Mitten im Alltag

Familientreffen in Baiersbronn

©Felix Zenz

Von Marlene Beilharz

In unserer Familie findet einmal im Jahr ein Familientreffen in Baiersbronn statt. Ich freue mich immer sehr auf dieses Treffen, denn viele Verwandte sehe ich nur dieses eine Mal im Jahr. Bei den Jüngeren gibt es eine Spieletradition. Und ich freue mich auf stundenlanges ungestörtes Kartenspielen und quatschen. Naja, fast ungestört. Wenn nicht gerade ein neuer Kellner in dem Restaurant arbeitet, der in diesem Jahr wahnsinnig gerne Teil der Veranstaltung sein wollte. Penetrant versuchte er, mit jedem ein Gespräch anzufangen. Mich sprach er ausschließlich mit „Marlenchen“ an, suchte verstärkt den Kontakt und unterbrach damit jedes Gespräch, das ich gerade führte. Dann bot er mir als der Einzigen am Tisch nach dem Essen keinen Alkohol an. Als ich insistierte, äußerte er seine Verwunderung: „Marlenchen, das erstaunt mich jetzt. Du trinkst Alkohol??!“ Ich lächelte genervt. Nicht nur, dass ich wie so oft bei Alkohol prinzipiell gar nicht gefragt werde, auch noch dieses verniedlichende „Marlenchen“ sorgte am Tisch für Irritation und Amüsement. Kurz darauf wollte der gute Mann von meiner Mutter alle Details und die genauen Umstände meiner Geburt wissen und fragte zu guter Letzt auch noch: „Was wird aus Marlenchen, wenn Sie mal nicht mehr sind?“

 

 

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