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Von Buttermilch und Zigarren

Ein After-Bloomsday mit Harry Rowohlt

Um den Bloomsday nach zu feiern, kam Harry Rowohlt am 17. Juni nach München ins Literaturhaus. Er las erstmalig aus dem noch nicht veröffentlichten Bilderbuch Die Katzen von Kopenhagen von James Joyce. Durch den Abend führte Ulrich Störiko-Blume, der Verlagsleiter des Hanser Kinder- und Jugendbuchs.

Foto: Hanser Verlag

Die Veranstaltung ehrte das Oeuvre von James Joyce, ganz in der für den Bloomsday typischen ausgelassenen Atmosphäre. Der Bloomsday ist ein alljährlich am 16. Juni zelebrierter Gedenktag, der sich auf das Hauptwerk des irischen Autors, Ulysses, bezieht. Namensgeber ist die Hauptfigur des Romans, Leopold Bloom.

Harry Rowohlt hat das bis 2012 unveröffentlichte Werk The Cats of Copenhagen prägnant ins Deutsche übersetzt. „Kürzer als ein Country Song“, so Rowohlt, war der Text ursprünglich als ein Brief an Joyces vierjährigen Enkel Stephen zu Papier gebracht worden. Der Brief diente als Entschuldigung dafür, dass Joyce Stephen nicht das für seine Zeit übliche Geschenk – eine mit Süßigkeiten gefüllte Katze – aus Kopenhagen mitbringen konnte. Das Bilderbuch erzählt von Buttermilch trinkenden, Zigarren rauchenden Polizisten, rot gekleideten Jungens und warum Kopenhagen eigentlich dringend Katzen braucht. „Stell‘ dir nur mal eine Katze vor, die den ganzen Tag im Bett liegt und Zigarren raucht!“

Bei der Veranstaltung im Literaturhaus las Rowohlt das englische Original, sowie die deutsche Fassung. Begleitet wurde seine charismatische Stimme von den an die Wand projizierten Illustrationen zum Text aus der Feder Wolf Erlbruchs, der bei diesem Buch eine ganz neue Farbkreide-Technik angewandt hat. Eingebettet war die Lesung in Beiträge zur Entstehungsgeschichte des Buchs. So las Rowohlt mit Hingabe auch Stellen aus dem ersten Teil von James Joyces Ulysses, die von Leopold Bloom und seiner Katze erzählen. Als Rowohlt und Störiko-Blume sich der Interpretation der Joyce’schen Beschreibung von „Miau“ widmeten, oder „Mrknao“ in der Übersetzung von Ulysses von Georg Goyert, betraten Joyces Katzen fühlbar den Raum.

Störiko-Blume berichtete außerdem von der Jagd auf das Fundstück The Cats of Copenhagen und erzählte, wie daraus ein deutsches Kinderbuch werden konnte. Dabei warf Rowohlt ein, dass der Text eigentlich keine Altersgrenzen kennt: „Wenn das Kind doof ist, ist es mit 65 immer noch zu jung, um James Joyce zu verstehen.“ Das zeigte sich bestätigt in der altersgemischten Schlange vor dem Signiertisch im Anschluss an die Veranstaltung. Das äußerst empfehlenswerte Bilderbuch Die Katzen von Kopenhagen reiht sich also in Joyces Gesamtwerk stimmig ein und konnte schließlich auch als Anlass für einen gelungenen After-Bloomsday dienen.

 

James Joyce: Die Katzen von Kopenhagen

Aus dem Englischen von Harry Rowohlt

Mit Illustrationen von Wolf Erlbruch

€ 14,90 (D)

Erscheint am: 29.07.2013

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