Online Rezension

Den grünen Teppich ausgerollt

Nein, es geht weder um Rollrasen noch um die Grüne Woche in Berlin, sondern um Otto Waalkes. Im Rahmen seiner Sprechrolle im Animationsfilm „Grinch“ tourte der friesische Kultkomiker zuletzt durch deutsche Kinos und machte dabei auch Halt im Neufahrner Cineplex.

Von Murilo Macena

Nicht den roten, sondern den grünen Teppich hat das Kino für seinen Stargast ausgerollt, so grün wie das Fell des Grinch. Jener Figur, der im Animationsfilm mit Otto Waalkes als Synchronsprecher neues Leben eingehaucht wird. Beim Betreten des Kinos fällt sofort auf, warum das Event schon drei Tage nach Ankündigung ausverkauft war: Jung und Alt sind versammelt, in Erwartung auf den Mann, der Generationen mit seiner Art von Komik zum Lachen bringt. Während die Jüngeren gespannt auf die Person warten, die sie beispielsweise als Faultier Sid in „Ice Age“ kennen, erinnern sich die Eltern und Älteren im Publikum an den Komiker durch seine Auftritte in Clubs oder im Fernsehen.

Und auch Otto ist an diesem Dezembersonntag vorbereitet. In grüner Jacke und grüner Grinchmütze betritt er den Raum und verbreitet eine fröhliche Stimmung. Trotz Zeitdruck wird jede*r mit Autogrammen und Selfies versorgt, ein paar Fans signiert Otto sogar ihre mitgebrachten alten Schallplatten. Anschließend geht es für ihn auf die Bühne: Er erzählt, wie er zu dieser Rolle kam, und warum er sie so gern übernommen hat. Hier und da sprenkelt er ein paar Ottogags ein.

Doch als er eine Gitarre in die Hand nimmt, sind alle in seinen Bann gezogen. Begeistert singt das Publikum bei all seinen Liedern mit, gegen Ende nimmt Otto sogar Liedwünsche entgegen. Ein harmonisches Zusammenspiel von Publikum und Performer, was aber leider nicht lang genug währt. Man merkt ihm fast an, dass er noch gar nicht weiterziehen möchte, und auch die Zuschauer lassen ihn nur mit Bedauern gehen.

Weiche Schale, weicher Kern?

Während es für Otto weitergeht, erwartet die Kinogänger*innen nun eine Neuauflage des „Grinch“ als Animationsfilm. Wer sich an den Roman Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat (1957) von Theodor Seuss Geisel erinnert, oder die darauf basierenden Filme kennt, weiß bereits, worum es geht: Der griesgrämige Grinch wünscht sich nichts lieber, als allen Bewohner*innen in Whoville Weihnachten zu vermiesen. Denn er hasst dieses Fest und vor allem kann er die übermäßige Freude der Whos, die Bewohner der ihm viel zu fröhlichen Stadt, nicht nachvollziehen – ja, es nervt ihn regelrecht. Deswegen heckt er einen Plan aus, wie er all ihre Geschenke stehlen kann.

Jedoch merkt man schon im Verlauf des Films, dass seine Art vielleicht sehr rau erscheinen mag, aber sein weiches Fell wohl eher seinem Wesen entspricht. Ottos Stimme fügt sich wunderbar in den Charakter ein und macht seinen Wandel glaubhafter – er selbst sagte bereits, dass er den Grinch eher als einsame, denn als tatsächlich böswillige Figur einschätzen würde. Die weiche Animation lässt alle Figuren liebenswert erscheinen und besonders im weihnachtlich dekorierten Whoville verdeutlicht die Fülle an Farben die Freude am Weihnachtsfest. Der Film scheint vor allem an Familien gerichtet zu sein. Am Ende möchte er eine gute Botschaft vermitteln: Mehr als der Konsum zählt an Weihnachten die Liebe.

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