Interview Unileben

„Gerade soziale Themen beschäftigen Studierende im Moment“

Der Stud-O-Mat soll Studierende bei der Wahlentscheidung unterstützen. Ein Gespräch mit Torsten Utz über den Entstehungsprozess des Tools und die fehlende Sichtbarkeit von Studierenden im Wahlkampf.

Vom Handy aus mehr Orientierung bei den Wahlen bekommen. Der Stud-O-Mat. Foto: Bayerischer Studierendenrat.

Von Christopher Bertusch und Pauline May

Unser Gesprächspartner Torsten Utz ist Sprecher des Bayrischen Landesstudierendenrats und hat den Stud-O-Mat mitentwickelt. Er studiert an der Hochschule Coburg. Der Bayerische Landesstudierendenrat (früher: Landes-AStenkonferenz) ist ein Zusammenschluss lokaler Studierendenvertretungen auf Landesebene und seit 2023 im Hochschulgesetz definiert.

Philtrat: Wie ist der Stud-O-Mat entstanden? 

Torsten Utz: Den Stud-O-Mat gab es ja auch schon bei der vergangenen Landtagswahl 2018. Wir haben im Vorgängergremium, der Landes-AStenkonferenz Bayern, die Fragen gemeinsam in Workshops und den Sitzungen erarbeitet und beschlossen und im Bayerischen Landesstudierendenrat bestätigt. Die Fragen kommen aber nicht nur von uns, so hat beispielsweise das Bayerische Studierendenwerk zwei Fragen zum Stud-O-Mat beigesteuert. 

Philtrat: Nach welchen Prinzipien wurden die Fragen selektiert? 

Utz: Der Stud-O-Mat soll wie der Wahl-O-Mat einen Einblick in die Programme und Ideen der Parteien bieten und als Informationsangebot zur Verfügung stehen. Besonders wichtig war es uns, nach Themen zu fragen, die Studierende in ihrem Alltag betreffen – und eben nicht nur nach allgemein politischen.  

Philtrat: Welche Ziele verfolgt der Stud-O-Mat? 

Utz: Wir haben als Studierendenrat für die Landtagswahl mehrere Dinge geplant, beziehungsweise auch gemacht, die den Studierenden helfen sollen, zu erfahren, wo die Parteien politisch stehen. Das heißt nicht, dass wir eine Wahlempfehlung aussprechen können. Aber es ist wichtig, dass die Leute einschätzen können: wo stehen denn die Parteien im Vergleich zu den eigenen Positionen? So wurde auch Mitte des Jahres bei einer Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen der Politik für mich noch einmal deutlich, dass gerade soziale Themen die Studierenden im Moment beschäftigen: Wohnraum, Nachhaltigkeit, solche Sachen. 

Es ist für uns auch wichtig, diese Themen bei den Parteien zu platzieren. Man hat im Wahlkampf gemerkt, Studierende sind nicht unbedingt die präsenteste Gruppe, die bei den Wahlen mitadressiert werden. Uns war es zudem wichtig, dass die angefragten Parteien auf unsere Fragen antworten, das haben wir zum Glück auch geschafft.

Darum geht es am Sonntag bei der Wahl: Die Sitze im Plenarsaal des Bayerischen Landtags sind heiß begehrt. Foto: Rolf Poss I Bayerischer Landtag

Philtrat: Warum weist der Stud-O-Mat nur Antworten von 6 Parteien auf, während der Wahl-O-Mat 15 Parteien besitzt?  

Utz: Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Fragen an die Parteien zu richten, die aktuell im Landtag vertreten sind. Das erschien uns am relevantesten. 

Philtrat: Wie lief die technische Umsetzung ab und welche Schwierigkeiten sind euch dabei begegnet?  

Utz: Wir haben den Stud-O-Mat intern selbst entwickelt, weil wir tatsächlich im Team die Kompetenz haben das durchzuführen. Wir haben uns viele verschiedene Tools angeschaut, die auf dem Markt auch kostenlos verfügbar sind. Das hat uns aber nicht so getaugt, deswegen haben wir selbst was entwickelt. Es dauert natürlich immer, bis das so funktioniert, wie man es sich vorstellt, aber am Ende haben wir es glaube ich ganz gut hinbekommen. Wir haben bisher auch recht positive Rückmeldungen erhalten. 

Philtrat: Gab es etwas, das dich während des Entwicklungsprozesses überrascht hat?

Utz: Ja, es gibt scheinbar seit diesem Jahr eine Vereinbarung der Parteien, die solche Wahlfragen auf eine gewisse Anzahl begrenzt und das war uns vorher nicht bewusst, aber wir konnten den Parteien dann doch bewusst machen, dass es bei 400.000 Studierenden nicht tragbar ist, wenn man seine Antworten auf eine sehr geringe Anzahl an Fragen begrenzt. 

Philtrat: Du hast vorhin schon erwähnt, dass ihr viel positives Feedback zum Stud-O-Mat erhalten habt. In welchem Ausmaß wird das Tool denn genutzt? 

Utz: Wir sehen natürlich die Aufrufzahlen, die sind recht zufriedenstellend. Wir liegen täglich etwa im dreistelligen Bereich, zu Spitzenzeiten auch im Vierstelligen. Hoffentlich wissen die Studierenden am Sonntag, wie ihnen die Erkenntnisse aus dem Stud-O-Mat weiterhelfen können!

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