schulbank. Die Zimmer sind winzig, die Stockbetten gerade so hinein gezwängt, die Bettdecken klamm und viel zu kurz. Wlan? Fehlanzeige. Und auf die Tageswanderung und den Ausflug zum nächsten Museum hat man ungefähr so viel Lust, wie darauf, später einen Deutschaufsatz über diesen Tag zu schreiben. Albtraum Klassenfahrt? Das muss nicht so sein!
Auf Klassenfahrt – was in Kinderromanen immer so schön heimelig und aufregend beschrieben wird, entpuppt sich in der Realität doch meistens als ziemlich öde. Eben wie oben beschrieben. Aber muss das so sein? In meinem Masterjahrgang am Institut für Interkulturelle Kommunikation sind wir genau 26 Studierende. Altersspanne: 23 bis 33. Eine mittelgroße Klasse also, könnte man sagen. Und so kam die Idee auf, gemeinsam „auf Klassenfahrt“ zu gehen. Und dabei die gemeinsame Zeit schöner zu gestalten, die öden Schullandheim-Erinnerungen vergessen zu machen. Irgendwohin zu gehen, wo es uns gefällt. Auf eine Hütte vielleicht. Wo wir für ein Wochenende lang machen können, was wir wollen. Vielleicht sogar wandern.
Zu Schulzeiten vermisst: Wlan, Bier und gutes Essen
Aber vor allem wollen wir natürlich Spaß haben. Ohne nervige Lehrer respektive Dozenten. Obwohl unsere eigentlich sehr umgänglich sind, und unser Verhältnis zueinander in keiner Weise mit der Lehrer-Schüler-Beziehung vergleichbar ist. Außerdem sind wir ja seit den Schulklassenfahrten alle etwas älter geworden – zumindest gefühlt. Naja, andererseits wird man „auf Klassenfahrt“ vielleicht doch wieder ein bisschen zum Schüler? Also die Dozenten lieber nicht fragen, ob sie mit möchten.
Im Mai dieses Jahres ging es dann los. Mit voll gepackten Autos und der Aussicht auf eine wunderbare Auszeit vom Alltag. Ziel: Steiermark, Österreich. Ein charmantes kleines Häuschen, irgendwo im Nirgendwo. Mit Bergen vor der Haustür und Bier im Kühlschrank. Mit Wlan und Kaminfeuer. Mit bunt zusammen gewürfelten Essensbeiträgen von allen zum Abendessen. Mit „wandern“ gehen (es waren wahrscheinlich nicht mal 100 Höhenmeter), Kaiserschmarrn auf der Berghütte futtern und bis tief in die Nacht Werwolf spielen. Mit reden, relaxen und auch ein bisschen Referate vorbereiten. Am Ende war uns allen klar: Die beste Klassenfahrt kann nur so eine sein!
An diesem Wochenende gibt’s darum die „Klassenfahrt Vol. 2“. Wieder irgendwo in Österreich. Wo genau wir gerade sind, weiß ich gar nicht. Muss mal nachfragen. Aber das ist auch eigentlich nicht so wichtig. Schließlich schreibe ich ja keinen Deutschaufsatz darüber.
Die Hütte: Waldhaus Ahornau, Schladming (Österreich)