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Lichthof Love

Bei der Unikunst-Veranstaltung Orgel on the Rocks begeistern Stefan Moser und das Unikunst-Team diesmal mit den Hits der 60er und 70er Jahre

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Zaghafter Beginn: Noch traut sich niemand so recht (Foto: Felix Glocker)

Bei Orgelmusik denkt man an Kirchen, erhabene Schauplätze und klassische Konzerte. Dass Orgelmusik aber auch ganz anders sein kann und sich dabei nicht auf Klassik beschränken muss, hat Orgel on the Rocks am 12. April bewiesen. Der Münchner Organist Stefan Moser und sein Synthesizer-Team erfüllten den bunt bestrahlten Lichthof mit den mal sphärischen, mal rockigen Klängen der Hippie-Ära und zogen die Gäste vom Alt-68er bis zum Erstsemester in den Bann.

Über Hippie-Rock und Blümchenkranz würden sich normale Konzertbesucher an einem normalen Orgelkonzertabend wohl wundern, und erst recht über ausgefallene Vintage-Kostüme. Bei Orgel on the Rocks begrüßt der Türsteher seine Gäste mit Haarband und Sonnenbrille und macht klar: Hier ist der Name Programm. Die Orgel mag das Hauptinstrument sein – doch an diesem Abend einmal mit untypischen Stücken und einem ungewöhnlichen Konzept.

Wie finden Neugierige das? „Das ist sicher ein spannendes Crossover mit Rockmusik und der Orgel im Lichthof“, sagt Uta aus München. „Die Musik ist für mich ein Stück Heimat.“ Student Marcus aus München hat sich schon im Februar das Konzert Unendliche Weiten angehört, bei dem Moser in Star Wars, Star Trek und Die Planeten entführte, „und das war so genial umgesetzt, dass ich einfach gespannt war, wie das bei dieser Musik umgesetzt wird“.

Mit Hippie-Rock und Blümchenkranz

Stefan Moser an der Orgel (Foto: Glocker)
Stefan Moser an der Orgel (Foto: Glocker)

Zu der ungewöhnlichen Veranstaltung gehört auch ein unkonventioneller Aufbau: Auf den Treppenstufen im Lichthof können sich die Gäste entspannt setzen und der Musik lauschen, während auf einer Leinwand abstrakte Illustrationen zur Musik laufen: Gitarren, Peace-Zeichen, Musiker, geometrische Formen. Auf den Rängen lässt sich die Atmosphäre gut einfangen. Wer möchte, kann auch näher rangehen: Stefan Moser und sein Orgeltisch stehe auf einer kleinen Bühne wie auf einem Rockkonzert, vor der Begeisterte das Tanzbein schwingen können – ganz modern oder auch altmodisch als Paar.

Der Lichthof verdunkelt sich, Stefan Moser tritt unter Jubel auf und Beginnt den Final Countdown zum Konzert. Das Gemurmel verstummt, die Besucher lauschen fasziniert der Mischung aus Orgel und künstlichem Sound von Bässen, Gitarren, Schlagwerk, Nostalgie. Ein paar Stücke ziehen vorbei, nur unterbrochen vom Klatschen der Zuhörer, ehe Mitorganisatorin Cornelia Daffner von Unikult e. V. die Gäste begrüßt und erklärt: Die Tanzfläche darf benutzt werden.

Und schon wagen sich die ersten Mutigen aufs Parket, vielleicht auch, weil die Akustik in den oberen Rängen nicht die beste ist. An einigen Stellen passen Orgel und künstlicher Sound perfekt zusammen, an anderen übertönt leider eines das andre und macht das Zuhören manchmal schwer. „Der Sound ist einfach diffus“, sagt auch Student Marcus auf den Lichthofstufen. Währenddessen grölen die ersten bei Hotel California mit und wiegen sich zum Pink Panther mehr oder weniger elegant im Takt. Stefan Moser, DJ Dirk Wagner und VJ Martin Günzel ziehen wirklich alle Register.

Musik vs. Akustik

Waberndes Licht und diffuse Akustik - trotzdem schön (Foto: Glocker)
Waberndes Licht und diffuse Akustik – trotzdem schön (Foto: Glocker)

„Ich bin mit großen Erwartungen hierher gekommen. Wie der Name schon sagt: die Musik der 60er und 70er in fantastischer Weise interpretiert durch einen Großmeister der Orgel. Und musikalisch ist es das auch, es könnte nur noch etwas gelungener sein mit der gesamten Klangweite der Orgel und weniger vordringlichem Bass“, resümiert Martin aus München. „Martin Moser beherrscht seine Künste fantastisch“, ergänzt Roland, ebenfalls aus München. „Es ist vielleicht eine akustische Niederlage, aber eine musikalische Klangwelt.“

Zur Pause überlässt Stefan Moser die Bühne DJ Dirk Wagner und die Tanzfläche füllt sich noch mehr. Alte und junge, echte und verkleidete Hippies tanzen stilecht zu den Evergreens der 60er und 70er. Die akustische Abwechslung findet eigenen Anklang, dazu Flowerpower-Beleuchtung, Peace-Zeichen und Twist. „Ich finde das Konzept sehr gut“, sagt Mitorganisator Fabian. „Das Orgelkonzert entwickelt sich weiter und spricht auch ein jüngeres Publikum an.“

Das war bei der Organisation auch ein wichtiger Punkt, weiß Cornelia Daffner: „Damit können sich recht viele Generationen anfreunden. Trotzdem bin ich positiv überrascht, wie gut Orgel on the Rocks angenommen worden ist. Das ist ja wirklich ein sehr außergewöhnliches Konzept, das leicht polarisieren kann. Viele Leute haben aber gerade das Außergewöhnliche gelobt.“ Auch Daffner weiß, dass es an der Akustik gehapert hat. „Der Lichthof ist ein schwieriger Raum mit starkem Hall und den vielen Gewölben. Aber es ist einfach eine richtig geile Location.“ Und bei der nächsten Unikunst-Veranstaltung müssen sich die Organisatoren keine Sorgen wegen der Tonmischung machen: Am 31. Oktober begleitet Stefan Moser das Halloween-Kinospecial Nosferatu mit der Orgel – diesmal ganz nach der alten Schule und ohne Synthesizer.

Mehr Informationen und Veranstaltungshinweise gibt es auf der Homepage von Unikunst e. V.

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