Kulturphilter

The Invention of Lying – Lügen macht erfinderisch

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht…

Was wäre die Welt ohne kleine Notlügen und großes Flunkern? Ein deprimierender und oberflächlicher Ort, so scheint es zumindest in The Invention of Lying, dem neuen Film des britischen Komikers Ricky Gervais, der die Hauptrolle spielt, Regie führte, den Film produzierte und am Drehbuch mitschrieb.

Es ist eine Komödie in einer alternativen Realität, in der die Menschen nie die Fähigkeit zu lügen entwickelt haben. Das führt zu witzigen Situationen, kann aber auch schnell zeigen, was hinter der Fassade eines Menschen vorgeht.

So auch bei Marc Bellison (Ricky Gervais): Er ist ein erfolgloser Drehbuchautor, untersetzt und mit wenig Hoffnung, was die Frauen angeht. All das wird ihm permanent unter die Nase gerieben, sei es in der Arbeit, auf der Straße oder bei seinem Date mit Anna McDoogles (Jennifer Garner). Zwar  wollen die Menschen den anderen nicht notwendigerweise verletzen, aber sie können nun einmal nicht anders. Als er gefeuert wird, sieht Marc sich dann auch noch prompt von der Obdachlosigkeit bedroht, denn sein Vermieter weiß natürlich auch schon Bescheid. Als er für die Räumung sein Konto leeren will, ändert sich für ihn jedoch alles. Marc macht eine unglaubliche Entdeckung: Er sagt etwas, das nicht so ist. Er lügt.

…nur, wenn man denkt, dass er die Wahrheit spricht!

Was man so alles in einer Welt anstellen kann, in der man der einzige Mensch mit der Fähigkeit zu lügen ist, kann man sich leicht ausmalen. Was diesen Film aber so interessant macht, ist, dass er mehr als nur eine Komödie ist. Denn Gervais und sein Co-Autor Matthew Robinson wagen sich an die Frage, wie es mit der Religion in solch einer Welt stehen würde.

Dabei scheint es fast schon zynisch, wenn der Tod ein Tabu ist und alle Welt wie selbstverständlich von einer „eternal nothingness“ ausgeht. Genauso, wie auch die Idee, dass man mit einer Lüge den Menschen falsche Hoffnung gibt. Aber auch hier schafft es The Invention of Lying zu überraschen. Mit schwarzem Humor befasst sich der Film zwar mit Religion, aber er vermag es dadurch auch, den Zuschauer zu Tränen zu rühren ohne dabei rührselig zu werden.

Es werden alle Register gezogen, von den berühmten Hauptdarstellern über zahlreiche Auftritte bekannter Nebendarsteller bis hin zu großen Themen wie Liebe und Religion. Bissiger schwarzer Humor verbindet sich mit netten Gags, Selbstironie und dem Durchbrechen der vierten Wand durch Voice-Over Narration. Der Zynismus versöhnt sich mit der Hoffnung, die Wahrheit mit der Lüge. Was in vielen Filmen gezwungen oder verzweifelt wirkt, ist hier im perfekten Verhältnis gemischt.

Um den Film noch einmal „wahrheitsgemäß“ zu zitieren: „This is the best screenplay ever written!“

Nachdem der Film im Rest der Welt bereits seit Oktober 2009 läuft, kommt er am 8. Juli auch hierzulande endlich in die Kinos.

(Bild: Focus Features International, Radar Pictures und Media Rights Capital)

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