Online Philterchen

In die Mitte, bitte!

Von Elena Wlacil

Oder: Warum Soziologen eine Sozialangst haben. Das könnte man zumindest meinen, schaut man montags kurz nach zehn in das Audimax. Einführung in die Soziologie wird hier gelehrt. Ich aber kann mindestens die erste Viertelstunde nicht aufpassen, weil ich mich so aufregen muss. Da gibt es massig freie Klappstühle in diesem Saal und doch sitzen immer noch Leute auf dem Boden. Und wieso? Weil die lieben Kommilitonen nicht neben einem Fremden sitzen wollen. Könnte ja kratzen, beißen oder spucken, dieser unbekannte Nachbar. Oder noch schlimmer: Sich mit einem anfreunden wollen. Ne, ne, ne, ne, ne. Wer sich schützen will, hält acht Plätze Abstand. Mindestens.

fullsizerenderIm Ernst, liebe Mitstudierende: Es gibt keine Zweierbänke wie in der Schule mehr. In der Uni sind das Reihen. Und weil jetzt auch viel mehr Leute in eurer „Klasse“ sind, nutzt doch einfach mal die Chance. Rutscht durch, sagt eurem Nebensitzer „Hallo“ und schaut, was passiert. Im schlimmsten Fall ignoriert der euch, im besten grüßt er zurück. Was sich daraus entwickeln kann, liegt dann immer noch an euch. Vielleicht ja sogar eine Freundschaft fürs Leben?

Und selbst, wenn man nicht ganz so weit gehen will. Die Nachzügler, die in vielen Fällen nicht einmal mehr als die akademische Viertelstunde zu spät kommen, freut’s allemal. Wer schon brav in die Vorlesung geht, sollte nicht mit einem kalten Hintern bestraft werden. Und überhaupt. Selbst schlafen kann man mit so einer Tischplatte vor sich besser. Mich erfreut ihr damit allemal. Und sicher auch all die Leute, die in der Vorlesung neben mir sitzen. Die müssen sich dann nämlich endlich nicht mehr mein Gegrantel anhören.

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