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Traumstadt Minga – oder doch ein Albtraum?

Tausende Studenten möchten Jahr für Jahr in die bayerische Metropole ziehen, doch der Wohnungsmarkt ist gnadenlos. So mancher Vermieter nutzt die Not der Suchenden aus – nicht selten mit unmoralischen Angeboten.

Von Allanah Hansmeyer

„Aber München ist so teuer!“ Das versicherte man mir immer wieder, als ich bei Familie und Freunden die Kunde verbreitete, ich würde in die Metropole ziehen. Mein Traum wird wahr, raus aus dem kleinen Dörfchen im Westen und ab ins „Ausland“, das schöne Bayern. So schwer kann das nicht sein, dachte ich mir, und begann voller Vorfreude zwischen immobilienscout24.de und wg-gesucht.de die Anzeigen zu durchstöbern. Ziemlich schnell wurde ich meiner Naivität beraubt, die Wohnungssuche wurde zu einem reinen Akt des Grauens. Selbst noch so kleine Wohnungen waren viel zu teuer, außerdem waren die Besitzer auf Nachfrage nicht sehr begeistert von meiner WG-Eröffnungsidee. Die WGs bei denen ich anrief, entschuldigten sich und sagten, schon zu viele Interessenten. Entweder lag es an mir oder die Anderen hatten recht: Das Wohnen in München gestaltet sich schwierig.

© Foto: Pixabay

Auch Daniel Batliner, Ethnologie-Student, muss dem zustimmen: „In München muss dir die Lage deiner Wohnung gleichgültig sein. Meinetwegen lebe ich auf der Autobahn, solange die Miete wenigstens bezahlbar ist!“ Er jedenfalls ergatterte vor ein paar Monaten eines der beliebten Einzelappartements im Olympiadorf. Doch nicht alle haben das Glück, schon nach einem Semester vom Studentenwerk erhört zu werden. Nicht einmal den WG-Angeboten kann man vertrauen, da hier fast nie die Gesamtgröße der Wohnung angegeben wird. Woher soll der Interessent dann wissen, ob sein Geldanteil fair ist? Auf Sätze wie „Ein Wohnzimmer inklusive Balkon würde für einen Aufpreis von 150 Euro zur Verfügung stehen“, trifft man auch in Anzeigen von WGs immer mal wieder. Das machen sich viele Vermieter zu Nutzen und erfinden die unverschämtesten Deals für verzweifelte StudentInnen auf der Suche. Dung Dao Phuong, Japanologin, kann davon ein Lied singen: „Ein Mann mittleren Alters bot mir, da ich ein Mädchen sei, ein elf Quadratmeter großes Zimmer für 150 Euro an, von dem er stets den Schlüssel bei sich behalten wollte.“

Und auch ich musste feststellen, dass solche Angebote nicht allzu selten vorkommen. Nach Wochen des endlosen Suchens bot mir ein Herr nach Betrachten meines Facebook-Profils sein Zimmer mitten in der Stadt ganz für umsonst an. Was er als Gegenleistung wollte, sollte klar sein. Kurz aufgelacht, es in meine „Witzige-Anekdoten-für-später-Schublade“ geworfen und weiter geht’s: Bald fängt das Semester an, der Zeitdruck steigt! Aber ist es das auch wirklich wert? Auf Online-Portalen stößt man teilweise auf Quadratmeter-Preise von bis zu 87,50 Euro. Ein Zehn-Quadratmeter-Zimmer in der Au für 565 Euro pro Monat, in Obergiesing werden für elf Quadratmeter 600 Euro fällig und am Westpark bezahlt man für süße 15 Quadratmeter 695 teure Euro. Wer sich das volle Paket leisten kann, der holt sich zehn Quadratmeter für 875 Euro in der Leopoldstraße. Und selbst diese Zimmer sind stets sofort vergeben!

Und trotzdem, Dung Dao Phuong und viele andere Studenten sind davon überzeugt, dass das Leben in der Kulturstadt eine einmalige Erfahrung sei. Das kann die aktuelle Studie der Unternehmungsberatung Mercer nur bestätigen: München ist die Stadt mit der höchsten Lebensqualität in Deutschland! Hinter der bayerischen Landeshauptstadt liegen Düsseldorf, Frankfurt am Main, Berlin und Hamburg. Weltweit hat unser München es sogar im Vergleich zu 230 anderen Weltstädten auf dem Rangplatz 4 geschafft. Vorteile hier zu leben, gibt es allemal: Da wären Museen, Paläste und Denkmäler in Hülle und Fülle. Und man vergesse die Bierhallen nicht! Ja, es lassen sich Wochen mit allerlei möglichen Aktivitäten ausfüllen, und dazwischen kann man dann auch noch Tage des Auskaterns einplanen. Genau das hat München für mich auch so verführerisch gemacht: Es gibt so viel zu tun und zu entdecken!

Und jetzt? Jetzt wohne ich schon seit zwei Monaten hier. Also nein, nicht „hier“, sondern in Rosenheim. Ja, das ist längst nicht das, was ich mir eigentlich erträumt hatte. Und dennoch ist es ein Stück näher an meinem eigentlichen Ziel, das Ausschlafen vor Vorlesungen, das Besuchen abendlicher Seminare und Sprach-Tandems, das Erkunden der Münchener Nachtwelt und täglich das einzigartige Lebensgefühl, das man nur hier bekommt. Ich hoffe sehnlichst, dass sich genau dieser Wunsch im nächsten Semester schon erfüllen und ich endlich Glück in der Wohnungssuche innerhalb Münchens haben werde. Dann, davon bin ich überzeugt, fängt das Studieren erst richtig an.

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