Sehen

Das Andere Sehen

Die Alexander Tutsek-Stiftung zeigt seit Januar eine Ausstellung zeitgenössischer Glaskunst internationaler Künstler*innen. Seit Anfang Juli befindet sich die Ausstellung nun in Verlängerung. Bis Ende November 2018 bietet sie noch die Möglichkeit, die zum Thema Das Andere Sehen – dem Titel der Ausstellung – zusammengetragenen glitzernden und glänzenden Werke zu besuchen.

Raimund Kummer: Sternengewölbe, Detailansicht;1990 Auge: Böhmisches Glas 18,5 x 35 x 35 cm Sterne: Stahlguss, 23 Teile je 1,5 x 2 x 2 cm bis 2,5 x 5 x 5 cm Vitrine: Stahl, Hartgummi, Plexiglas 96 x 62 x 53,5 cm Sammlung Alexander Tutsek-Stiftung © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Von Tabitha Nagy

Die Werke und die Ausstellung beschäftigen sich mit den Komplexen Sehen, Kommunikation, Gegensätzen und Perspektivenwechsel. So arbeitet Raimund Kummer mit der Form der Augenprothese in seinem Sternengewölbe, die argentinische Malerin Alejandra Seeber lässt uns Gespräche in ihre im Raum schwebenden, gläsernen Speech Bubbles imaginieren und Tony Craggs Untitled scheinen sich leise zueinander geneigt zu beraten. Einen Perspektivenwechsel und zugleich eine Gegenüberstellung von Gegensätzen vollführt auch Kiki Smiths Werk Ashen, ein Kindersarg in dessen Inneren zarte gläserne Blumen sprießen. Die „Asche“, das Vergangene, Fahle, das Tragische wird zum Nährboden neuen Lebens.

Glas: Ein Material im Wandel

KIKI SMITH: Ashen; 2010 Lampenglas, Holz 157,5 x 158,1 x 56,5 cm Sammlung Alexander Tutsek-Stiftung © Kiki Smith, courtesy Pace Gallery Foto: Kerry Ryan McFate

Viele der Künstler*innen, deren Werke derzeit in der Alexander Tutsek-Stiftung zu sehen sind, vollführen durch die Arbeit mit dem Material Glas an sich einen Perspektivenwechsel. Viele dieser zeitgenössischen Künstler*innen arbeiteten ursprünglich in anderen Medien und Gattungen wie Malerei, Zeichnung, Bronze, Holz, Fotografie oder Video. So mussten sie sich die aufwendige Arbeit mit dem Material Glas erst aneignen, oder sich mit erfahrenen Glaskünstlern*innen für ihre Werke zusammenschließen. Auf diese Weise entstehen zahllose Herangehensweisen und Perspektiven zum Material. Die Künstler geben uns bei jedem Werk die Möglichkeit das Material Glas auf eine andere Art zu sehen. Außerdem zeigt die Ausstellung mit den vielfältigen künstlerischen Ansätzen der gezeigten Werke von bekannten zeitgenössischen Künstlern*innen von verschiedensten Orten der Welt, eine neue Position des Materials in der Kunst. Wurde das Material Glas lange dem Bereich des Handwerks und des Dekors zugeschrieben, so hat es „eine enorme Aufwertung in der zeitgenössischen Kunst gewonnen“, wie Eva-Maria Fahrner-Tutsek, die Vorsitzende der Stiftung herausstellt. So verschiebt sich auch die Wahrnehmung des Materials Glas, es wird von den Künstlern*innen anders gesehen.

Eine Stiftung für Kunst und Wissenschaft

TONY CRAGG: Untitled; 2015 Glas 47 x 26 x 27 cm Sammlung Alexander Tutsek-Stiftung © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Foto: Michael Richter

Die Alexander Tutsek-Stiftung wurde 2000 von Alexander Tutsek und Dr. Eva-Maria Fahrner-Tutsek geründet. Bewusst engagiert und fördert sie das Spezielle, Besondere und das Vernachlässigte, Übersehene in Kunst Wissenschaft. In der Wissenschaft fördert sie die Ingenieurswissenschaften in den Bereichen Glas, Keramik, Steine und Erden. In dem Bereich der Ingenieurswissenschaften betreibt sie auch Nachwuchsförderung in Form von Stipendien, Preisgeldern und der Finanzierung von Ausrüstung in den Forschungslaboren. In der Kunst konzentriert sich die Förderung auf zeitgenössische Fotografie und Glaskunst. Hier organisiert die Stiftung regelmäßig Ausstellungen und baut eine eigene Sammlung in diesen Medien auf. Neben der Nachwuchsförderung, die auch hier für Glaskunst und Fotografie betrieben wird, fördert die Alexander Tutsek-Stiftung auch Institutionen wie das Haus der Kunst, mit dem 2016 eine längerfristige Kooperation eingegangen wurde, oder die Pinakothek der Moderne, für die die Stiftung den Ankauf einiger Fotografien finanzierte und eine Ausstellungsreihe zu aktuellen Positionen der internationalen zeitgenössischen Fotokunst unterstützt. Die Ausstellungen in dem ehemaligen Bildhaueratelier in Schwabing sind stets einen Besuch wert und beinahe noch ein Geheimtipp in der Münchner Kunstlandschaft.

MONA HATOUM: Korb V; 2014 Geblasenes Glas, Stahl 33 x 49,5 x 45 cm Sammlung Alexander Tutsek-Stiftung © Mona Hatoum Foto: Joerg Lohse

 

Die Ausstellung „Das Andere Sehen“ läuft noch bis 16. November 2018

Öffnungszeiten | Dienstag bis Freitag, 14 bis 18 Uhr

Eintritt | 3 Euro, ermäßigt 2 Euro
Nächste Führung | 06.09.2018 | 16 Uhr
Anmeldung | event@atstiftung.de

Alexander Tutsek-Stiftung
Karl-Theodor-Straße 27
80803 München
Hinweis: Das Tor ist in der Regel geschlossen, bitte klingeln

Kunst im Kontext

KUNST IM KONTEXT war bis Ende des Sommersemesters 2019 eine Kooperation mit dem Department Kunstwissenschaften der LMU. Studierende der fünf Studiengänge Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte, Kunstpädagogik, Musikwissenschaften und Musikpädagogik rezensierten Ausstellungen, Konzerte und Theaterinszenierungen, berichteten über berufliche Perspektiven nach dem Studium und schrieben über alles, was sonst noch so los ist an der Isar. Die Texte entstanden im Rahmen von Seminaren des Departments und in einem freien Redaktionsteam.

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