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Unendliche Weiten

Orgelmusik und Lichtspiele verzaubern den Lichthof

Seit 2013 ist die Weiße-Rose-Orgel im LMU-Lichthof wieder spielbar. Die mächtigen Orgelpfeifen glänzen allerdings nach wie vor meist nur von fern auf die vorbeihuschenden Studenten herunter. Dass die Orgel jedoch die Aufmerksamkeit der Besucher auch auf sich ziehen, mächtig, fröhlich, mystisch, schwebend Klänge durch den Lichthof tanzen lassen kann, hat Organist Stefan Moser am 19. Januar eindrucksvoll bewiesen – unterstützt von den verzaubernden Bildern, die Hörsaaltechniker per Lichtshow an die weißen Gewölbe geworfen haben. So entstand im wahrsten Sinne ein Lichthof.

Der Lichthof einmal in einem völlig anderen Licht. Foto: Martin Fischer.

Seit jeher ist die Menschheit fasziniert vom All: Die fernen Planeten, die glänzenden Sterne, die Milchstraße, Sternschnuppen, Mondfinsternissen. Stefan Moser weiß: Von Pythagoras bis zur NASA, von den ersten Seefahrern bis zur Marssonde – die Faszination für die unendlichen Weiten erlischt nie, Filme und Bücher, Serien und Theaterstücke zeugen davon. Und was sind die beiden bekanntesten Science-Fiction-Sagas? Natürlich die dem Saalpublikum größtenteils bekannten Star Trek und Star Wars, aus denen Moser an diesem Abend einige Melodien vorträgt. Doch was passt besser zum Raumfahrt, zur Weltraumforschung, zur Faszination der unendlichen Weiten, als neue Klänge? Stefan Moser kombiniert den Klang der Weiße-Rose-Orgel mit zwei visuellen Orgeln und zwei Sound-Expander. „Ich hatte schon immer ein Gefühl für das, was noch nicht gemacht war“, sagt er zur Verbindung klassischer und neuer Instrumente. „Denn es geht mir um die Musik an sich.“

Stefan Moser brachte in seinem Konzert neue und alte Klänge zusammen. Foto: Martin Fischer.

Das bekommen die Zuhörer auch vermittelt. „Es gibt ja zwei Parteien, die sich gar nicht vertragen“, weiß Stefan Moser, „die Star-Trek- und die Star-Wars-Freunde. Ich habe es dennoch gewagt, sie zusammenzubringen.“ Die musikalische Reise startet Moser mit Melodien aus The Empire Strikes Back. Die Zuhörer legen die Köpfe nach hinten und lauschen den Melodien, während die Farben die Blicke auf die Wände des Lichthofs ziehen. Blau und rot leuchtet es von der Decke, türkisfarben und gelb strahlen die Gänge und Wände, gesprenkelt von kleinen weißen Punkten. Währen die Musik voranschreitet und die Geschichten von Star Wars und Star Trek melodisch erzählt, wandern die Blicke durch grüne Schwaden und orangefarbenen Schimmer. Zur blutrot glänzenden Deckenrosette im ansonsten dezent blauen Saal erklingt der Empirial March, der einige Gäste zum Schmunzeln bringt.

Foto: Martin Fischer.

Zur Pause wandeln die Besucher durch den Lichthof und betrachten die Lichtshow aus anderen Blickwinken. Die Hörsaaltechnik hat nach zweimonatiger Planung die komplette Show aufgebaut und eingerichtet. Dank ihnen erstrahlt die Orgel mal blau, mal weiß, mal grün, leuchten die ansonsten weißen Wände in allen Farben des Regenbogens. Ab und an gibt es sogar eine Art Sternenhimmel zu sehen. „Es ist eine sehr interessante Kombination“, sagt Lehramtsstudent Lukas Wich zum ersten Teil, „eine besondere Verbindung aus akustischen und optischen Reizen.“

Etwas ruhiger geht es anschließend weiter mit der Suite Die Planeten von Gustav Holst. „Es ist ein phänomenales Werk mit sehr viel Symbolik“, schwärmt Organist Moser. „Diese Suite ist eines der bedeutendsten Orchesterwerke des 20. Jahrhunderts.“ Und dann betritt zu gewaltigen Tonkulissen Mars, der Kriegsbringer auf die Bühne, gefolgt vom „genauen Gegenteil“, wie Moser sagt: von Venus, der Friedensbringerin. Mit ätherisch-sphärischen Klängen tanzt sie schwebend durch den erleuchteten Lichthof. Durch den Sternenhimmel hüpft anschließend Merkur, der geflügelte Bote, gefolgt von Jupiter, der Fröhlichkeit mal laut, mal auf leisen Sohlen, erhaben und beinahe majestätisch in den Saal trägt. Saturn mahnt mit dem beharrlich fortlaufenden Klang des Alters und Alterns, und der Magier Uranus verzaubert mit quirligen und stillen, aufbrausenden und nachdenklichen Momenten, bevor der Mystiker Merkur wie aller Welt entrückt die letzten Melodien durch den Raum schweben lässt.

„Das Programm war sehr gut zusammengestellt“, lobt Student Philipp abschließend das Konzert, „und die Orgel hat einfach einen grandiosen Klang. Die Lichtshow hat sehr angenehm dazu gepasst und nicht von den Melodien abgelenkt.“ Und auch Stefan Moser ist zufrieden mit der Veranstaltung. Am 12. April wird er erneut auf der Weiße-Rose-Orgel spielen, diesmal Rockklassiker aus den 80er-Jahren. Moderne Klänge auf einem alten Instrument erfüllen dann erneut den Lichthof. Stefan Moser freut sich schon darauf: „Ich mache so etwas einfach ausgesprochen gerne.“

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